Um-da-da, um-da-da, um-da-da, uh-wah…

„Santa Maria,
Insel die aus Träumen geboren.
Ich habe meine Sinne verloren,
In dem Fieber, das wie Feuer brennt.“
(Roland Kaiser)

Sorry, das muss jetzt sein. Ihr wollt wissen, wie es uns geht, was wir so machen? Das habt Ihr nun davon, da müsst Ihr jetzt mit uns durch:

Seit wir hier auf dieser Insel sind, haben wir einen Ohrwurm. Jedes mal, wenn jemand „Santa Maria“ sagt, wir den Namen der Insel irgendwo lesen oder alleine nur daran denken, beginnt in unserem Kopf die Endlosschleife: „Um-da-da, um-da-da, um-da-da, uh wah…“

Nachdem wir gestern Abend auf Santa Maria angekommen sind, haben wir heute zunächst einmal lange ausgeschlafen. Irgendwann waren alle wach und wir haben uns ins Cockpit zum Frühstück gesetzt. Die Sonne scheint und es ist warm. Aber lange habe ich keine Freude am Frühstück, noch bevor ich mich richtig hinsetzen kann, kommt der Hafenmeister und bittet mich, doch bitte sofort zum Check-In zu kommen, da er nur bis ca. 11:00 Uhr heute hier sei. Außerdem sollen wir uns nach dem Frühstück an einen anderen Platz legen.

Als ich mir gestern den Platz ausgesucht habe, an dem wir gerade liegen, war mir schon klar, dass wir heute noch mal wo anders hin müssen. Die Box war viel zu groß für uns – aber sie war im Halbdunkel am besten zu erreichen. Auch die anderen Boote, die an diesem Steg liegen, müssen umziehen…

Der Check-In geht problemlos von Statten: Der Hafenmeister leitet alle Informationen an den GNR und die Grenzpolizei weiter, so dass kein weiteres Vorsprechen notwendig ist. Toller Service.

Wir frühstücken gemütlich und genießen es. Nach Abschluss des Frühstücks verholen wir uns an den gegenüberliegenden Steg, an dem Sabir für die nächsten Tage liegen wird. Irgendwie ist das Anlegen heute mal wieder ein bisschen ein „Ge-Eier“. Wir kommen zwar gut in die Box, aber bis alle Leinen fest sind, vertreiben wir in der Box – elegant geht anders. Es zeigt sich mal wieder: Langfahrt-Segler können zwar „lange segeln“ und prima Ankern, aber bei den Hafenmanövern tun sie sich immer auch mal etwas schwer… Wann immer wir uns mit anderen Seglern unterhalten, bekommen wir dieses Bild bestätigt – fast alle bekommen Puls, wenn es darum geht, das doch so vertraute schwimmende Zuhause in einer engen Marina anzulegen – vor allem auch mit der üblichen kleinen Zwei-Mensch-Crew…

Im Anschluss daran bekommt Sabir etwas „Liebe“. Sie hat sich in den vergangenen Tagen so gut um uns gekümmert und uns sicher nach Santa Maria gebracht, dass wir ihr heute etwas zurückgeben wollen. Wir waschen mit dem Wasserschlauch das Salzwasser von Deck und Rumpf ab und machen auch unter Deck wieder mal so richtig Klar-Schiff: Toiletten putzen, Flächen abwischen – auch unter Deck hat sich durch die salzhaltige Luft auf den Holzoberflächen ein salziger Film gebildet – und Staubsaugen.

Christoph zieht mich in das Mast-Top des Großmasts. Ich kontrolliere bei der Gelegenheit das stehende Gut und schaue nach dem Spi-Fall: Tatsächlich ist der Schäkel gebrochen. Ich bringe das Fall mit dem kaputten Schäkel nach unten und wir befestigen es an den Granny-Bars. Auf São Miguel werde ich nach einem neuen Schäkel schauen.

Einfach abgebrochen – keine China-Ware, sondern von Wichard…

Jetzt müssen wir uns nur noch um den Gennaker kümmern, den wir gestern vor dem Anlaufen von Santa Maria noch etwas feucht in seinen Sack gestopft hatten. Claudia und ich möchten ihn gerne zum Trocknen in der Sonne auslegen, bevor die Luftfeuchtigkeit im Verlaufe des Nachmittags zunimmt.

