Heute segeln wir von Machico nach Porto Santo. Zunächst soll es noch wenig Wind haben, so dass wir unter Maschine fahren müssen. Später, zwischen den Inseln hoffen wir, dass der Wind zunimmt und wir die Segel setzen können. Christoph wird wieder die Angeln auswerfen – ob wir heute wohl etwas fangen? 😉
Im Wissen, dass wir heute zu anfangs ja die Maschine nutzen müssen, lege ich unsere Route zunächst in Richtung Süden zum Flughafen, um Christoph die Landebahn aus diesem Blickwinkel zu zeigen. Von dort aus wollen wir dann immer entlang der Tiefenlinie, an der der Meeresboden von ca. 100m – 150m steil auf mehrere hundert Meter Tiefe abfällt entlang fahren. Zwischen Madeira und Porto Santo werden wir heute dann auf bis zu 2.800m Wassertiefe kommen (auf dem Weg zu den Kanaren wären es über 4.000m). Christoph sagt, dass solch steile Hänge für Fische interessant seien. Anscheinend tummeln sich dort viele Fische und Raubfische. Wir sind gespannt.
Der Tag beginnt mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Wir legen unsere Schwimmwesten bereit und Christoph bereitet die Angeln mit den Ködern vor. Unsere Badegästen bestehen darauf auch eine Schwimmweste zu bekommen – aber die Westen, die wir haben sind nur für Menschen und damit viel zu groß…
Wir heben den Anker vor Machico und tuckern gemütlich zum Flughafen.
Ich weiß nicht, ob wir das schon mal erzählt haben, aber der Flughafen von Madeira, so wie er sich uns heute zeigt, existiert erst seit dem Jahr 2000. Davor war die Landebahn nur 1.800m lang und nicht für alle Flugzeugtypen geeignet. Der Flughafen von Porto Santo hatte damals schon eine 3.000m lange Landebahn. Maschinen, die damals von Funchal gestartet sind, waren nicht vollgetankt, sonst hätten sie auf der kurzen Startbahn nicht abheben können. Sie mussten also direkt nach dem Start gleich wieder auf Porto Santo landen, dort volltanken, ansonsten hätten sie den europäischen Kontinent nicht erreicht. Die Landebahn wurde also im Jahr 2000 auf riesige Beton-Stützen gestellt und damit auf 2.777m verlängert. Jetzt können hier auch größere Maschinen landen und vollgetankt starten.
Unter der Landebahn befindet sich eine Bootswerft mit einem riesigen Trockenplatz. Die Boote stehen hier nicht nur von unten, sondern auch von oben (wegen der Landebahn) trocken. Außerdem befindet sich unter der Landebahn ein Vergnügungspark mit Achterbahn, Boxautos und Karusells, sowie eine Sportanlage.
Wir tuckern gemütlich auf der vorgeplanten Route und genießen den warmen und sonnigen Morgen. Die Badegäste machen es sich ebenfalls an Deck bequem und schauen zu, wie die Küste Madeiras an uns vorüberzieht.
Ab und an sehen wir Möwen ins Wasser stoßen, oft auch an Stellen, wo sich kleine Fischerboote aufhalten. Wir passieren genau diese Stellen, aber die Fische interessieren sich nicht für unsere Köder.
Wir runden die Ostspitze der Halbinsel Ponta de São Lourenço und umrunden die Ilhéu do Farol mit dem Leuchtturm.
Weiter geht es entlang der Tiefenlinie von 100-150m um Madeira herum. Irgendwann biegen wir nach steuerbord ab und nehmen Kurs auf Porto Santo. Wir verabschieden uns von dem Gedanken, heute Abend einen Fisch zum Abendessen zu bekommen. Der Plan, an der für Fische interessanten Kante der Insel etwas zu fangen, ging nicht auf.
Es ist 12:15 Uhr. Wir sind schon ungefähr ein Drittel der Strecke nach Porto Santo gefahren, da macht es an einer der beiden Angeln „klick“ – – – „klick“, „klick“ – – – „klick“ – – – „räääääääätsch“… Christoph ruft: „Biss“ Er springt auf, läuft zur Angel und fängt an, die Leine einzuholen. Als die Schnur aus dem Wasser kommt, hängt am Haken ein Bonito.
Ich hole eine Zange, mit der wir den Haken entfernen. Außerdem bringe ich eine Winschkurbel. Mit der müssen wir den Fisch ins Jenseits befördern. Diese Aufgabe wird mir zufallen. Ich habe mich immer schon gefragt, ob ich in der Lage wäre, einen Fisch zu töten, falls Claudia und ich mal alleine die Angel ausbringen würden. Ich bin in der Lage. Ich hätte gedacht, dass ich zögere und Hemmungen habe. Aber das Gegenteil war der Fall: Ich wollte den Fisch nicht zu lange leiden lassen. Nach zwei, drei Schlägen hat er keinen Mucks mehr gemacht. Den Herzstich hat dann aber Christoph ausgeführt – er weiß einfach besser, wie er das machen muss. Wir packen den Fisch in Plastiktüten und legen ihn in den Kühlschrank. Wir werden ihn später, wenn wir angekommen sind, putzen, ausnehmen und filetieren. Kaum ist der Bonito versorgt, bringt Christoph auch schon wieder die Angel aus.
Gegen 13:00 Uhr setzt der erwartete Wind ein. Um 13:20 Uhr dreht er dann sogar so, dass wir mit Wind von 120° Backbord völlig entspannt in Richtung Porto Santo segeln können. Was für ein schöner Tag!
13:40 Uhr: Wieder rauscht die Angel aus, ein zweites Mal beißt heute ein Fisch an. Christoph kommt an diesem Tag voll auf seine Kosten . Er zieht einen kleinen Mahi-Mahi aus dem Wasser. Der Fisch ist zu klein, als dass wir ihn essen wollen. Christoph bedankt sich bei dem Fisch und entlässt ihn wieder in den Atlantik.
Der restliche Segeltag vergeht ereignislos – war ja nun auch genügend Aufregung mit dem Angelglück. Wir segeln entspannt auf unsere Lieblingsinsel zu.
Wir versuchen auch heute mal wieder, die Atlantik-Dünung auf Fotos und Videos festzuhalten. Es gelingt einfach nicht richtig. Gemächlich rollen große Wellen aus dem Nordwesten auf uns zu, heben uns an und rollen unter uns durch. Porto Santo verschwindet immer wieder, wenn wir uns in einem Wellental befinden und taucht wieder auf, wenn wir auf dem Berg sind.
Ich befürchte, Ihr müsst uns einfach mal besuchen kommen und Euch das selbst anschauen 😊.
Wir erreichen die Marina von Porto Santo gegen 16:00 Uhr. Pünktlich zum Anlegen frischt natürlich der Wind auf und wir müssen mit kräftigen Böen anlegen. Es klappt aber trotzdem alles gut und wir sind um 16:15 Uhr fest an unserem Liegeplatz.
Wir holen den Bonito aus dem Kühlschrank. Christoph putzt ihn und nimmt ihn auf dem Achterdeck aus. Ich beobachte das alles interessiert, bin mir aber nicht sicher, ob ich das genauso nachholen könnte, sollten wir die Angel mal ohne Christoph auswerfen.
Die Filets werden in der Pfanne angebraten. Dazu gibt es mediterranes Gemüse und als Vorspeise Tomate-Mozarella. Was für ein Genuss!
Während wir spülen, unterhält uns Christoph mit der Gitarre.
Wir lassen den schönen und gelungenen Segeltag mit einem Gin Tonic im Cockpit ausklingen.