Wir freuen uns wahnsinnig auf unsere heutige Wanderung, bekommen wir so das erste Mal mehr von der Insel zu sehen. Sie wird uns vom „Forte de São Brás“, in Vila do Porto, an der Küste entlang in Richtung Osten führen. Vermutlich werden wir nicht bis Praia Formosa gehen, das wird etwas zu weit für uns sein, da wir zu Fuß auch wieder zurück laufen wollen.
Erst um die Mittagszeit machen wir uns auf den Weg zu unserer Wanderung in Richtung Praia Formosa. Wir folgen auch heute der Straße hoch in den Ort und zum Forte de São Brás. Direkt am Fort ist der Beginn des Wanderwegs PR5 ausgeschildert. Beim PR5 handelt es sich um den Küstenwanderweg, der tatsächlich einmal komplett um Santa Maria herumführt. Wir werden heute nur einen Abschnitt davon gehen.
Wir folgen einem schmalen Pfad, der uns – nachdem wir eben von Meereshöhe hierher aufgestiegen sind – gleich wieder hinunter zu einem Bach führt. An der Stelle, an der er in das Meer fließt, ist übrigens die Rückseite des Boat Yard unserer Marina. Wir werden heute Abend, wenn wir zurück sind, feststellen, dass wir hier ganz einfach über die Mauer hätten klettern und uns so den Aufstieg zum Fort hätten sparen können. Aber das ist nicht schlimm, der Ausblick oben vom Fort und der Weg hinunter zum Bach waren so schön, das hätten wir nicht missen wollen.
Auf der anderen Seite des Tales geht es wieder den Berg hinauf, bis wir wieder auf der Höhe des Forts sind. Dort folgen wir einem Karrenweg entlang der Steilküste. Es geht vorbei an Weiden mit Rindern, Schafen und Pferden.
Wir staunen über die eindrucksvolle Landschaft: Das Weideland ist von Natursteinmauern eingefasst und erinnert uns an unseren Wohnmobil-Urlaub in Schottland. Überhaupt sehen die sanften grünen Hügel sehr schottisch oder irisch aus. Aber man merkt trotzdem, dass wir uns auf der selben Breite, wie die Algarve befinden. An den Wegesrändern finden sich Kakteen, Agaven und andere Gewächse, wie wir sie an der Algarve, aber auch auf Madeira oder den Kanaren gesehen haben.
Auf den Weiden liegen Kühe faul im Gras und dösen. Immer wieder hören wir Frösche quaken und entdecken bald, dass auf den Weiden teilweise Wasser steht und sich Tümpel gebildet haben.
Wir gelangen zum Naturmonument „Pedreira do Campo, Figueiral e Prainha“ – einer hölzernen Steg-Konstruktion, entlang derer Schautafeln über die Geologie, die hier zu findenden Fossilien und Pflanzen informieren. Wir befassen uns nicht lange mit den Tafeln, sondern lassen viel lieber die Landschaft auf uns wirken. Unseren Blick zieht es immer wieder hinaus auf den weiten Atlantik.
Oft müssen wir über hölzerne Konstruktionen (so wie wir sie auch aus dem Allgäu und den Alpen kennen) über die Natursteinmauern hinweg, von einer Weide zur nächsten steigen. Wir gehen über die saftig grünen Wiesen, auf denen ein Meer aus lila Blüten steht. Trotz der feuchten Wiesen sind die Wege mit Agaven gesäumt.
Wir gelangen zu den Höhlen von Figueiral. Die Höhlen haben menschlichen Ursprung. Hier wurde Ton und Kalk gewonnen. Aus dem Ton wurden Fliesen hergestellt und der Kalk wurde zum Bau der für Santa Maria typischen Häuser genutzt. In den Höhlen finden sich immer noch versteinerte Muscheln und Fossilien. Auch ein alter Kalkbrennofen soll hier zu sehen sein.
Weiter geht es entlang der Steilküste. Die Landschaft verändert sich. Hier gibt es nun keine Weiden mehr. Wir laufen durch Lorbeerwälder, ganze Hecken von Wandelröschen säumen unseren Weg. Aber auch hier kommen wir unversehens an einem Tümpel vorbei, in dem wir Frösche hören und sehen.
Wir gelangen an das Ende des Küstenpfades und sehen vor uns den Strand von Praia Formosa.
Hier lenken wir unsere Schritte wieder ins Inselinnere, weg von der Küste. Über asphaltierte Straßen gelangen wir in die Ortschaft „Almagreira“. Uns fällt auf, wie freundlich die Menschen hier auf der Straße sind. Jeder, den wir sehen – sei es ein Mensch, der in seinem Garten steht oder arbeitet, seien es Auto- oder Traktor-Fahrer – grüßt und winkt uns freundlich zu und von überall schallt ein freundliches „Bõa Tarde.“ Wir lieben es!
Wir folgen von Almagreira aus einer kleineren Straße, die uns über den Weiler Valverde zurück nach Vila do Porto führt.
Wir kommen nach fünf Stunden wieder auf Sabir an. Unsere Wanderung war heute 10,6km lang.