Die letzten Tage und die Rückkehr nach Deutschland

Wir haben unseren Rückflug nach Deutschland für den 1. Adventssonntag, den 29.11.2020, gebucht. Wir werden mit dem „Inselhüpfer“ morgens um 8:30 von Porto Santo nach Funchal fliegen und von dort aus mit dem „Ferienflieger“ direkt nach Stuttgart. In Stuttgart haben wir uns ein Auto gemietet, damit wir nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Schwäbisch Hall fahren müssen, wo unsere Autos die letzten Monate gestanden sind.

Wir schließen die letzten Arbeiten am Schiff ab. Putzen die Fender, die durch das Schubbern an Sabirs Rumpf blaue Striemen bekommen haben. Ich klebe noch einmal alle Luken ab, damit sichergestellt ist, dass es nicht reinregnen kann. Außerdem gelingt es mir die letzte Undichtigkeiten der manuellen Bilgepumpe zu finden und zu beseitigen.

Wir verbrauchen unsere verderblichen Vorräte, damit nichts schlecht werden kann so lange wir weg sind.

Wir gehen noch einmal auf Porto Santo zum Friseur und lassen unsere Haare schneiden, damit wir bei der Rückkehr nach Deutschland nicht gleich als erstes „unter Leute“ gehen müssen.

Aber wir nutzen die Zeit auch für schöne Dinge.

Auf einem unserer Abendspaziergänge der letzten Wochen ist uns irgendwann mal das Café „O Cantinha“ aufgefallen. Dort gehen wir hin und lassen uns einen leckeren Kaffee und Kuchen schmecken. Das Café verkauft selbst gebackene Kuchen, Kekse und andere Leckereien. Für Zuhause nehmen wir uns ein Päckchen Maracuja-Kekse mit.

Da es tagsüber ohne Sonnenschein im Schiff empfindlich kalt wird, beschließen wir elektrisch einzuheizen. Zuerst versuchen wir es mit „Knut“, dem Heizlüfter, der bereits auf Sabir war, als wir sie übernommen haben. Der macht jedoch keine angenehme Wärme. Unter der Decke des Salons ist es zu heiß, an den Füßen bleibt es kalt. Wir gehen vor ins Dorf und besorgen uns im Möbel- und Elektro-Geschäft einen 2000 Watt Ölradiator. Dieser wird in den nächsten Tagen eine wohlige Wärme in Sabir verbreiten. Kurz bevor wir uns vom Laden aus auf den Rückweg zu Sabir machen, geht ein kräftiger Regenschauer über der Insel nieder. Gleich darauf kommt die Sonne wieder heraus und taucht den langen Strand in eine wunderbare Stimmung.

Wir schaffen es auch noch einmal mit Helena und Jan von der „Emma“ in den „PXO-Grill“ zum Essen zu gehen. Da sich das Lokal auf der Nordseite der Insel in Camacha befindet, wird auch hier ein Shuttlebus angeboten, der uns von der Marina abholt und nach dem Essen wieder dort abliefert. Eine Spezialität dort ist „Espetada“ ein Fleischspieß, der mit Knoblauch, Lorbeer, Salz und Pfeffer gewürzt gegrillt wird. Das Essen war sehr gut – wenn auch etwas teuer. Für Claudia gibt es wieder ein Risotto. Da das ganze Lokal in ein stimmungsvolles blaues Licht getaucht war, sehen die Fotos von unserem Essen mal richtig surreal aus. Beim Essen ist uns das gar nicht aufgefallen, irgendwann hatte sich das Auge adaptiert…

Espetada in Violett…
Pommes in Blau
Risotto in Violett
Nachtisch in Blau

Wir hoffen, wir haben Euch jetzt mit den blauen Bildern nicht den Appetit verdorben 😉.

Wir sind angespannt und fragen uns, ob unsere Flüge am Sonntag planmäßig gehen werden, da schon wieder ein Tief mit kräftigen Winden (in Böen ca. 50 Knoten), Regen und sogar Schnee auf Madeira angekündigt ist. Da Landungen auf dem Flughafen von Funchal bei starken Winden nicht ganz ohne sind, könnte es durchaus passieren, dass der Flieger von Porto Santo überhaupt nicht startet – oder aber der aus Deutschland nicht landen kann. Zum Ende der Woche zeichnet sich jedoch ab, dass der Wind passend zu unseren Flugzeiten von Sonntag früh bis zum frühen Nachmittag etwas nachlassen soll.