Da haben wir aber die Rechnung ohne die Crew gemacht: Vila do Porto ruft! Wir lassen uns breit schlagen und machen uns zuerst auf in das nahegelegene Haupt-Städtchen der Insel.

Wir gehen aus der Marina hinaus zur Straße, die sich in einer langgezogenen Kurve steil den Berg hinauf zieht. Wir haben den Eindruck in einer Modeleisenbahnlandschaft zu stehen, so unwirklich sieht die grüne Landschaft, mit dem Park, der steilen Straße und dem kleinen Tunnel (darunter fließt ein Bach) aus.

Oben auf dem Berg thront das „Forte de São Brás“ – eine Wehranlage mit der ab dem 17. Jahrhundert der Hafen und die Stadt vor Angriffen von Piraten geschützt wurde. Wir bestaunen die Aussicht auf die Küste und die Marina und gehen dann weiter, die Hauptstraße entlang in den Ort.

Wie fast überall auf unserer Reise entdecken wir auch hier Street-Art, die ganze Hauswände bedeckt.

In einem Straßen-Café setzen wir uns im Freien unter einen Sonnenschirm und bestellen seit langem mal wieder einen Galão.

Ich dränge zum Aufbruch, zurück in die Marina, da ich unbedingt noch den Gennaker trockenlegen möchte. Christoph, Claudia und ich legen, zurück in der Marina, das riesige Segel (100qm) auf der Straße am inneren Wellenbrecher und auf den Steinen aus. Es ist zwar annähernd windstill, aber immer wieder weht ein Luftzug über die Marina und ich mache mir Sorgen, dass der Wind unter das Segel fahren könnte…

Zum Glück trocknet das leichte Segel sehr schnell, so dass wir es wieder in den Bergeschlauch packen können. Dieser ist jedoch noch feucht, so dass wir ihn auch noch eine Weile in der Sonne liegen lassen. Bald können wir alles wieder zusammenpacken.

Heute Abend noch werden Christoph und Eva in ein Hotel auf Santa Maria gehen. Sie wollen im Verlaufe der Woche weiter nach São Miguel fliegen, um sich auch diese Insel noch anschauen zu können.

Claudia und ich werden noch ein paar Tage länger auf Santa Maria bleiben. Wir ruhen uns zwei Tage aus, machen lediglich einen Spaziergang durch Vila do Porto.

Wir lernen über Santa Maria, dass es eine ärmliche Insel war. Ein Großteil der Bevölkerung lebte lange vom Export der Färberpflanze „Pastell“, die allerdings an Bedeutung verlor, als überwiegend mit Indigo „blaugemacht“ wurde. Auch der danach übliche Anbau von Zitrusfrüchten brachte der Insel nicht lange Wohlstand. Im 19. Jahrhundert vernichtete ein Pilz- und Lausbefall die Zitrushaine. Erst als 1944 die Amerikaner eine Luftwaffenbasis errichteten, brachte dies einem Teil der Bevölkerung – nämlich denen, die auf der Basis Arbeit fanden – Wohlstand. Die anderen lebten weiterhin unter ärmlichen Verhältnissen. Zu dem Zeitpunkt konnten Verkehrsflugzeuge noch nicht ohne Zwischenlandung von Amerika nach Europa fliegen. Heute sind die Amerikaner weg, die einstige Luftwaffenbasis ist heute ein Verkehrsflughafen – der allerdings ebenfalls kaum mehr Bedeutung hat, da Langstreckenflüge heute ohne Zwischenlandung auf den Azoren auskommen. Heute lebt die Insel von einem bisschen Tourismus und von der Viehwirtschaft.

In einem „China-Laden“ erstehen wir eine Gastlandflagge der Azoren, die wir über der portugiesischen Flagge, an Steuerbord unter die Saling ziehen.

Wir machen aus unseren letzten kanarischen Kartoffeln „Papas Arrugadas“ und dazu spanische Tapas.

Nach dem lauten San Miguel auf Teneriffa (den ganzen Tag Fluglärm) genießen wir die Ruhe hier in der Marina und auf Santa Maria (…um-da-da, um-da-da,…). Morgen wollen wir eine längere Wanderung an der Küste, in Richtung Osten, nach „Praia Formosa“ machen.

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