Kein Wind – wie vorhergesagt – aber wir wollen weiter. Mit dem Hafen von Puerto del Rosario zeigt sich Fuerteventura nicht von seiner besten Seite. Wir haben schon viel Gutes von unserem nächsten Ziel – der Marina von Gran Tarajal – gehört und sind schon sehr gespannt. Auch heute werden wir wieder ca. 20nm mit dem Motor zurücklegen, das ist erträglich. Bei ca. 5,5kn Fahrt sind wir inkl. Ab- und Anlegen vermutlich ungefähr 4 Stunden unterwegs.
Eigentlich wollten wir um 11:00 Uhr starten – aber zeitgleich mit uns hat sich die Armas-Fähre von Puerto del Rosario nach Gran Canaria zur Abfahrt bereit gemacht. Die wollen wir nicht im Nacken haben, wenn wir ablegen und aus dem Hafen tuckern. Also warten wir noch ab, bis sie weg ist. Eine Viertelstunde haben wir am Ende gewartet – in der Zeit wären wir längst über alle Wellenberge gewesen 😉.
Aus dem Hafen von Puerto del Rosario geht es in südlicher Richtung die Küste Fuerteventuras entlang. Wir passieren den nahe gelegenen Flughafen.
An uns vorbei zieht eine wenig bebaute, karge Küste. Der Autopilot von Sabir steuert uns unserem Ziel entgegen. Für Claudia und mich gibt es nicht viel zu tun. Ab und zu machen wir einen Rundumblick, damit wir nicht versehentlich jemanden über den Haufen fahren – aber wir sind hier heute offenbar alleine unterwegs.
Zum Zeitvertreib holen wir unsere neu erworbene Gitarre hoch. Ich versuche mich an die Paar Akkorde zu erinnern, die ich vor schätzungsweise 35 Jahren einmal gelernt habe. Es ist tatsächlich nur G-Dur übrig geblieben – der Griff, der mir damals am schwersten gefallen ist. Meine Finger finden die richtigen Saiten und es erklingt tatsächlich ein harmonischer Akkord. Mit Hilfe des Internets suche ich die übrigen Griffe heraus, die ich damals gelernt hatte. So langsam kommt die Erinnerung zurück. Ich finde bei meinen Recherchen das Wikibuch „Lagerfeuerdiplom“ und nehme mir vor, damit wieder/weiter Gitarre zu lernen. Ich bin damals nie so weit gekommen, dass ich es gewagt hätte mit der Gitarre ein Lied zu begleiten – viel zu lange haben bei mir die Griffwechsel gedauert. Das soll sich ändern!
Nach 3 Stunden und 15 Minuten passieren wir den Leuchtturm „Faro de la Entallada“. Dort macht Fuerteventura einen „Knick“ nach Westen. Jetzt sind es nur noch ca. 4,5 nm oder ca. 1 Stunde, bis wir in Gran Tarajal sein werden.
Eine Dreiviertelstunde später kommen die Häuser von Gran Tarajal in Sicht. Wir machen Sabir zum Anlegen klar, legen die Festmacher bereit und machen die Fender fest.
Um 15:45 Uhr liegen wir in der Marina. Es war wie erwartet den ganzen Tag kein Wind.
Heute, am Samstag, machen wir einen ersten Rundgang durch das Dorf. Auch hier ist das Skelett eines gestrandeten Wals ausgestellt – dieses mal sieht man die Hand- und die fünf Fingerknochen der Vorderflossen ziemlich deutlich:
Gran Tarajal hat einen schönen langen Strand mit dunklem Sand und eine lange Strandpromenade.
Wir kommen an einem Frisörladen vorbei und fragen dort spontan, ob man uns mal schnell die Haare schneiden kann. Tatsächlich hat die Friseurin Zeit für uns und wir haben beide keine 45 Minuten später wieder eine ansehnliche Frisur.
Wir schauen uns den Brunnen mit den Seepferdchen vor der Kirche an.
Auch hier entdecken wir im Ort wieder Streetart. Meist sind es Malereien an den Häuserwänden, aber auch Skulpturen und Mosaike:
Mitten im Dorf gibt es einen großen Park mit vielen Palmen und einem üppigen Bougainvillea-Strauch. Wir folgen der Ausfallstraße ein Stück, kehren aber bald wieder um – zu viel Verkehr und zu viel Hitze…
Bis jetzt gefällt es uns hier deutlich besser, als im Stadthafen von Puerto del Rosario. Ein bisschen erinnert uns die Stimmung in der Marina an Porto Santo: Alles ist überschaubar, es sind viele Langfahrtsegler hier und wir haben in kürzester Zeit Kontakte zu anderen Seglern geknüpft.
Heute Abend waren wir bei Stephan von der „Agua Azul“ zum Bier eingeladen und haben dort Anna und Reinhardt von der „Sancara“ kennengelernt.
Hier lässt es sich aushalten, da werden wir noch ein bisschen bleiben!