Puerto del Rosario, Fuerteventura

Ca. 23nm werden wir heute bis Puerto del Rosario unterwegs sein, das ist nicht weit, so dass wir eigentlich nicht allzu früh aufstehen müssen. Dennoch sind wir bereits knapp vor dem Sonnenaufgang wach und schauen aus dem Niedergang in die noch kühle Nacht. Wir wollen die Sonne über den Hügeln und der Steilküste des Playa Papagayo aufgehen sehen.

Uns gelingen ein paar schöne Aufnahmen der Morgenstimmung.

Playa Blanca und Marina Rubikon auf Lanzarote
Blick auf Corralejo auf Fuerteventura
Sonnenaufgang über dem Playa Papagayo
Sonnenaufgang über dem Playa Papagayo

Gegen 10:15 Uhr heben wir den Anker. Ich hatte vorgestern extra eine „Trippleine“ am Anker befestigt, damit wir ihn auch hochziehen können, sollte sich die Kette um Felsen gewickelt haben, die hier auf dem Grund liegen. Das wäre aber zum Glück nicht notwendig gewesen, der Anker kommt problemlos aus dem Wasser. Claudia steuert uns vom Strand weg in Richtung Fuerteventura.

Der Himmel ist bedeckt und es ist kühl, aber wir haben Wind. Hochmotiviert setzen wir bei 16kn Wind alle unsere Segel und lassen uns in Richtung Fuerteventura ziehen.

Lange bleibt uns der Segelspaß leider nicht erhalten. Wir sind kaum aus der Bucht hinausgefahren, schläft der Wind komplett ein und es beginnt sogar zu regnen. Wir haben nur noch 4kn Wind und die Segel schlackern. Wir schalten notgedrungen den Motor wieder an, rollen die Genua ein und holen das Besansegel herunter.

Regenwolken über Fuerteventura

Die Sonne kommt heraus uns es wird langsam immer wärmer.

Wir passieren die Isla de los Lobos und die Stadt Corralejo im Norden von Fuerteventura und sehen die Dünenlandschaft des Parque Natural de Corallejo.

Isla de los Lobos
Dünen im Parque Natural de Corallejo

Wir beobachten relativ große Delfine, die gemächlich durch das ruhige Wasser ziehen. Sie sind ein bisschen zu weit weg und sie nehmen keinerlei Notiz von uns.

Den ca. 5-7kn Wind „von hinten“ steht der Fahrtwind von ca. 5kn entgegen und somit ist es auf Sabir nahezu windstill. Durch die pralle Sonne ist es uns inzwischen ziemlich heiß. Wir überlegen gegen Mittag, den Motor für eine Weile abzustellen, uns einfach ein bisschen treiben zu lassen und einen Mittagssnack zu uns zu nehmen – aber diesen Gedanken geben wir schnell auf, ein langgezogener Schwell schaukelt Sabir derart heftig hin und her, dass an ein gemütliches Essen nicht zu denken ist. Ohne Fahrt ist das nicht auszuhalten, der Motor wird wieder gestartet.

Wir knabbern Obst, Gemüse und Käse, beobachten immer wieder Delfine, die uns entgegen kommen und lassen die Küste der neuen Insel auf uns wirken. Bereits gegen 14:30 Uhr sehen wir die Hafenanlage von Puerto del Rosario und bereiten uns aufs Anlegen vor. Heute Morgen kurz nach dem Ablegen hatte ich telefonisch im Hafen angefragt, ob Platz für uns ist und ob uns jemand beim Anlegen helfen kann: Es ist Platz und es wird geholfen.

Hafeneinfahrt von Puerto del Rosario – ein Kreuzfahrtschiff überragt alle Gebäude der Stadt

Über Funk rufen wir die Hafenbehörde. Wir dürfen am Kopf des Steg Nummer vier längsseits anlegen. Das machen wir zwischenzeitlich mit links – auch ohne Hilfe von Außen. Ich lege Sabir längs an den Steg und stoppe auf, Claudia geht von Bord und legt eine Mittelspring. Ich dampfe in die Spring ein und bringe Sabir so parallel an den Steg. Wir belegen die Vor- und Achterleinen und sind fest. Ein Offizier der Hafenbehörde heißt uns willkommen und bittet uns zur Anmeldung ins Büro.

Wir werden hier zwei Nächte bleiben. Zum einen soll es morgen ebenfalls fast keinen Wind haben und zum anderen zahlt man hier nicht pro Nacht, sondern pro angebrochenem Tag. Als Schwaben wollen wir sparen: Für eine Nacht werden zwei Tage abgerechnet, für zwei Nächte drei Tage, damit wird die Nacht günstiger – logisch 😉?

Der Steg Nummer vier liegt direkt am Eingang in den Hafen. In einem Hafenbecken außerhalb, aber direkt anschließend an unseren Teil des Hafens befindet sich die Mole für die Kreuzfahrtschiffe. Dort liegt in knapp 50m Entfernung das Heck eines großen Kreuzfahrtschiffes und wir können direkt auf die Balkone der Heckkabinen schauen – bzw. werden von dort aus beobachtet. Gegen 20:00 Uhr macht sich das Riesenschiff auf in den nächsten Hafen…

Morgens um 5:00 Uhr weckt uns der Betrieb im Hafen. Eine Fähre von Gran Canaria legt an und unter lautem Gerumpel werden die Fahrzeuge entladen. Ein Frachtschiff legt an und ein neues Kreuzfahrtschiff kommt und macht wieder in unserer Nachbarschaft fest. Heute streckt uns sein Bug einen riesigen Kussmund entgegen…

Die Motoren der Fähre laufen noch den ganzen Vormittag, bis sie gegen 11:00 Uhr wieder ablegt. Unschön.

