Arrecife bei Calima

Wir hatten ja schon geschrieben, dass ab heute (Freitag) der Wind zum Ankern vor „La Graciosa“ nicht geeignet sei. Ab heute herrscht hier eine „Calima“. Die Calima ist eine Wetterlage auf den Kanarischen Inseln mit einem kräftigen Ostwind, welcher Sand aus Afrika mitbringt. Die nächsten vier Tage soll die Calima das Wetter hier prägen. Wir sind gespannt.

Wir lassen uns aber von der Vorhersage nicht abhalten heute unsere Klappräder mal wieder auszupacken und uns Arrecife – die Hauptstadt von Lanzarote – anzuschauen.

Beim Frühstück überlegen wir, was wir alles sehen möchten und legen eine Route durch die Stadt fest. Wir holen unsere Klappräder aus der Achterkajüte und machen uns auf den Weg.

Bevor es aber mit unserer Besichtigungstour los geht, geht’s erst mal zu einem Computer-Laden, in dem wir uns eine spanische SIM-Karte für unseren WLAN-Router kaufen. Die Dame, die uns beraten hat, war sehr nett und hilfsbereit. Die Sprachbarriere, die wir hatten – wir haben kein spanisch, sie kein englisch gesprochen – haben wir mit Google Translate überwunden.

Weiter geht es für uns, trotz unserer Klappräder, erst mal zu Fuß durch das Gewirr der Altstadt. An einem Zebrastreifen überqueren wir eine Straße und bemerken, dass uns der Fahrer des anhaltenden Autos etwas irritiert anschaut und uns lächelnd auf die rote Fußgängerampel aufmerksam macht… oops… Wir sind durch die neuen und vielen Eindrücke hier wohl irgendwie reizüberflutet.

Wir kommen am alten Fischerhafen „Charco de San Ginés“ vorbei, der von vielen Cafés und Restaurants geprägt ist. Er wurde von César Manrique umgestaltet und ist laut unserem Reiseführer einer der beliebtesten Orte in Arrecife.

César Manrique, dieser Name wird uns hier auf Lanzarote immer wieder begegnen. César Manrique war ein spanischer Maler, Architekt, Bildhauer und Umweltschützer, der das heutige Bild der Vulkaninsel entschieden geprägt hat. Immer wieder werden wir hier mit ihm in Berührung kommen. Sei es mit einem Windspiel in einem Kreisverkehr; de vielen Gebäuden, die er entworfen hat oder einem Kaktusgarten. Er ist immer und überall mit seinen Kunstwerken auf der Insel präsent. In den kommenden Tagen wollen wir versuchen möglichst viele davon zu sehen.

Durch ein enges und malerisches Gässchen gelangen wir vom Charco de San Gines zu unserem zweiten Zwischenziel für heute – der „Iglesia de San Ginés“.

Die „Iglesia de San Ginés de Clermont“ wurde Ende des 16. Jahrhunderts erbaut und ragt mit ihrem hohen Kirchturm aus der Altstadt hervor. Da sie sehr nahe am Meer liegt, war sie immer wieder durch Piratenangriffe gefährdet. Leider bleiben uns die Türen beim ersten Erkundungsgang durch die Stadt verschlossen.

Von der Kirche aus gelangen wir an die lange Strandpromenade.

Wir genießen es hier mit unseren Klapprädern entlang zu radeln, um schließlich an unserem nächsten Stopp dem „Castillo San Gabriel“ anzukommen, welches auf einer kleinen Insel vor Arrecife, der „Islote de los Ingleses“, liegt.

Das Castillo San Gabriel ist eine Festungsanlage, die aus dem Jahr 1573 stammt – ursprünglich aus Holz gebaut wurde – und Arrecife vor Piratenangriffen schützen sollte. Durch die Holzfassade gelang es den Piraten jedoch, die Festungsanlage niederzubrennen. Deshalb wurde sie erneut aus Stein aufgebaut.

Um zum Castillo San Gabriel zu gelangen, fahren wir über eine eindrucksvolle Zugbrücke.

Im Inneren der Anlage befindet sich ein Geschichts-Museum, welches u. a. archäologische Fundstücke zeigt. Wir entscheiden uns jedoch lieber für den Blick über den atlantischen Ozean. Wir können gut erkennen, dass draußen auf dem offenen Meer ein hoher Wellengang und schlechte Sicht herrschen. Ob das schon die ersten Vorboten der Calima sind? Wir beobachten ein Segelschiff, das durch das aufgewühlte Wasser der Marina Lanzarote entgegen stampft. Wir können gut nachvollziehen, wie sich das anfühlen mag.

