Heute wollen wir aus der Marina de Lagos raus. Es ist eine nautische Meile bis zum Ankerplatz, die Wassertanks sind voll, wir haben genügend Lebensmittel für die nächsten vierzehn Tage und wir tragen Sonnenbrillen. Für eine Nacht knapp 70€ sind uns zu viel und außerdem ist es am Anker doch viel schöner.
Wir fahren auf dem Flüsschen Bensafrim Richtung der Fußgängerbrücke und wie erwartet ist hier ein ziemliches Gewusel auf dem Wasser. Peter nimmt mit der Marina über Funk Kontakt auf und bittet darum die Brücke zu öffnen. Dies dauert ein paar Minuten. Währenddessen fahren Motorboote, Ausflugsboote mit Touristen und Fischer in beiden Richtungen an uns vorbei, sie müssen nämlich nicht warten bis sich die Brücke öffnet, sie haben jederzeit freie Durchfahrt. Es macht den Eindruck, jeder möchte der erste sein, der in die Marina rein- bzw. rausfährt.
Wir fahren Richtung Strand und lassen den Anker fallen. Die Windvorhersage ist so, dass wir den morgigen Tag vermutlich auch hier verbringen werden. Aber das macht erst einmal nichts, denn Sabir muss ja noch ihr genähtes Kleidchen bekommen und da ist es gut, wenn wir nicht so viel Wind haben.
Wir machen uns einen leckeren Schmortopf und setzen uns nach oben ins Cockpit.
Wir genießen den ruhigen Abend vor Anker und die Stimmung, als es dunkler um uns wird und die Lichter das nahegelegene Lagos beleuchten.
Am nächsten Morgen begrüßt uns die Sonne mit ihren warmen Strahlen
und wir machen uns daran, Sabir ihr Segelkleid „anzuziehen“. Dies gleicht, durch die Wellen der vorbeifahrenden Touristenboote, einer akrobatischen Leistung.
Nach etwa drei Stunden sind wir fast fertig und Sabir scheint bald bereit für die nächsten Abenteuer unter Segeln. Doch leider müssen wir feststellen, dass dem Segelmacher ein kleiner Fehler unterlaufen ist: Es fehlt an der reparierten Stelle das unterste der Bänder, mit dem das Segel am Mastrutscher festgemacht wird.
Peter nimmt Kontakt mit ihm auf und er meint, das sei nur eine Kleinigkeit. Wir sollen uns melden, wenn wir das nächste Mal im Hafen sind, dann wird er vorbeikommen. Wir sind froh, dass wir das Segel nicht nochmal runtermachen müssen. Schade ist allerdings, dass wir, falls die Windvorhersage besser wird, das Großsegel so nicht benutzen können.
Da wir eh die Rettungsinsel irgendwann in Lagos holen werden, werden wir das damit verbinden.
Am nächsten Tag sind wir motiviert, da der Wind perfekt wäre um uns nur mit dem Vorsegel Richtung Alvor aufzumachen. Wir machen Sabir und uns bereit aufzubrechen. Leider schläft, gerade als wir die Genua gesetzt haben, der Wind ein.
Dann rollen wir das Segel halt wieder ein und fahren unter Motor das kurze Stück nach Alvor.
Nach einer knappen halben Stunde sehen wir schon die Einfahrt
und lassen den Anker unter Berücksichtigung der Tide hinter den Wellenbrechern fallen. Wir haben zwischen Hoch- und Niedrigwasser derzeit ungefähr 2m Unterschied, müssen also die Wassertiefe, auf der wir ankern, so wählen, dass auch bei Niedrigwasser noch genügend Wasser unterm Kiel ist (hier bevorzugen wir deutlich mehr, als eine Handbreit 😉).
Die drei Flüsschen Ribeira do Farelo, Ribeira da Torre und Ribeira de Odiáxere bilden hier eine weitläufige und verzweigte Lagunenlandschaft, mit Sandbänken und Marschwiesen – die Ria de Alvor, die wir uns anschauen wollen.
Am Nachmittag frischt der Wind auf und mit ihm kommen die Kitesurfer. Die vielen bunten Schirme sind vor dem tiefblauen Himmel schön anzusehen. Einige von ihnen zeigen ihre Sprünge, andere flitzen zwischen den ankernden Yachten gekonnt hin und her.
Kurze Zeit darauf fällt uns plötzlich auf, dass ein Segelschiff in knapp 200 Meter Entfernung ziemlich schräg im Wasser „steht“. Wir vermuten, dass der Skipper beim Einfahren in die Bucht auf einer Sandbank aufgelaufen ist. Wir hören über Funk – der vor Anker immer an ist – keine Bitte um Hilfe und überlegen ob wir eventuell trotzdem zur Hilfe eilen könnten. Unser Dinghy ist jedoch noch nicht im Wasser und der Wind hat so sehr aufgefrischt, dass es für uns nicht ganz ungefährlich wäre, das schwere Dinghy jetzt von Deck abzulassen. Wir beobachten die Szenerie noch eine Weile und stellen fest, dass die Leute an Bord relaxt wirken. Da auch im Funk immer noch Stille ist, vermuten wir, dass Schiff und Besatzung wohlauf sind. Irgendwann stoppen zwei Dinghies von Strandbesuchern, ein großes und ein kleines, und versuchen das Schiff von der Sandbank zu schieben und zu ziehen. Die beiden fahren aber irgendwann wieder unverrichteter Dinge. Auf dem Schiff kehrt Ruhe ein, alle gehen unter Deck. Wir vermuten, dass der Skipper das auflaufende Wasser in der Nacht abwarten wird, um sich aus dieser misslichen Lage befreien zu können. Am nächsten Morgen ist die Segelyacht auch nicht mehr zu sehen. Es ist wohl alles glimpflich verlaufen.
Heute ist es wieder weniger windig, deshalb lassen wir unser Dinghy ins Wasser und machen uns am Nachmittag auf den Weg zum Strand.
Wir vertreten uns dort ein wenig die Beine, er scheint uns heute fast alleine zu gehören…
Bevor es zurück zu Sabir geht, klettern wir noch auf den Wellenbrecher. Von dort hat man einen schönen Blick auf unser schwimmendes Zuhause.
Diese Nacht werden wir noch hier bleiben um morgen Richtung Portimã aufzubrechen.