Porto Santo – Madeira, wir holen Christoph ab

Christoph kommt uns wieder besuchen. Wir freuen uns sehr, denn es ist ja schon über ein Jahr her, dass er mit uns die Passage von der Algarve nach Porto Santo gesegelt ist.

Wir beobachten schon die letzten Tage Windy, denn wir würden gerne nach Madeira rüber segeln und Christoph dort in Caniçal abholen. Eingekauft haben wir schon in Porto Santo. Hier können wir alles gut aufs Schiff bringen ohne dass wir das Dinghy bräuchten. Außerdem möchten wir Christoph die maximale Segelzeit bieten, da er nur eine Woche hier sein wird.

Wir lösen am 10.11. gegen 10:00 Uhr die Leinen auf Porto Santo. Wir sind schon sehr gespannt, ob wir genügend Wind haben werden. Peter fährt aus der Marina raus und ich beginne schon mal die Leinen aufzuschießen und die Fender reinzuholen. Dabei fällt mir auf, dass der große Langfender, der an unserer Backbordseite hing, die Luft verloren hat. Ach nein, so ein Mist. Wir haben die letzten Tage bei unserem großen Kugelfender das gleiche festgestellt. Beide hingen zwischen Surprise und Sabir. Surprise hat immer unsere alte Dame angerempelt. Durch den Schwell der letzten Tage haben die Fender wohl dem Druck nicht mehr standgehalten. Das ärgert uns sehr! Zwei Fender kaputt…

Plötzlich fällt mir auf, dass von den kleinen nur noch sechs da sind. Huch… wo ist der siebte? Wir kontrollieren nochmal beide Seiten, aber es hängt tatsächlich keiner mehr an der Bordwand, weder steuer- noch backbord. Wir können uns nicht erklären wie das geschehen konnte. Wir mutmassen, dass sich durch das Geschubbel von Surprise an Sabir vermutlich der Knoten gelöst hat und der Fender ins Hafenbecken gefallen ist. Kann das wirklich sein? Naja, vielleicht hatte er ja auch Luft verloren… wir wissen es nicht. Fazit: Drei Fender verloren… das macht uns ganz schön ärgerlich.

Genug geärgert, es ist Zeit die Segel zu setzen. Wir überlegen noch ob wir den Genacker raus holen, entscheiden uns dann aber es mit Groß und Genua zu versuchen. Wir haben nämlich tatsächlich zwischen 9 und 12 Knoten Wind. Das reicht unserer Dame aus um uns gut vorwärts zu bringen. Peter setzt schließlich noch den Besan und so schippern wir mit 4-5 Knoten Madeira entgegen.

Heute hat es eine sehr lange, wir schätzen zwei Meter hohe Welle und dazwischen lauter kleine Wellen. Das schaukelt uns ganz schön hin und her. Ein Segler der ein Stück vor uns zu sehen ist, verschwindet immer mal wieder hinter dem Wellenberg, das ist immer wieder sehr beeindruckend zu sehen. Die Fahrt verläuft ansonsten ziemlich ereignislos. Für den kleinen Hunger zwischendurch machen wir uns einen Kichererbsensalat mit Avocado und Feta. Unser elektrischer Autopilot steuert uns zielgenau in die Enseada da Abra. Hier sind wir nun schon zum vierten Mal. Wir fahren an der Fischfarm vorbei und lassen gegen 16:45 Uhr den Anker fallen.

Gegen 18:00 Uhr wird es hier dunkel und sobald die Sonne weg ist, ist es auch sehr schnell zu kühl um noch länger draußen sitzen zu können. Wir machen es uns im Salon gemütlich und fügen Bilder in unsere Blogbeiträge von den Azoren ein. Es macht sehr viel Spaß die Erinnerungen nochmal aufleben zu lassen.

Wir merken, dass wir durch die Schaukelei ziemlich müde sind und fallen gegen 22:00 Uhr müde in die Betten. Doch an Schlaf ist heute nicht so leicht zu denken. Sabir schaukelt ziemlich wild hin und her. Schließlich verziehe ich mich mit meinem Bettzeug auf die Matratze im Salon. So kann sich Peter in der Vorschiffkajüte besser ausbreiten und ich mich im Salon. Das Einschlafen fällt trotzdem schwer und auch ein erholsames Durchschlafen geht heute nicht.

Am nächsten Morgen sind wir ziemlich gerädert. Stehen schon vor Sonnenaufgang auf und beobachten wie schon sehr viele Wanderer auf dem Weg zum Aussichtspunkt Ponta de São Lorenço sind. Wir machen uns erstmal einen Kaffee und schauen auf unserer Schiffschaukel dem Sonnenaufgang zu. Wie schön die Sonne die Felsküste bestrahlt. Die braunen und roten Elemente leuchten in der aufgehenden Sonne. Wir entscheiden heute, dass das hier unsere Lieblingsbucht ist. Wir sind irgendwie sehr verlangsamt heute, frühstücken gemütlich und beobachten immer wieder die Wanderer, die sich wie Perlen an einer Schnur auf dem Wanderweg zeigen. Peter springt irgendwann ins Wasser, kontrolliert den Anker. Wir „arbeiten“ auch heute an den Blogbeiträgen.

