Wir verlassen die Marina von Vila Real de Santo António am Morgen des 13. September. Da die Marina vom Fluss durchströmt wird, warten wir den Wechsel der Gezeiten ab, sonst müssten wir beim Ablegen die Strömung mit einbeziehen. Nach dem Frühstück ist es so weit: Wir lösen die Leinen und fahren wieder hinaus auf den Fluss.
Wir lagen lange genug in der Marina. Wir wollen uns das Liegegeld sparen und den Anker zwischen den beiden Städten Vila Real und Ayamonte werfen. Von dort aus, so denken wir, können wir mit dem Dinghy entweder die portugiesische oder die spanische Stadt erkunden.
Mit dem Dinghy machen wir uns zuerst auf den Weg nach Vila Real – aber wir finden keinen Platz, wo wir gut an Land gehen könnten und das Dinghy sicher vertäut wüssten. Das Flussufer ist über weite Teile befestigt. Entweder sind es Betonwände, an denen wir nicht hoch kommen oder es sind Böschungen, an denen es zwar Treppen und ab und zu Ringe gibt, die aber aus scharfkantigen Steine bestehen. Wenn wir da unser Dinghy festmachen, können wir uns fast sicher sein, dass es in der starken Strömung des Flusses kaputt geht. Wir fahren auch in den Fischerhafen – da sieht es aber noch schlechter aus. Wir müssten irgendwo zwischen die großen Fischerboote gehen – das trauen wir uns nicht.
Wir beschließen auf die andere Seite zu wechseln und schauen uns mit dem Dinghy die Marina von Ayamonte an – aber auch dort gibt es keine Möglichkeit anzulanden. Die Stege der Marina liegen auf der rechten Seite der Einfahrt in das Hafenbecken, auf der linken Seite befindet sich die Hafenpromenade von Ayamonte. Die Hafenpromenade bietet keine Möglichkeit das Dinghy zu befestigen. In der Marina würden wir zwar irgendwo einen Platz finden – aber der Zugang zu den Stegen wird durch automatische Türen gesichert. Wir kämen raus, aber ohne Zugangskarte nicht mehr rein.
Einigermaßen gefrustet machen wir uns wieder zurück zu Sabir. Zu allem Überfluss hat inzwischen der Wind zugenommen und auf dem Fluss bilden sich Schaumkrönchen auf den Wellen. Wir kommen einigermaßen nass gespritzt auf dem Schiff an. Zum Glück ist es warm, so dass uns das nicht viel ausmacht.
Wir verbringen also den Nachmittag auf dem Schiff und sind ein bisschen traurig, dass wir nicht noch mal durch Vila Real schlendern konnten.
Ich bestelle bei einem Schiffsausrüster in Ayamonte drei neue 130Ah AGM-Batterien für Sabir. Die Preise dort sind einigermaßen günstig und vor allem kann ich sie gleich morgen, direkt im Laden, in der Nähe der Marina Ayamonte, abholen.
Der Wind hält den ganzen Nachmittag über an. Zur Versöhnung mit dem Tag nimmt er jedoch am Abend ab und wir bekommen einen wunderschönen Sonnenuntergang präsentiert.
Der kommende Morgen beschert uns trübes Wetter und Regen. Allerdings soll es im Verlaufe des Tages aufklaren und trocken werden. Genau richtig um die Batterien in Ayamonte abzuholen.
Tatsächlich hört der Regen um die Mittagszeit auf und gegen 14:00 Uhr kann ich bei Sonnenschein das Regenwasser aus dem Dinghy schöpfen.
Claudia und ich machen uns wieder auf den Weg zur Marina Ayamonte. Wir machen uns an einem Steg fest. Claudia wartet auf der Wasserseite auf mich und ich gehe durch die automatische Türe auf die Landseite. Claudia soll mich wieder reinlassen, wenn ich zurück komme.
Das ist aber gar nicht nötig. Ich treffe einen Mitarbeiter der Marina und erkläre ihm, dass wir uns für eine Stunde in der Marina festgemacht haben und nur kurz die Batterien abholen wollen. Für ihn ist das kein Problem und er bietet sich an, mir nachher wieder die Türen zu öffnen. Ich frage ihn gleich noch, ob wir uns ab morgen in die Marina legen können – das soll ich aber später (nach der Siesta) telefonisch mit einer Mitarbeiterin im Office klären.
