Heute verzichten wir darauf, uns ein Vesper mitzunehmen. El Golfo ist nämlich für seine Fischrestaurants bekannt und das wollen wir, da wir uns heute die grüne Lagune dort anschauen wollen, nicht entgehen lassen. Ich bin schon sehr gespannt, was es für mich zum Essen geben wird.
El Golfo liegt im Südwesten von Lanzarote. Die Straße, die uns hierher führt, endet im Dorf. Es wohnen hier anscheinend nur 172 Menschen. An der Anzahl der Fischrestaurants hier gemessen, scheint das Dorf hier jährlich von Touristen überrannt zu werden.
Südlich des Dorfes findet sich der im Meer versunkene Krater des Vulkans „Montaña de Golfo“, in dem sich die Lagune „Charco Verde“, in markant grüner Farbe gebildet hat.
El Golfo
Vom Parkplatz aus schauen wir von einem Hügel hinunter auf zwei wunderschöne Strände aus schwarzem Lavasand.
Von dort folgen wir einem kleinen, kurzen Weg zu einer Aussichtsplattform. Oben angekommen sieht man ein wunderschönes Farbenspiel: Die grüne Lagune, der blaue Ozean, der schwarze Strand und die Vulkanformation im Hintergrund, die je nach Sonneneinstrahlung ihre Farbe verändert.
Leider kann und darf man nicht mehr runter an den Strand bei der Lagune. Zu viele Besucher in den vergangenen Jahren haben diesem Ort zu sehr zugesetzt, weshalb der Bereich inzwischen abgesperrt ist. Wir gehen wieder zurück in Richtung Ortschaft.
Beim Schlendern durch den Ort überlegen wir uns, in welchem der vielen Restaurants wir gerne essen würden. Am Ende des Ortes angekommen, wo man nur noch über spitze Lavabrocken weiter gehen könnte, drehen wir um und kehren schließlich im „Casa Rafa Restaurante de Mar“ ein.
Wir wählen Papas Arrugadas als Vorspeise. Peter nimmt als Hauptgericht den Fisch des Tages, eine „Fula Colorada“ (auf Deutsch: „Kaiserbarsch“). Für mich wird es heute eine vegetarische Paella geben. Die Entscheidung fällt mir schwer, da es noch weitere vegetarische Leckereien gegeben hätte.
Mit der Rechnung kommen noch zwei „Ron Miel“ (ein Likör der kanarischen Inseln aus Rum, Zuckerrohrsirup und Honig). Da Peter noch Auto fahren muss, nippt er nur kurz um zu schmecken, ich muss dann “leider“ beide trinken.
Wir gehen noch kurz an den Strand, setzen uns auf die heißen schwarzen Steine und genießen die Brandung.
Zurück zum Auto schlendern wir vorbei an beeindruckenden Kakteen und nehmen dann Kurs Richtung „Los Hervideros“.
Los Hervideros
Los Hervideros ist ein Abschnitt der Küste südlich von El Golfo, in dem es sehr viele Aushöhlungen und Höhlen gibt. Die tosende Brandung bricht sich an den Felsen, strömt mit großem Getöse in Höhlen und wirft hohe Gischt in die Luft.
Am Parkplatz angekommen, hört man schon die donnernden Geräusche, wenn die Brandung gegen die Felsen und die Klippen prallt. Es wird empfohlen, bei Hochwasser hierher zu kommen, dann sei das ganze nochmal beeindruckender.
Nicht weit entfernt vom Parkplatz kann man auf engen, teilweise verschlungen angelegten Wegen zu Balkonen gehen und hat von dort einen herrlichen Blick auf das tobende/tosende Wasser des Atlantiks. Bei ruhigem Wetter mag es hier sicherlich beschaulicher zugehen. Bei extremem Wetter muss man vorsichtiger sein, denn die Wasserfontänen schnellen mitunter sehr hoch.
Wir waren weder bei Hochwasser, noch bei extremem Wetter hier, dennoch war es sehr beeindruckend, mit welcher Kraft das Wasser angerollt kommt und dann gegen die Klippen und die Felsen peitscht.
Gerne hätten wir uns noch die ehemalige Hauptstadt von Lanzarote – Teguise – angeschaut, da wir aber um 18:00 Uhr unseren Leihwagen am Flughafen abgeben müssen, entscheiden wir uns gleich zurück nach Arrecife zu fahren. Wir freuen uns aber gleichzeitig, beim nächsten Besuch von Lanzarote noch das eine oder andere anschauen zu können, was wir bei dem jetzigen Aufenthalt noch nicht gesehen haben.
Wir fahren vom Flughafen mit dem öffentlichen Nahverkehr zurück zur Marina und machen Sabir für die Fahrt morgen nach La Graciosa zum Segelschiff.
Fazit
Da wir morgen nach La Graciosa aufbrechen wollen und wir nicht wissen, ob wir, wenn wir ein paar Tage später im Süden sein werden, nochmal ein Auto mieten, schreibe ich hier schon mal mein/unser bisheriges Fazit zu Lanzarote:
In den Gedanken und den Gesprächen von Peter und mir kommt die letzten Tage immer wieder die Kanareninsel „La Palma“ vor, die seit September letzten Jahres von einem Vulkanausbruch betroffen ist. Der Ausbruch dort verursacht viel Leid und zerstört fruchtbares Land, auf dem zuvor Landwirtschaft betrieben wurde. Lanzarote hat dieses Leid vor knapp 300 Jahren erlebt. Durch die Vulkanausbrüche wurde Lanzarote bleibend gezeichnet.
César Manrique und Jesus Soto verwendeten die Auswirkungen des Vulkanismus und schufen daraus Neues, indem sie in die triste Landschaft durch ihre Kunstwerke wieder Leben und Buntes brachten. Das hat uns sehr gut gefallen.
Die Kombination aus Kunst und Vulkanismus zog und zieht den Tourismus auf die Insel und gibt den Einheimischen wieder eine Lebensgrundlage.
Wir hoffen, dass den Menschen auf La Palma, die durch den Vulkanausbruch ihre Existenz verloren haben, dieser Wandel auch gelingt.
Wenngleich die Busfahrt und die anschließende Show mit der Wasserfontäne und dem brennenden Gebüsch im Timanfaya Nationalpark sehr touristisch aufgezogen sind, konnten wir hier sehr eindrucksvoll sehen, welche Kräfte noch unter der Erde schlummern.
Wir sind bleibend beeindruckt mit welcher Urgewalt die Natur hier eine einmalige und bleibende Landschaft geschaffen hat. Der Atem blieb uns oft stocken, wenn wir das verheerende Ausmaß der Lavaflüsse, die nach dem Vulkanausbruch so viel Land unter sich begraben haben, gesehen haben.
Bei der Recherche im Internet, was wir uns hier auf Lanzarote anschauen wollen, haben wir in den vergangenen Tagen in den Beurteilungen immer wieder das Für und Wider für einen Besuch auf dieser Insel gelesen. Oft stand dort, Lanzarote sei trist und langweilig und es lohne sich nicht hierher zu kommen.
Nach unseren bisherigen Erlebnissen können wir nur empfehlen, Lanzarote zu besuchen. Zu sehen mit welcher Naturgewalt sich die Landschaft für immer verändert hat. Zu sehen mit welcher Kraft der Ozean auf die Küste trifft. Es macht ehrfürchtig, das alles auf sich wirken zu lassen. Uns hat es zutiefst berührt.
Vermutlich hasst oder liebt man diesen schwarzen Steinhaufen mitten im Atlantik, uns hat die Insel mit ihrer kargen Schönheit sehr fasziniert.