Gegen 15:00 Uhr lichtet Peter den Anker, ich fahre uns aus der Bucht raus, Richtung Caniçal. Wir kommen an Quinta do Lorde vorbei. Dieser Ort ist von hier so schön anzuschauen. Es ist kaum zu glauben, das es ein Geisterdorf ist. In Caniçal können wir morgen mit dem Dinghy in den Hafen fahren und Christoph abholen. Die Fahrt ist kurz und es lohnt sich nicht die Segel zu hissen. Nach knapp einer Stunde sind wir angekommen und der Anker ist geworfen. Peter kontrolliert den Anker, ich bereite unser Abendessen vor.

Anschließend räumen wir noch die Gästekajüte von unserem Kram leer, so dass unser Gast morgen einziehen kann.

Wir haben einen schönen Blick auf das ehemalige Walfängerdorf Caniçal und einen weniger schönen Blick auf den Industriehafen.

Am Abend hören und sehen wir unter Deck wie ein Feuerwerk abgeschossen wird. Wir bewaffnen uns mit Foto und Handy, doch bis wir oben sind und uns in Position bringen können, sind auch schon die letzten Böller abgeschossen. Ich sage: „Schade, hat der Auftrag also nicht geklappt? Das sollte eigentlich erst morgen, zur Begrüßung von Christoph, abgeschossen werden.“ Peter meint: „Nein mein Schatz, das heute war für Dich, weil ich Dich so lieb‘ habe…“

Wir fallen heute früh in die Betten und hoffen auf einen Schlaf ohne großes Geschaukel. Tatsächlich schaukelt es hier auch, aber lange nicht so heftig, wie die vergangene Nacht.

Gegen 0:20 Uhr schrecke ich durch einen langen, lauten Signalton eines Schiffhorns auf. Ich erschrecke und höre jetzt auch Schraubengeräusche, die sehr nah sind. In der Folge noch zwei lange Signaltöne. Shit, was ist hier los. Hat sich unser Anker gelöst, treiben wir ab? Meine Gedanken drehen sich. Nein, wenn sich der Anker gelöst hat, dazu passen nicht die Schraubengeräusche. Ich springe nach oben und sehe wie Rebecca S den Hafen verlässt. Puh, jetzt bin ich hellwach und mir ist schlecht vor Schreck. Peter sagt: dreimal langer Signalton heißt „ich will überqueren“ (hier die Einfahrt in ein anderes Hafenbecken). Na gut, dann hat Rebecca S ja alles richtig gemacht… ich habe mich trotzdem ziemlich erschreckt. Hätte man ja auch mit rechnen können, wenn man direkt vor einem Industriehafen den Anker wirft…

Wir liegen noch eine Weile wach und finden keinen richtigen Schlaf mehr. Trotzdem wachen wir am nächsten Morgen schon vor halb sieben Uhr auf. Fast zur gleichen Zeit kommt eine Nachricht von Christoph, dass es für ihn jetzt losgeht. Wir freuen uns schon sehr.

Nach dem Frühstück lassen wir das Dinghy ins Wasser – und juhu, der Motor springt nach so langer Zeit ohne Murren und Knurren an. Wir fahren rüber nach Caniçal. Hierzu geht es durch den Industriehafen, kein wirklich schöner Anblick. Vorbei an mindestens 15 großen Fischereischiffen. Wir überlegen „na, wenn die alle und jeden Tag rausfahren, dann wundert es uns nicht mehr, dass unsere Meere überfischt sind…“

In Caniçal steuern wir gleich den kleinen Supermarkt an, den wir noch von unserem letzten Aufenthalt auf Madeira kennen. Leider schaut dieser geschlossen aus, aber nicht weil Samstag ist, die Scheiben sind mit Zeitungspapier abgeklebt. So schade…

Wir erinnern uns, dass es ganz in der Nähe noch einen kleinen Supermarkt gibt, dieser ist geöffnet und hier finden wir das Obst und Gemüse, das noch auf unserer Liste steht. Die Regale in dem Markt sind so eng gesetzt, dass wir mit unseren Rucksäcken Angst haben, irgendwas zu berühren und Chaos zu veranstalten. Zwei Menschen kommen nicht wirklich aneinander vorbei. Auf kleinstem Raum gibt es hier alles, was man zum Leben benötigt.

Wir gehen noch zur Panaderia Deus do Sol, denn das wissen wir auch noch vom letzten Mal, hier gibt es leckeres Brot, Kekse und Kuchen. Wir genießen noch einen Galão, können mit kurzer Kleidung in der Sonne sitzen – wohlwissend, dass es Mitte November ist – und genießen es sehr.

Zurück auf Sabir, backen wir noch einen Sonntagskuchen, verfolgen den Start von Christoph über FlightRadar24 und bereiten die Poké à la Sabir für heute Abend vor.

Als Christoph mit easyJet im Landeanflug auf Funchal ist, bringen wir uns auf Sabir in Position und machen ein Bild.

Christoph meldet sich, dass er gut gelandet ist und gibt uns Bescheid, bevor er ins Taxi steigt.

Wir machen uns schließlich gegen 17:15 Uhr auf den Weg zum Dinghy Dock im Fischereihafen und kommen gleichzeitig mit Christoph am Steg an. Ein herzlicher Empfang folgt und irgendwie fühlt es sich gleich wieder so vertraut an…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert