Gestern Abend ist ein Gewitter über uns hinüber gezogen und in der Nacht hat es immer wieder mal geregnet. Am Morgen ist es bedeckt, sehr windig und kalt. Durch einen Durchgang im Einkaufszentrum der Marina können wir tatsächlich einen „Ausschnitt“ des Sonnenaufgangs sehen.
Der Regen der Nacht hat aber offenbar die Luft wieder rein gewaschen. Man kann zumindest wieder die Berge hinter Arrecife sehen. Wir beschließen heute mal wieder raus zu gehen und ein bisschen durch Arrecife zu bummeln.
Wir gehen direkt am Ausgang der Marina vor an die Küste und bestaunen wieder einmal die Gewalt des Atlantiks, dessen Wellen an die Küste branden. Lange halten wir es hier aber nicht aus: Im Wind ist es einfach zu kühl.
Wir schauen uns heute ein paar Gebäude an, die wir bei unseren letzten Ausflügen noch nicht gesehen haben. Da wäre das Rathaus von Arrecife:
In der Fußgängerzone finden wir das Casa Amarillo, das „gelbe Haus“. Hier war früher der Sitz der Inselregierung.
Wir entdecken eine schmale Gasse, in der sich ein kleines Restaurant an das andere reiht. Es stehen Tische und Stühle auf der Gasse, so dass man im Freien sitzen kann. Trotz des kühlen Wetters entschließen wir uns, hier einen Cortado zu trinken und dazu eine Portion „Papas Arrugadas“ zu bestellen. Das ist eine kanarische Spezialität, bei der kleine Kartöffelchen mit der Schale so lange in stark gesalzenem Wasser (Meerwasser) gekocht werden, bis das Wasser verdampft ist. Danach werden die Kartoffeln im heißen Topf getrocknet. Dabei entsteht auf den Kartoffeln eine leckere Salzkruste. Zu den Kartoffeln werden immer zwei Soßen serviert: „Mojo Rojo“ und „Mojo Verde“. Die Mojo Rojo ist eine rote Soße, die aus Chili, roter Paprika, Tomatenmark, Knoblauch und viel Öl hergestellt wird. Bei der Mojo Verde handelt es sich um eine grüne Kräutersoße aus Petersilie, Koriander, grüner Paprika und ebenfalls viel Knoblauch und Öl.
Ich kannte die Kartoffeln zwar schon – Claudia isst sie das erste Mal – trotzdem war es für uns beide eine Überraschung, wie lecker dieses einfache Gericht schmeckt.
Am Nachbartisch bestellt ein älterer Herr aus der Schweiz einen „Barraquito sin alcohol“ und die Bedienung sagt: „Bla bla leche leche.“ (wir konnten nicht alles verstehen) Und siehe da, der Herr bekommt genau das, was wir eigentlich haben wollten: Einen Cortado Leche y Leche. Das ist ein Espresso mit heißer Milch und gesüßter Kondensmilch. Beim nächsten Kaffee bestellen wir genau den!
Beim Barraquito handelt es sich ebenfalls um eine Art Cortado Leche y Leche, aber mit einem Schuss Alkohol (Licor 43), Zimt und Zitronenschale. Klingt auch lecker – aber nicht um die Uhrzeit.
Nach dem Essen schlendern wir zwar noch ein bisschen herum, merken aber schnell, dass es uns einfach zu kalt ist. Wir machen kehrt und gehen zurück zu Sabir. Ok, wir wissen, dass Ihr jetzt wahrscheinlich denkt: „Kalt? Ihr habt ja keine Ahnung, bei uns ist es kalt…“. Aber wir haben heute auch seit langem mal wieder zwei Jacken an und der Wind macht es gefühlt noch mal kälter. Wir wissen schon auch, dass wir uns überhaupt nicht beschweren dürfen.
Ich schaue nach dem Wetter der kommenden Tage und sehe, dass zum Wochenende hin, ab Samstag/Sonntag die Calima-Lage mit den Ostwinden abnimmt und eher wieder der Passat aus Nordost einsetzt. Diese Bedingungen sollen voraussichtlich bis kommende Woche Mittwoch oder Donnerstag bestehen bleiben, so dass dies eine gute Gelegenheit wäre nach La Graciosa zu segeln.
Wir machen folgenden Plan (sofern die Wettervorhersage ungefähr so bleibt):
- Von Mittwochabend bis Samstagabend mieten wir uns ein Auto und schauen uns die Sehenswürdigkeiten der Insel an.
- Am Sonntag machen wir uns auf den Weg nach La Graciosa und bleiben dort drei Nächte bis Mittwoch.