Weiter gehts auf dem Radweg und schon von weitem sehen wir das einzige Hochhaus der Insel, das „Gran Hotel & Spa“. César Manrique hat dazu beigetragen, dass die Küste nicht von Hochhäusern verunstaltet wird. Er gab das Motto aus, dass keine Neubauten höher als eine Palme sein dürfen. Daran wurde sich im Wesentlichen gehalten. Die Ferienanlagen hier auf der Insel gehen eher in die Breite, als in die Höhe. Weshalb es das 1974 vollendete Hochhaus dennoch gibt, konnten wir nicht herausfinden.

Direkt am Gran Hotel liegt ein ca. 650 m langer, künstlich angelegter Sandstrand, der „Playa de Reducto“. Je nach Ebbe oder Flut verändert sich das Erscheinungsbild des Strandes. Bei Ebbe ist der Strand besonders breit, es kommen jedoch einige Felsen zum Vorschein, die das Bild etwas trüben. Bei Flut ist er schmäler und durch den goldenen Sand und vor allem durch seine Lage im Zentrum der Stadt, sehr beeindruckend.

Unser Weg geht weiter zum „Parque Temático“, einer Grünanlage mit Sitzbänken und mehreren Kunstwerken. Wir selbst sind jedoch eher beeindruckt von der tosenden Brandung und verweilen hier eine lange Zeit bevor wir uns weiter auf den Weg zum „Playa Honda“ machen.

Wir radeln entlang von Ferienhäusern, und uns fällt auf, dass das Radwegenetz hier so ausgebaut ist, wie wir uns das in Deutschland auch wünschen würden. Zum Teil verläuft der Radweg sogar in der Straßenmitte, so dass es überhaupt keine Zweifel gibt, wie viel Sicherheitsabstand Radfahrer auf der Straße brauchen.

Am Playa Honda angekommen, machen wir erst mal Rast und gönnen uns in einer Bar einen Cortado. Wir finden: so lecker war der jetzt aber nicht und wir vermissen unseren Galão von Portugal (ja, das ist gejammert auf hohem Niveau). Wir hoffen, dass es an der Bar lag, dass er uns nicht geschmeckt hat.

Wir radeln weiter zur Flugzeug-Schau am Playa Honda in Richtung Südwesten. Zu unserer Linken haben wir den Sandstrand, zur Rechten sehen wir durch einen Zaun die Start- und Landebahn des Flugplatzes „César Manrique“ von Arrecife.

Blick zurück auf Arrecife, darum links der Flughafen, rechts der Strand…

Am Ende des Flugplatzes kann man heute sehr eindrucksvoll die Flugzeuge landen sehen. Man kann die Flugzeuge quasi am Bauch kitzeln. Und was soll ich sagen: Ja, es war sehr spektakulär. Man hört das landende Flugzeug schon eine Weile bevor man es sieht. Zuerst denkt man, das dauert ja noch ewig, bis es da ist, diesen Gedanken noch nicht ausgedacht, brettert es schon über unsere Köpfe hinweg. Das brauche ich jetzt nicht täglich, aber das kann man schon mal erlebt haben.

Inzwischen ist es schon kurz nach 17 Uhr, die Sonne neigt sich dem Horizont zu und es wird kühler. Deshalb machen wir uns auf den Rückweg. Am Gran Hotel machen wir nochmal einen kurzen Fotostopp, da man hier einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang hat. Man sieht inzwischen deutlich, dass die Sicht schlechter wird und ein gelblicher Schleier in der Luft hängt. Wir dachten, durch den Saharasand in der Luft, könnte es heute ein spektakulärer Sonnenuntergang werden. Wir hatten mehr erwartet, aber dennoch war es sehr stimmungsvoll.

Gegen 19:00 Uhr kommen wir verfroren auf Sabir an. Wir haben heute etwa 20 km mit den Klapprädern zurückgelegt. Wir kochen uns noch schnell etwas und fallen dann auch schon sehr bald in unsere Betten. Irgendwie steckt uns der fehlende Schlaf von der Überfahrt noch in den Knochen.

Wir sind gespannt auf die nächsten Tage wie es mit dem Calima weitergehen wird und freuen uns die Insel in den nächsten Tagen noch weiter zu erkunden.

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