Am Abend des 28. November sitzen wir noch mal mit unseren Freunden von den anderen Schiffen in der Marina-Bar zu einem Abschieds-Bier zusammen. Trotz Corona-Beschränkungen ist es uns auf Porto Santo erlaubt gemeinsam an einem Tisch zu sitzen. Es ist noch mal ein sehr geselliger Abend. Der Abschied fällt uns schwer. Wir haben uns zwar schon zuvor immer wieder mal von Seglern verabschiedet, die ihre Reise fortgesetzt oder auch nach Hause zurückgereist sind, aber dieses Mal sind wir es wieder die gehen müssen… Einige der zurückbleibenden werden Weihnachten auf Porto Santo verbringen, andere werden über Weihnachten auf die Kanaren segeln. Wir sind gespannt, wen wir im nächsten Jahr wiedersehen werden.

Am 29. November morgens haben wir es irgendwie geschafft, alles einzupacken, was nach Hause muss und haben Sabir winterfest gemacht. Pascal von der „Edgar Allan Poe“ hat sich angeboten uns mit seinem Auto an den Flughafen zu bringen. Pünktlich um 7:15 Uhr morgens war er da, kurz danach waren wir am Flughafen. Wir trinken mit Pascal noch einen Kaffee dann verabschieden wir uns auch von ihm.

Passend zum Abflug von Porto Santo reißt der Himmel auf und wir können vom Flughafen noch ein paar schöne Abschiedsfotos machen.

Der Tower des Flughafens von Porto Santo
Unser „Inselhüpfer“ im Hintergrund über Madeira sieht man das Schlechtwetter

Durch die Windpause heute Morgen verläuft der Flug von Porto Santo nach Funchal ereignislos. Im Flughafen Funchal sehen wir die Corona-Maßnahmen Madeiras. Jeder Fluggast muss entweder einen negativen Test vorweisen können oder sich vor Ort testen lassen. Da wir von Porto Santo kommen, sind wir „safe“ und können direkt aus dem Ankunftsbereich den Flughafen verlassen. Im Flughafen läuft alles sehr diszipliniert ab. Alle tragen Masken, desinfizieren sich die Hände und halten Abstand. Im „Ferienflieger“ haben Claudia und ich eine Sitzreihe für uns alleine. Das Flugzeug ist zum Glück nicht voll besetzt.

Von Funchal aus führt die Flugroute zunächst noch einmal über Porto Santo und ich kann schöne Bilder aus der Luft machen.

Die Ostseite Porto Santos aus der Luft: Am linken Rand die Marina, ganz rechts im Vordergrund „Terra Cha“

Wir landen pünktlich um 17:15 Uhr in Stuttgart auf dem Flughafen, nehmen unser Gepäck entgegen und holen unseren Mietwagen ab. Wir fahren zu mir nach Bissingen. Die Fahrt mit dem Mietwagen auf den deutschen Autobahnen strengt mich sehr an, ich bin so viel Verkehr und Hektik nicht mehr gewöhnt. Ich zockle mit Tempo 100 auf der rechten Spur und überlasse den anderen das Rennen…

Am Montag sind wir nach Schwäbisch Hall gefahren, haben dort Claudias und mein Auto abgeholt (die Batterie meines Autos war komplett tot und musste getauscht werden), waren einkaufen (die Preise hier sind so anders als auf Porto Santo), haben den Mietwagen abgegeben und uns wieder auf den Weg nach Bissingen gemacht.

Es ist wieder komisch zurück zu sein. Es ist zu kalt, zu trüb und zu hektisch. Uns fehlt der freie Blick auf das Meer und blauer Himmel (auch bei schlechtem Wetter und Regen gab es immer zwischendurch blauen Himmel). Das Haus in Bissingen ist uns zu groß – wir sind so viel Platz einfach nicht mehr gewohnt. Auch an die Situation mit Corona hier in Deutschland müssen wir uns wieder gewöhnen. Wir haben nun den ganzen Dezember Zeit um uns wieder in dieses Leben einzufinden. Wir sind gespannt, ob wir dieses Jahr in Weihnachtsstimmung kommen werden…

2 Antworten auf „Die letzten Tage und die Rückkehr nach Deutschland“

  1. Oh, liebe Claudia und lieber Peter, nun sind ja schon einige Tage in Deutschland an euch vorüber gegangen und ich meine, ich könnte noch einen schmerzlichen Verlust zwischen den Zeilen lesen.
    Ich bin so gespannt auf euren Bericht und freue mich auf einen Bildervortrag zu eurer Reise😁
    Ihr habt Erinnerungen gesammelt und tragt sie in euren Herzen – da habt ihr soo viel mehr als andere!!
    Meine herzlichsten Grüße an euch- bis wir uns wieder sehen!!
    Sanne

    1. Liebe Sanne, Du treue Kommentarschreiberin,

      da hast Du richtig zwischen den Zeilen gelesen, wir vermissen das Leben auf Porto Santo und auf Sabir sehr. Wir freuen uns Euch – sei es auch trotz der deutlich geringeren Entfernung nur virtuell – bald zu sehen.

      Liebe Grüße
      Peter

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