Heute wollen wir uns mal einen Vulkan etwas näher anschauen. Wir haben uns den „Volcan del Cuervo“ (den Vulkan der Raben) herausgesucht.
Auf dem Weg dahin kommen wir immer mal wieder an landwirtschaftlichen Flächen vorbei.
Zum Schutz der Weinstöcke, gegen den ständigen Wind, werden Steinmauern aus Lavasteinen gebaut. Die Pflanzen stehen in trichterförmigen Löchern aus kleinen Lavasteinchen, den porösen Lapilli. Das bietet zum einen Windschutz und hält zum anderen die Feuchtigkeit der Nacht. Der Wind kann einfach über die Vertiefung hinweg wehen und der Weinstock kann in Ruhe wachsen und von der gesammelten Feuchtigkeit der Nacht profitieren. So kommt der Wein trotz der Trockenheit auf der Insel ohne künstliche Bewässerung aus. Diese Art des Weinanbaus ist ganz typisch für Lanzarote und eine Sehenswürdigkeit.
„Im tiefen Sand gibt es Weinberge. Um sie anzulegen gräbt man grosse Löcher und tiefe Furchen, wobei man die Lapilli an den Seiten ablegt, bis man die Schicht zersetzten Tuffs darunter erreicht. Dort hinein pflanzt man die Ranke, die ihre Reben über die Hänge der Grube ausdehnt.
Da die Pflanzen in der Grube verborgen sind, nimmt man sie aus der Entfernung nicht wahr. Daher der trostlose Anblick der Ebenen. Der Anbau könnte nicht einfacher sein, man braucht nicht zu pflügen und lässt die Reben lange Zweige austreiben. Der untere Boden ist sehr fruchtbar, ausserdem wäscht der Regen die Lapilli aus und überlässt dem Boden die wichtigsten Nährstoffe.“
Eduardo Hernándes-Pacheco y Estevan
Heute findet Ihr und unserem Blogbeitrag immer wieder Textpassagen von Eduardo Hernándes-Pacheco y Estevan, einem spanischen Geologen, Paläontologen und Archäologen, der im Jahr 1907 die Landschaft hier beschrieben hat. Wir fanden die Texte bei unserer Wanderung rund um die Caldera de los Cuervos auf den Infotafeln entlang des Weges. Lange saß ich vor den Bildern zu diesem Blogbeitrag und habe nach Worten gesucht. In dieser unsäglichen Landschaft zu stehen und die Worte von Herńandez-Pacheco zu lesen, traf sehr genau die Gefühle, die wir hatten. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, die Texte von den Infotafeln hier in Auszügen wiederzugeben.
Wir lassen das Weinanbaugebiet La Geria hinter uns und kommen schließlich am Parkplatz des El Cuervo an, von dem aus man den Vulkan schon gut sehen kann.
Der Vulkan grenzt im Osten an die Montaña Negra und die Montaña Colorada und an der Westseite an den Nationalpark Timanfaya. Das besondere an der Caldera de los Cuervos ist, dass man einfach in den Krater hineinlaufen kann und genau das wollen wir heute mal erleben.
Auch hier ist eine Vulkanlandschaft entstanden, die – wie im Nationalpark Timanfaya – an eine andere Welt erinnert. Man hat das Gefühl auf dem Mond herumzulaufen… wobei wir natürlich noch nie auf dem Mond waren und keinen direkten Vergleich haben… Heute erleben wir die Gewalt der Natur hautnah. Hier zu laufen fühlt sich noch einmal ganz anders an, als bei der Fahrt mit dem Bus im Nationalpark.
Da heute wieder eine Calima-Lage vorherrscht, ist die Weitsicht stark beeinträchtigt und wir können die Feuerberge im Timanfaya Nationalpark im Dunst leider nur manchmal erahnen.
Wir starten unsere Wanderung quer durch die Lavalandschaft auf einem deutlich gekennzeichneten Weg.
Der Vulkan El Cuervo war übrigens der erste Vulkan, der am 01.09.1730 die größten Ausbrüche der Geschichte der kanarischen Inseln eingeleitet hat. Die Caldera de Los Cuervos ist ein Beispiel für den Vulkantypen hier auf den Kanaren: Es bilden sich relativ kleine Krater, die nur ein einziges Mal ausbrechen können und dabei spektakuläre Gebilde aus Lava formen.
Früher gab es keine Beschränkungen beim Besuch des Kraters und auch bei der Nutzung der Landschaft um den Vulkan: Der El Cuervo wurde als Steinbruch mißbraucht, pyroklastisches Material wurde als Material für die Landwirtschaft, die Bauindustrie und den Straßenbau verwendet. Besondere Gesteine wurden gesammelt und an Touristen als Souvenirs verkauft. Besucher konnten kreuz und quer auf dem El Cuervo herumlaufen. Dies alles führte zur Erosion der Flanken des Vulkans. Heute ist das alles hier (und auch im Rest des Naturschutzgebietes) verboten – insbesondere das Verlassen der Wege.
Wir sind mal wieder beeindruckt von dieser Landschaft und suchen nach Worten, um zu beschreiben, was wir hier sehen. Auf einer der Infotafeln entlang des 5km Rundwegs fasst Hernandez-Pacheco unsere Empfindungen und Eindrücke sehr schön zusammen:
„Wie bei einem Ozean vermittelt dieses Meer aus Gestein ein Gefühl der Grenzenlosigkeit. Seine geschwungenen Formen erinnern an Wellen, die sich am Horizont verlieren, wobei sich eine klare schwarze Linie abzeichnet, die einen Kontrast zu dem besonders strahlenden blauen Himmel über der Insel bietet.
