Sanlúcar de Guadiana und zurück nach Vila Real

Als wir am nächsten Morgen nach draußen schauen, sehen wir, dass Sabir einen „Bart“ hat. Der Fluss hat mit dem ablaufenden Wasser Äste, Schilfrohre und ähnliches gebracht und die haben sich am Bug und in der Ankerkette verfangen.

Als sich die Richtung der Strömung wieder ändert und das Wasser den Fluss hinauf fließt, nimmt er das ganze Gehölz mit und Bug und Kette sind wieder frei.

Wir fahren mit dem Dinghy auf die spanische Seite und schauen uns Sanlúcar de Guadiana an. Das andalusische Dörfchen hat eine ganz andere Anmutung als das portugiesische Alcoutim. Während in Portugal die Häuser farbig sind oder zumindest bunte Akzente haben und mit den typischen lasierten Kacheln dekoriert sind, sind die Häuser in Sanlúcar komplett weiß und die Fassaden sind nahezu ohne weitere Dekoration.

Im Süden des Dorfes stehen zwei alte Windmühlen auf einem Hügel. Die wollen wir uns ansehen. Von dort oben erhoffen wir uns auch einen schönen Blick auf den Fluss und auf Alcoutim. Wir finden nicht auf Anhieb den kürzesten Weg hinauf und folgen der Straße, die sich fast einmal komplett um den Hügel windet.

Oben angekommen haben wir tatsächlich einen schönen Ausblick auf den Fluss – der Blick auf die portugiesische Seite ist jedoch von Sträuchern verdeckt. Egal – es ist ziemlich schön hier.

Für den Rückweg entdecken wir tatsächlich einen schmalen Weg, der uns relativ direkt zurück in das Dorf führt. Wir kommen an einem Geocache vorbei, den wir schnell finden können. Danach schlendern wir noch ein bisschen durch die Gässchen.

Leider haben wir uns mit der (portugiesischen) Uhrzeit so verschätzt, dass alle Läden geschlossen sind (Siesta) und wir kein Brot kaufen können. Wir bekommen auch nirgendwo einen Kaffee und so machen wir uns wieder auf den Heimweg zu Sabir.

Dort angekommen wäre der eigentliche Plan gewesen ein paar Meilen den Fluss in Richtung Mündung hinunter zu fahren und in der Gegend von Laranjeiras über Nacht zu ankern. Leider stirbt der Motor kurz nach dem Starten ab und springt dann auch nicht mehr an.

Ist nun das eingetreten, was ich schon befürchtet habe? Der Diesel in unseren Tanks ist nun doch schon über zwei Jahre alt. Durch den immer höheren Anteil an Bio-Diesel sind unsere modernen Kraftstoffe anfällig gegenüber Bakterien geworden, die sich im Diesel ausbreiten können und die im Tank einen schwarzen Schlamm bilden, der mit der Zeit die Leitung und die Filter zusetzen kann. Haben wir wirklich die Dieselpest?

Ich schaue mit einer Stirnlampe in das Schauglas des Dieselvorfilters und sehe dort wirklich schwarze Flocken. Also wird es nix mit der Flussfahrt, stattdessen steht ein Austausch des Filters an. Ich hoffe, dass wir dadurch den Motor wieder zum Laufen bekommen und morgen weiter können.

Wir sperren die Dieselzufuhr, lassen den Diesel aus dem Vorfilter ab. Danach tauschen wir die Filterkartusche und reinigen das Schauglas. Als alles wieder zusammengebaut ist, läuft der Motor nach dem zweiten Startversuch wieder. Wir lassen ihn eine Weile laufen und er scheint wieder problemlos zu funktionieren. Sollte sich allerdings der Filter in kurzer Zeit wieder zusetzen bleibt uns wohl nichts, als die Tanks zu leeren und zu reinigen…

Wir verbringen noch mal eine Nacht vor Alcoutim und machen uns heute Morgen kurz nach Sonnenaufgang auf den Weg nach Vila Real de Santo António. Martina und Hannes müssen uns morgen leider wieder verlassen.

Die Flussfahrt hinab legen wir komplett mit dem Motor zurück (er läuft problemlos). Wir fahren am späten Vormittag unter der Autobrücke durch und lassen den Anker noch einmal ungefähr an der Stelle fallen, an der wir vor 2 Nächten schon lagen. Wir bereiten Sabir auf das Anlegen in der Marina von Vila Real vor. Gegen Mittag verlegen wir Sabir in die Marina. Martina und Hannes packen ihre Taschen, bevor wir uns auf den Weg machen die Stadt zu erkunden.

An der Stelle, an der heute Vila Real de Santo António liegt, gab es früher das Fischerdorf Santo António. Dieses wurde bei einem Seebeben Anfang des 17. Jahrhunderts völlig zerstört. Portugal entschied sich 1744, dass hier an der Grenze zu Spanien wieder ein portugiesischer Stützpunkt entstehen muss und so wurde Vila Real, „die königliche Stadt“, am Reißbrett gezeichnet, schachbrettartig geplant und in einer Rekordzeit von 5 Monaten errichtet. Im Gedenken an das Fischerdorf bekam die Stadt den Namenszusatz „de Santo António“. Siehe auch Vila Real de Santo António auf Wikipedia.

Zunächst gehen wir Richtung Bahnhof, da wir Martina und Hannes morgen mit dem Zug nach Faro begleiten wollen. Wir kommen dabei zunächst durch ein paar unschöne und dreckige Ecken der Stadt. Letztendlich finden wir aber die schöne Altstadt und bewundern auch hier wieder mal die portugiesische Architektur und die Azulejos an den Fassaden.

Zum Abschluss des Urlaubs von den beiden gehen wir heute Abend eine „Cataplana“ essen. Cataplana ist eigentlich der Name des Kochgeschirrs, in dem eine Art Eintopf aus Meeresfrüchten und/oder Fleisch zubereitet wird. Dieser Eintopf hat deswegen ebenfalls den Namen „Cataplana“. Wir kommen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus, so lecker ist das.

Wir bummeln noch ein bisschen durch die nächtlichen Straßen, bevor es relativ spät zurück zu Sabir geht.

Wir müssen schnell schlafen, da wir morgen auch wieder früh aufstehen müssen, damit wir pünktlich auf dem Bahnhof sind.

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