Eigentlich wollten wir La Graciosa ja schon besuchen, als wir von Madeira aus nach Lanzarote gesegelt sind. Leider hat uns die angekündigte Calima da einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Heute werden wir die knapp 26nm dorthin fahren und vor dem Strand „Playa Francesa“ unseren Anker fallen lassen.
Wir lösen die Leinen in der Marina Arrecife gegen 11:15 Uhr und tuckern langsam, durch das mit Tonnen gekennzeichnete Fahrwasser, hinaus in Richtung zum offenen Meer.
Wir passieren dabei noch einmal das „Castillo de San José“.
Vorbei geht es an einem Kreuzfahrtschiff. Auf dem obersten Deck steht ein Paar an einer Art Tennisplatz und winkt zu uns hinunter und schaut uns (sehnsüchtig?) nach. Wir können und nicht vorstellen, mit ihnen zu tauschen.
Wir sehen auch noch einmal das Wrack der gesunkenen “Marco Telamon Encallado“.
All das haben wir bei unserer Ankunft vor 11 Tagen nicht wirklich im Detail wahrgenommen, zu sehr stand das Ankommen im Vordergrund. Es ist schön, das alles noch einmal in Ruhe zu betrachten.
Da wir heute relativ wenig Wind haben und denselben auch noch direkt auf die Nase bekommen, nehmen wir den Motor, um in den Norden zu gelangen. Das Rumpeln der Maschine nervt uns, aber bei 4kn Wind kämen wir heute sicher nicht mehr bei Tag an.
Während unserer Fahrt entlang der Ostküste erkennen wir immer wieder Landmarken auf der Insel, die uns an unsere Ausflüge der vergangenen Tage erinnern.
Endlich frischt auch langsam der Wind auf und wir freuen uns über gigantische 8kn… Wir entschließen uns die restlichen Meilen doch noch unter Segeln zurück zu legen. Wir setzen das Großsegel und die Genua und freuen uns, dass es endlich ruhig ist. Es gibt einfach nichts schöneres, als den Motor auszumachen und nur noch das Rauschen des Wassers zu hören. Mit gemächlichen 3-4kn Fahrt kreuzen wir nach Norden.
Irgendwann dauert es uns an der Kreuz dann doch zu lang. Wir wollen gerne vor Sonnenuntergang den Anker geworfen haben. Die Segel kommen herunter und wir schmeißen den Motor wieder an. Wir runden bei der Gemeinde Orzola die Nordostspitze von Lanzarote und fahren in die Meerenge “El Rio“ ein. An Backbord zieht der „Mirador el Rio“ auf Lanzarote und an Steuerbord das Örtchen „Caleta del Sebo“ auf La Graciosa vorbei. In der Meerenge begegnen wir immer wieder den Express-Fähren, die zwischen Orzola und Caleta del Sebo pendeln und die beiden Inseln verbinden.
La Graciosa ist übrigens seit dem 26. Juni 2018 offiziell die achte kanarische Insel mit eigener Verwaltung und hat damit El Hiero den Rang als kleinste Insel der Kanaren abgelaufen.
Wir werfen unseren Anker rechtzeitig vor Sonnenuntergang vor dem Playa Francesa. Von hier aus haben wir eine unverbaubare Aussicht auf Westen und sehen einen dramatischen und blutroten Sonnenuntergang.
Wir haben heute übrigens ein Huhn gesegelt. Das seht Ihr doch auch – oder?
Am Montag lassen wir unser Dinghy ins Wasser und setzen über an den Strand. Da wir bei Niedrigwasser ankommen, müssen wir unser das Dinghy ziemlich weit über den von Steinen durchsetzten Sandstrand ziehen, damit es bei Hochwasser nicht ohne uns wegschwimmt.
Entlang des Strandes laufen wir über eine Sandpiste nach Caleta del Sebo. Wir haben wunderschöne Ausblicke über die Insel und auf Lanzarote.