Wir wollen uns mal ein bisschen umschauen und schlendern von der Marina in südlicher Richtung hinüber an den Strand „Playa Chica“. Dort bestaunen wir das 10m lange Skelett eines weiblichen Brydewals, der vor Fuerteventura tot aufgefunden wurde. Der Anblick des riesigen Skeletts flößt uns Respekt ein: Würden wir dem Wal auf dem Meer begegnen, wäre er annähernd so lang wie unsere Sabir. Was mich insbesondere beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass die Vorderflossen der Wale Ähnlichkeiten mit unseren Händen haben: Man sieht deutlich Hand- und Fingerknochen. Ein kurzer Abstecher ins Internet bestätigt, dass Wale evolutionsgeschichtlich mit Paarhufern verwandt sind und vermutlich in Folge eines gravierenden Klimawandels zurück ins Wasser gegangen sind, da es für die Pflanzenfresser auf dem Land infolge von Dürren zu wenig Nahrung gab. Wie wird wohl der Mensch mit dem Klimawandel umgehen, wenn die Meeresspiegel steigen?

Vom Strand aus wollen wir weiter in die Stadt. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es hier nicht, dazu ist Puerto del Rosario zu „jung“. Anfangs war hier nur eine Ansiedelung von Fischern, die sich am gut geschützten Naturhafen niedergelassen hatten. Jedoch war es damals riskant sich so nahe der Küste niederzulassen, zu oft kam es zu Überfällen durch Piraten vom afrikanischen Festland. Es war damals deutlich sicherer, in den Bergen zu wohnen. Der sichere Hafen hat im Laufe der Zeit jedoch dazu geführt, dass die Siedlung an Bedeutung gewonnen hat. Er wurde zu einem Umschlagplatz der Ziegen, die auf Fuerteventura gehalten wurden. Deswegen hatte er früher den Namen „Puerto de Cabras“. Erst 1860 wurde die Stadt zur Hauptstadt von Fuerteventura gemacht. Im Jahr 1957 wurde beschlossen, dass „Ziegenhafen“ kein passender Name für eine Hauptstadt sei und aus dem „Puerto de Cabras“ wurde der „Puerto del Rosario“ (Hafen des Rosenkranzes). Dennoch findet man im Stadtbild immer wieder Bilder und Skulpturen von Ziegen.

Die einzigen historischen Gebäude in der Stadt sind die Kirche „Parroquia de Nuestra Señora del Rosario“ – der Namensgeberin der Stadt und gegenüber das Haus, in dem die Gemeindeverwaltung der Stadt und der Insel untergebracht sind.

Auffällig ist in der Stadt die allgegenwärtige Straßenkunst, die dem ansonsten eher unschönen Stadtbild etwas sehenswertes geben. Skulpturen aus Stahl und Stein wechseln sich mit großflächigen Wandmalereien ab.

Als wir bei unserem Spaziergang auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens angekommen sind, fällt uns wieder das große Kreuzfahrtschiff auf. Schaut mal, ob Ihr auf dem Bild unsere kleine Sabir am Kopfsteg findet:

Während unseres Bummels durch die Stadt entdecken wir im Schaufenster eines Ladens eine günstige Gitarre. Seit wir uns letztes Jahr auf den Weg gemacht hatten, haben wir immer wieder darüber gesprochen, wie schön es doch wäre, unterwegs Gitarre zu lernen. Zeit zum üben sollte ja genug sein. Ich habe vor vielen Jahren einmal begonnen, Gitarre spielen zu lernen, habe es aber nie über ein paar Akkorde gebracht, von denen ich die meisten schon wieder vergessen habe. Als Christoph mit uns an Bord war, hat er uns darin bestärkt, dass wir unbedingt eine Gitarre brauchen… Wir machen ein Foto der Gitarre im Schaufenster und schreiben am Abend Christoph an, was er augenscheinlich von dem Instrument hält und ob der Preis wohl angemessen sei. Christoph gibt uns sein „go“: Bei dem Preis und dafür, dass es eine Bordgitarre werden soll, können wir nicht viel falsch machen. Wir machen uns kurz vor Ladenschluss noch einmal auf den Weg um uns die Gitarre zu kaufen. Bereits am Nachmittag war uns schon nicht klar, um was für einen Laden es sich handelt – zu unterschiedlich waren die im Schaufenster ausgestellten Artikel (Heimwerkermaschinen, Computerspiele, Undefinierbares und die Gitarre). Als wir den Laden betreten, werden wir nicht viel schlauer. Auffällig war auf jeden Fall der „lustige Geruch“ von den Dingen, die der Ladenbesitzer offenbar raucht – eventuell war auch das ein Teil der angebotenen Produkte?

Mit der neu erworbenen Gitarre auf dem Rücken und dem Geruch des Rauchs in der Nase (die medizinische Maske hat den Rauch sehr gut aufgefangen) gehen wir zurück zu Sabir.

Claudia kocht uns aus den (tiefgefrorenen) Früchten, die wir auf dem Heimweg in einem Supermarkt gekauft haben, ein paar Gläser Mango- und Waldbeermarmelade.

Auch wenn es morgen nicht viel windiger sein soll, als gestern und heute, werden wir morgen Vormittag Puerto del Rosario verlassen und vermutlich unter Maschine weiter nach Gran Tarajal fahren. Gut hat uns Puerto del Rosario nicht gefallen, günstig war die Marina auch nicht. Beim nächsten Besuch auf Fuerteventura werden wir hier nicht noch einmal stoppen.

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