- Mittwoch früh machen wir uns auf den Weg nach Süden nach Playa Blanca und legen uns dort wieder an den Anker.
Damit wir vor La Graciosa ankern dürfen, benötigen wir eine Erlaubnis der Inselregierung, diese wollen wir uns morgen holen.
Bei der Recherche der Route, die wir mit dem Auto nehmen wollen, sind wir im Netz irgendwie auf den Käseladen „Queso Project“ in Arrecife gestoßen, der eine sehr große Auswahl an kanarischen Käsesorten haben soll. Also machen wir uns am späten Nachmittag (in Spanien wird Siesta gemacht, da haben die meisten Läden zwischen 14:00 Uhr und 17:00 Uhr geschlossen) noch einmal auf den Weg. Inzwischen ist es draußen etwas freundlicher geworden, der Wind hat nachgelassen und es ist damit auch nicht mehr so kalt.
Wir erreichen „Queso Project“ und finden einen sehr schön eingerichteten, schnuckeligen Käseladen mit einer sehr großen Auswahl an lokalen, aber auch internationalen Käsespezialitäten, sowie Weinen.
Wir lassen uns einen sehr alten, scharfen und einen jungen, gerauchten Käse empfehlen. Beide stammen aus den Bergen Lanzarotes aus der Gegend um das Dorf Haria. Leider können wir den Käse nicht probieren – Corona macht es unmöglich. Egal, wir nehmen einfach von jedem etwas mit, wird schon schmecken…
Wir entdecken an einer Fassade eine bemalte Wand und direkt gegenüber das nette kleine Café „Mi Niña“. Das spricht uns so an, dass wir beschließen, morgen dort den Cortado Leche y Leche zu trinken.
Vorne an der Promenade sehen wir, dass wir heute wohl einen tollen Sonnenuntergang bekommen werden. Zwischenzeitlich ist nämlich tatsächlich die Sonne herausgekommen und wir haben blauen Himmel. Im Westen sieht man deutlich die Sandwolke mit der trüben Sicht. Die Sonne versinkt hinter dieser Wolke und taucht den Horizont in goldenes Licht.
Da es nun endlich nach 18:00 Uhr ist, können wir uns auch auf den Weg zur Brauerei Cerveza NAO machen. Wir sind sehr gespannt, was die dort für Biere brauen.
Die Brauerei ist in einem unscheinbaren Gebäude untergebracht, das von außen die Anmutung einer Werkstatt hat. Innen finden wir eine gemütliche Bar mit Blick auf die Produktionsstätte mit den Kesseln, in denen das Bier gebraut wird.
Wir erstehen vier Flaschen Bier:
- Capitán (ein American Pale Ale)
- Marinera (ein helles Ale)
- Mucho (ein Indian Pale Ale)
- Black Patron (das Schwarze)
Den Capitán und die Marinera haben wir nur wegen des Namens gekauft (Skipper und Matrosin 😉). Als gute Freunde ein Bild der beiden Bierflaschen sehen, bekommen wir zum Dank sofort einen Ohrwurm eingepflanzt: „La Bamba“:
Bitteschön, keine Ursache… 😄
Wir machen uns schnell auf den Weg zurück auf unser Schiff, damit wir dort den Käse und das Bier probieren können.
Wir lassen uns den Capitán schmecken und genießen den Käse. Wir sind mit unseren Errungenschaften sehr zufrieden, es ist alles sehr lecker.
Ich habe jetzt endlich den vermutlich einzigen Vorteil von „Urlaub auf den Kanaren“ zu „Auf dem Segelboot leben und Landgang auf den Kanaren machen“ gefunden: Man kann Barraquito zu _jeder_ Tageszeit trinken. 😉
Was hat uns der Kanaren-Urlaub schon gebracht – außer Barraquito zu jeder Tageszeit, Frühstücksbuffet, Zimmerservice und die sanitären Einrichtungen… (wir wollen sicher nicht tauschen)
hallo Claudia und Peter,
vielen Dank für den neuen Blog. Die Beiträge über die Mojosoßen mit Kartoffeln, Bier und Käse haben mich an unseren Urlaub vor einigen Jahren, auf Gran Canaria erinnert, hab richtig Appetit bekommen.
Die Spezialitäten schmecken herrlich und viel besser vor Ort. Zu Hause „nachgekocht“ schmecken diese Spezialitäten nur halb so lecker.
Liebe Helga, lieber Rainer,
ja, das stimmt, die ländertypischen Spezialitäten schmecken vor Ort tatsächlich besser als daheim.
Lieben Dank fürs treue Lesen.