Das Dörflein erinnert uns sehr an Culatra an der Algarve. Es gibt fast keine asphaltierten Straßen, sondern nur Sandpisten. Vor einigen Jahren gab es auf der Insel nur ein paar wenige Geländewagen, welche die Besucher vom Dorf an die Strände gebracht haben. Heute sind leider viel mehr Autos auf der Insel zu sehen.
Wir schlendern durch das Dorf, setzen uns in eine der vielen Bars und bestellen uns unseren gewohnten Cortado Leche y Leche und genießen die entspannte Ruhe, die hier herrscht. Wir sehen, wie ein Fischer in den Hafen einläuft. Am Steg lädt er seinen Fang aus. Ich folge den Fischern und schaue, wo sie ihren Fisch wohl verkaufen. Tatsächlich finde ich einen Laden, der später gegen 15:30 Uhr öffnen soll.
Leider stellt sich später heraus, dass nur der “Großhandel“ um 15:30 Uhr öffnet. Wir Endverbraucher sollen morgen früh um 8:00 Uhr wiederkommen. Ok, dann gibt es keinen Fisch auf den Grill.
Wir machen uns wieder auf den Weg zurück zu unserem Dingy. Da wir inzwischen fast Hochwasser haben, müssen wir es nun nicht mehr ganz so weit bis ins Wasser ziehen.
Den Dienstag lassen wir gemächlich angehen. Als wir morgens aufwachen, ist der Himmel sehr betrübt und es beginnt sogar wieder einmal zu regnen. Wir dehnen unser Frühstück gemütlich aus und warten auf besseres Wetter.
Die Wolken lockern auf und die Sonne kommt heraus. Wir wollen ein bisschen über die Insel spazieren. Direkt an unserem Ankerplatz ist einer der Vulkane von La Graciosa “Montaña Amarilla“. Dorthin wollen wir heute gehen.
Durch die Dünenlandschaft geht es durch weichen, weißen Sand zur nächsten Bucht mit dem Strand “Playa de la Cocina“. Aus diesem Blickwinkel sieht es so aus, als wären wir alleine vor Anker.
Der Strand ist abgeschiedener als unserer und nur wenige andere Menschen sind hier heute zu sehen.
Über einsame Pfade laufen wir an der Flanke des Vulkans entlang. Immer wieder bieten sich uns schöne Ausblicke über unsere Insel und in die Caldera des Vulkans.
Da wir relativ früh wieder zurück auf Sabir sind, machen wir uns heute wieder eine Poké (es wird Euch hoffentlich nicht langweilig, wenn wir das immer wieder schreiben). Die Tischdecke haben wir von Ilja und Stefan geschenkt bekommen, der bunte Stoff stammt aus der Südsee aus der Zeit, als die beiden mit Sabir um die Welt gesegelt sind.
Heute am Mittwoch sitzen wir in der Sonne an Deck und genießen die Wärme. Es ist Badehosen-Wetter. Ich schnorchle einmal um Sabir und schaue auch kurz zum Anker, der sich auf dem Sandboden sehr schön eingegraben hat. Das Wasser ist um die 20°C warm – im Wind liegt die gefühlte Temperatur jedoch bei ca 18°C… Sobald es auf den Sonnenuntergang zugeht, kühlt es merklich ab.
In Erinnerung an schöne Abende auf Culatra mit lieben Freunden machen wir uns heute Abend einen Sundowner mit dem Tanqueray Flor de Sevilla Gin und leisten damit unseren Beitrag daran, dass die Sonne auch heute sicher untergeht.
Morgen heißt es wieder „Anker auf“. Wir hoffen, dass wir genügend Wind haben werden, um an der Westküste Lanzarotes in den Süden nach Playa Blanca in die Marina Rubicon zu segeln. Für das Wochenende, ab Freitag ist schon wieder Wind aus Osten mit Saharasand in der Luft gemeldet. Prima Calima… (Ohrwurm gefällig? 😉)