Auf die Fahrt auf dem Guadiana Fluss habe ich mich schon lange gefreut. Viel Gutes hatte ich im Vorfeld schon darüber gehört und gelesen.
Heute um 11:00 Uhr machen wir uns auf den Weg den Fluss hinauf. Der Fluss unterliegt den Gezeiten des Meeres. Diese sind bis hinter Alcoutim (unserem Ziel von heute) als starke Strömung zu spüren, die entweder den Fluss hinauf oder runter zum Meer geht.
Drum haben wir unsere Abfahrtszeit heute so gewählt, dass wir kurz vor dem „Kentern“ des Stromes los kommen. Da steht nur noch wenig Strömung gegen uns wenn wir losfahren und wir werden mit zunehmendem Strom immer zügiger den Fluss hochgeschoben. Wir haben einen günstigen Wind „von hinten“, von dem wir uns nur mit der Genua den Fluss hochziehen lassen wollen.
Gleich nach dem Losfahren geht es unter der Autobrücke durch, die Portugal und Spanien miteinander verbindet. Die Brücke hat eine Durchfahrtshöhe von 18m. Wir haben eine Masthöhe von 14m über der Wasserlinie – also reichlich Platz. Trotzdem ist es immer wieder spannend unter einer Brücke durchzufahren. Die eigene Perspektive mit dem Blickwinkel vom Cockpit zum Masttop lässt die 4m Differenz auf scheinbar wenige Zentimeter schrumpfen.
Sobald wir die Brücke und die ersten zwei Biegungen des Flusses hinter uns gelassen haben, wird es absolut still. Wir hören keinen Zivilisationslärm mehr. Ruhig ziehen wir dahin und genießen. Am Ufer stehen nur sehr wenige Gebäude, wir sehen Natur pur. Wir segeln immer innerhalb des betonnten Fahrwassers. Immer wieder müssen wir bei den Flussbiegungen das Vorsegel auf die andere Seite nehmen. Bei dem wenigen Wind, den wir haben, kann es Hannes einfach an unserem zweiten Vorstag vorbei auf die andere Seite „tragen“.
Der Wind steht günstig bis ca. 3nm vor Alcoutim. Dann wechselt er plötzlich die Richtung und wir müssen das Vorsegel einrollen. Wir tuckern den Rest der Strecke mit dem Motor weiter.
Entlang des Flusses sehen wir immer häufiger Segelboote, die wohl schon längere Zeit hier am Fluss liegen. Viele Menschen, die den Guadiana besucht haben, bleiben hier „hängen“ und bleiben lange Zeit hier am Fluss.
Gegen 15:00 Uhr kommen wir bei Alcoutim an und lassen den Anker im Fluss fallen.
Ich muss heute noch ein bisschen arbeiten. Claudia und Martina wollen sich Alcoutim anschauen und nach einem Restaurant suchen, wo wir Abendessen wollen. Sie entdecken ein schönes kleines Dorf mit verwinkelten Straßen und Gässchen. Sie bringen ein paar schöne Bilder von Alcoutim mit.
Vom Castelo de Alcoutim, einer maurischen Burg aus dem 14. Jahrhundert gelingen ihnen auch Aufnahmen von Sabir, Hannes und mir.
Hier noch ein Bild auf dem man einen Eindruck von der Vielzahl der Segler bekommt, die hierher nach Alcoutim gekommen sind.
Direkt am Ufer, an der Stelle, wo wir mit unserem Dinghy anlegen sitzt eine große „Müllkatze“, die ein Künstler aus Plastikteilen gebaut hat.
Gegenüber von Alcoutim liegt das andalusische Sanlúcar de Guadiana. Die beiden Dörfer haben unterschiedliche Zeitzonen, was zum einen dazu führt, dass die Kirchenglocken zur vollen Stunde unterschiedliche Zeiten schlagen, zum anderen dazu, dass man irgendwann nicht mehr weiß, wann man zu welcher Uhrzeit auf welcher Seite des Flusses am Besten einkauft. Wir belassen die Westeuropäische Sommerzeit als unsere Bordzeit.
Was auch kurios ist: Obwohl die beiden Dörfer direkt gegenüber am Fluss liegen, gibt es keine Möglichkeit mal schnell mit dem Auto auf die andere Seite zu fahren. Mit der Personenfähre (oder unserem Dinghy) kommt man in null Komma nix von hier nach da. Mit dem Auto muss man entweder die Autobrücke im Süden nehmen, unter der wir heute Mittag durchgesegelt sind (1 Stunde, 10 Minuten und 80km ) oder eine Brücke im Norden (1 Stunde, 30 Minuten ebenfalls 80km).
Zu Abend essen wollen wir auf der Terrasse des Restaurants Camané. Kurz bevor wir bestellen wollen, geht wieder mal der Ankeralarm los. Ich glaube zwar nicht, dass sich der Anker gelöst hat, dennoch macht es mich natürlich unruhig… Wir fragen im Restaurant nach, ob es möglich ist, das Essen als „Take-away“ zu bekommen und entschließen uns hier zu bestellen und auf Sabir zu essen. Claudia und ich machen uns mit dem Dinghy auf den Weg zu Sabir und stellen fest, dass der Anker hält und lediglich der eingestellte Radius auf der App „Ankeralarm“, die wir verwenden, einfach nur etwas zu klein gewählt war.
Martina und Hannes melden sich nach einer gewissen Zeit, dass das Essen fertig ist und abgeholt werden kann. Ich hole die beiden mit dem Dinghy ab und wir genießen unser leckeres Abendessen im Cockpit mitten auf dem Guadiana Fluss.
Morgen werden wir von der Algarve nach Andalusien wechseln und uns Sanlúcar anschauen. Übermorgen geht es dann spätestens wieder flußabwärts, da sich der Urlaub für Martina und Hannes leider langsam dem Ende zuneigt.