Vom Bootsausrüster leihe ich mir eine Sackkarre und fahre die drei jeweils knapp 30kg schweren Batterien in einer einzigen Fuhre vom Laden zur Marina. Wir wuchten die Dinger ins Dinghy (die Vorstellung, dass uns jetzt oder nachher bei Sabir einer der Akkus über Bord gehen könnte ist gruselig…). Ich gebe die Sackkarre zurück und wir fahren mit der kostbaren Fracht zurück zu Sabir. Das Ausladen gelingt zum Glück auch hier problemlos.
Ich habe uns im Laden auch gleich noch eine kleine spanische Flagge gekauft – die hatten wir tatsächlich noch nicht an Bord. Eigentlich ist es üblich auf dem Grenzfluss sowohl die portugiesische, als auch die spanische Gastlandflagge übereinander zu setzen. Wir hatten aber nur die portugiesische… Endlich konnten wir nun vorschriftsmäßig beide setzen.
Telefonisch bekommen wir einen Platz in der Marina Ayamonte zugesichert, morgen wollen wir Sabir dorthin verlegen. Ayamonte macht einen so schönen Eindruck, dass wir einen Besuch in der Stadt nicht verpassen wollen.
Mit leichtem Wind von der Seite legen wir am 15.9. um die Mittagszeit in der Marina an. Ich mache mich an den Tausch unserer Bordbatterien und Claudia macht sich auf den Weg in die Stadt – unsere Briefwahlunterlagen müssen unbedingt auf die Post nach Deutschland gebracht werden.
Nachdem die Batterien erfolgreich eingebaut sind, schlendern wir noch einmal gemeinsam durch die Stadt und ich kann die Begeisterung nachvollziehen, mit der Claudia von ihrer ersten Runde zurückkam. Ayamonte ist eine ziemlich schöne Stadt. Nahezu alle Häuser haben individuelle und besondere Haustüren und die Fenster des Erdgeschosses sind mit kunstvollen schmiedeeisernen Fenstergittern versehen.
Viele Häuser haben Balkone und Erker und bunte Verzierungen. Auch hier finden wir zum Teil gekachelte Fassaden, wie wir sie von Portugal kennen – hier hat vieles aber vermutlich eher maurischen Ursprung. Wir können uns fast nicht satt sehen.
In der Statt gibt es viele große Plätze, die von Palmen und schwer duftenden Jasminsträuchern gesäumt sind.
Auf dem Weg zurück in die Marina kommen wir an einem riesengroßen Ficus Benjamini vorbei, aus dem ohrenbetäubendes Gezwitscher und Pfeifen von unzähligen Vögeln kommt. Wir stehen lange unter dem Baum und versuchen die Vögel zu Gesicht zu bekommen – aber es gelingt uns nicht, zu dicht ist das Laub des Baumes.
Am kommenden Tag entschließe ich mich dazu die Batteriebank doch noch mal um eine weiter 130Ah-Batterie zu erweitern. Wir haben nun 4 mal 130Ah. Ich hoffe, dass es mir gelingt, mit der Batteriekapazität, dem Strom aus den 300Wp Solar, zusammen mit dem Windgenerator, genügend Strom zur Verfügung zu haben, dass ich damit regelmäßig auch das Notebook über den Inverter laden kann, ohne dass wir die Batterien mit dem Motor nachladen müssen.
Am Abend gehen wir in die Stadt um Tapas zu essen. Wir kommen allerdings irgendwie wieder mal mit der portugiesischen und der spanischen Zeit durcheinander (bei uns an Bord leben wir immer noch nach der portugiesischen Sommerzeit). So stellen wir fest, dass sich die Lokale bereits am Leeren waren, als wir dort angekommen sind um zu essen… Wir finden dennoch ein Lokal in dem wir Tapas bekommen. Wir genießen die kleinen Häppchen und sind vor allem begeistert von den Oliven, die wir serviert bekommen. Diese heißen „Aceitunas Chupadedos“, was auf Deutsch quasi „Fingerschlecker-Oliven“ bedeutet.