Was die Aufmerksamkeit erregt, ist die Ausdehnung des Lava-Feldes, das man in der Weite aus den Augen verliert. All die widerspenstigen Kegel und Krater deren gekrümmte und zerklüftete Kämme Zeichen dafür sind, wie heftig die Explosionen in ihrem Inneren waren…“
Eduardo Hernandez-Pacheco schreibt weiter:
„…Der Vulkan barst in der Nacht des ersten September … und verbrannte die Orte Chimanfaya, Rodeo, Mancha Blanca, Teile von Las Farretas, Buen Lugar, Santa Catalina und Mazo … und schädigte mit pyroklastischem Regen Peña Palomas, den Rest von Las Jarretas und den größten Teil von der Geria Alta…“
Unser Blick geht hinüber zur Caldera Colorada. Dort waren wir ja vor ein paar Tagen schon, als wir den Timanfaya Nationalpark besucht hatten. Auch hier steht eine Infotafel, auf der wir lesen:
„…nicht ein Grashalm, nicht ein Busch leben zwischen den schwarzen Felsen. Es existieren keine weiteren Fabtöne als das tiefe Schwarz der Lava und der Schlacken der Caldera und das blaue Oval des Himmels, wodurch diese Landschaft manchmal, mit ihrer erhabenen Einsamkeit, eine Grossartigkeit hat, die das Gemüt hinreisst und zusammenzieht.“
Am Eingang zum Krater steht auf der Infotafel:
„… wir gehen ein Stück herum, um durch eine Absenkung, die die Wand auf der NO-Seite aufweist, in den Krater zu gelangen. Und plötzlich, als wir herum- und durch die Öffnung hineingegangen sind, finden wir eine spektakuläre Landschaft vor, die so grandios und von extrem rauer und aussergewöhnlicher Schönheit ist, dass ich nicht dazu in der Lage wäre sie zu beschreiben. Ein tiefer schwarzer Abgrund, begrenzt durch hohe, steile, wie mit der Spitzhacke bearbeitete Wände, oder die nach oben hin von einem ungleichmässigen Sims bedeckt sind ….
… Große Blöcke aus harter und kompakter Lava sind auf den Kratergrund gefallen, der tiefer liegt als die äussere Ebene, und liegen dort in einem wilden Haufen. Es wird sofort deutlich, dass diese tiefe Caldera Schauplatz wilder Explosionen war, die sicher nach dem Austritt des Lavastroms weiter anhielten.“
Es war ein unbeschreibliches Gefühl für uns, durch den Kratereingang in das Innere des Vulkans zu gehen und sich mitten in diesem zu befinden. Wie winzig klein wir uns in diesem Krater doch fühlten…
Wir verlassen die Caldera und schließen unsere Rundwanderung um den Vulkan ab. Bei unserem Mietwagen angekommen lassen wir uns unsere „Loch Lomond Toasts“ schmecken (beidseitig gebratenes Spiegelei in einem belegten Brot) und fahren anschließend weiter in das Dorf Yaiza. Dort gibt es – unweit der Kirche – in einer kleinen Bar an der Straße einen Cortado im Stehen.
Da wir uns übermorgen mal wieder – am Playa Papagayo – an den Anker legen möchten, schauen wir uns diesen Platz von Land aus an. Wir wollen sehen, wie ruhig dort die ankernden Schiffe liegen. Wir fahren zurück nach Playa Blanca und von dort zu den Stränden. Der Weg führt uns über eine holperige Sandpiste. Unsere Bandscheiben und Knochen werden kräftig durchgeschüttelt.
Vom Strand aus können wir eine Ketsch sehen, die genau dort ankert, wo auch wir morgen hinwollen. Sie liegt dort ruhig, ohne zu rollen. Zufrieden machen wir uns auf den Rückweg zu Sabir.
Zurück in der Marina hoffen wir einen schönen Sonnenuntergang zu sehen. Leider versteckt sich die Sonne auch heute wieder mal wegen der Calima hinter einer Wolke aus Sand.
Irgendwie sind die Bilder heute – der Calima geschuldet – ziemlich diesig und nicht wirklich schön. Der fremdartigen Stimmung am El Cuervo war dies zwar zuträglich (wer hätte uns bei blauem Himmel die Mondlanschaft abgenommen?), aber wir hätten Euch alles viel lieber bei besserer Sicht und blauem Himmel gezeigt.
Hallo ihr zwei,
ich kann mir das nicht vorstellen, dass auf der schwarzen Erde Reben wachsen. Habt ihr den Wein schon probiert?
In einem Krater spazieren laufen….wenn ich mir das vorstelle bekomme ich Gänsehaut.
Hoffentlich bekommt ihr bald wieder schönes Wetter.
Bei uns ist es stürmisch, nass und kalt.
Frühling wäre jetzt richtig gut.
Liebe Helga,lieber Rainer,
wir konnten uns das auch nicht vorstellen, dass da was wachsen kann. Vor allem, durch die trichterartige Anbauweise, fällt es im ersten Moment auch gar nicht auf und sieht zunächst mal nur trostlos aus. Wir haben den El Grifo probiert, ein Weißwein aus dem Weinanbaugebiet La Geria.Er war sehr lecker.
Seit zwei Tagen haben wir Sonnenschein und senden sonnige Grüße in die Heimat.