Am 17.9. wollen wir versuchen eine neue Matratze für das Bett im Salon zu kaufen. Die Matratze, die da derzeit liegt ist so dünn, dass man sie mit den Knochen durchdrücken kann und den harten Untergrund spürt. Letztes Jahr im November haben wir auf Porto Santo schon versucht sie mit ein paar Schaumstoffauflagen bequemer zu machen – das hat es zwar besser gemacht, ist aber einfach nicht zufriedenstellend.
Leider gelingt uns das nicht. In Ayamonte gibt es keine Geschäfte, die Matratzen verkaufen und es war ein Ding der Unmöglichkeit ein Auto zu mieten um damit auf die portugiesische Seite nach Faro zu IKEA zu fahren. Also bleibt uns nun nur, das Ganze von Olhão aus zu machen, wo wir ja eh hinwollen, weil dort am 23. September Christoph zu uns stoßen wird um uns auf der Überfahrt nach Porto Santo zu begleiten.
Es wird also Zeit, sich langsam wieder auf den Weg in Richtung Culatra zu machen. Wir bezahlen die Marina und fahren raus in den Fluss, wo wir den Anker nahe der portugiesischen Seite vor der Autobrücke werfen.
Wir wollen von hier aus sehr früh morgens mit ablaufendem Wasser losfahren. Leider verkalkuliere ich mich mit der Höhe der Gezeiten: Es ist gerade Vollmond. Dadurch fällt das Hochwasser besonders hoch und das Niedrigwasser besonders niedrig aus. So dauert es ein paar Tage, bis wir endlich starten können.
Um aus dem Guadiana raus fahren zu können, muss das Wasser an der Mündung des Flusses tief genug sein, damit wir über die Sandbank kommen, die sich dort befindet. Ebenso müssen wir ungefähr eine Stunde vor Hochwasser an der Einfahrt der Lagune bei Culatra sein. Es sind ungefähr 35nm dorthin. Wenn wir 10nm unter Motor mit 5,5kn und den Rest unter Segeln mit ca. 4,5kn Fahrt rechnen, brauchen wir hierfür ca. 7,5 Stunden. Am 20. September sind die Bedingungen endlich so, dass wir morgens um 5:30 Uhr bei Nacht den Anker lichten. Die Strömung schiebt uns mit über 2kn, so dass wir mit knapp 7,5kn über Grund den Fluss hinab zum offenen Meer fahren.
Ich bin aufs äußerste angespannt. Claudia und ich halten Ausschau nach den beleuchteten Fahrwassertonnen durch die wir, wie durch Tore, hindurch müssen, damit wir nicht links oder rechts davon in seichteres Wasser kommen. Schneller als geschätzt gelangen wir an die Flussmündung und überqueren die Stelle, an der die Wassertiefe am geringsten ist.
Auf dem offenen Meer angekommen, fahren wir noch eine Zeit lang mit dem Motor, da der Wind noch zu schwach zum Segeln ist. Claudia kommt mit dem vorbereiteten Müsli und einem Kaffee von unten und wir frühstücken bei Sonnenaufgang, während der Autopilot Sabir in Richtung unseres Ziels steuert.
Irgendwann können wir die Segel setzen und den Motor stoppen. Endlich ist Ruhe und wir ziehen mit gemütlichen 3-4kn in Richtung Culatra.
Wir erreichen die Einfahrt zur Lagune gegen 12:30 Uhr. Wir nehmen den bereits bekannten Weg durch das betonnte Fahrwasser zur Insel Culatra und werfen dort den Anker.
Hallo Claudia und Peter,
ich lese mit Begeisterung euren Blog. Man spürt die Begeisterung für Land und Meer. Die Beschreibungen und Berichte lesen sich zum träumen.
Mir kommen die Bilder von Ayamonte sehr bekannt vor. Ich habe unsere Reiseunterlagen von 2015 abgestaubt und festgestellt, dass wir diesen Ort in unserem Urlaub auch besucht haben.
Ich wünsche euch noch eine gute Zeit.
Hallo Ihr Zwei,
es freut uns, wenn Euch das Lesen unserer Berichte Freude macht. Schön, wenn es dann auch noch schöne Erinnerung bei Euch weckt.
Viele Grüße an Euch!