Heute ist ein trüber, regnerischer, windiger und damit kühler Tag. Hätten wir kein Auto gemietet, wäre es der richtige Tag, um sich im Bauch von Sabir zu verkriechen und sich einzukuscheln. Der Blick am Morgen aus unserem Schiff auf das Inselinnere lässt schlimmstes befürchten… Da wir aber das Auto heute auch noch nutzen wollen, machen wir uns auf dennoch auf den Weg. Unser Ziel heute ist „Der Rote Pfad“ und Vallehermoso.
Über die GM-1 geht es wie gestern schon in Richtung Hermigua. Unterwegs brauchen wir immer wieder den Scheibenwischer und fragen uns, ob wir heute Spaß am Wandern haben werden.
Wir fahren auch heute ohne anzuhalten durch den Ort hindurch und direkt hinunter an die Küste und zum Örtchen Agulo. Auf einer Anhöhe kommt für einen Moment die Sonne heraus und wir haben noch einmal einen schönen Ausblick auf den Strand von Hermigua mit den Betonpfeilern der ehemaligen Landungsbrücken.
Die Freude währt nur kurz. In Agulo, wo wir uns eigentlich den Ort anschauen wollten, treiben uns Schauerböen schon wieder kalten Regen entgegen. Wir entscheiden uns direkt weiterzufahren. In Las Rosas biegen wir ab zum Besucherzentrum des Nationalparks Garajonay. Dort ist der Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung entlang des „Roten Pfads“.
Hier sehen wir ein schönes blühendes Pfirsichbäumchen:
Sobald wir den Weg unterhalb des Besucherzentrums betreten, stellen wir tatsächlich fest, dass dieser aus roter Erde besteht. Links und rechts von uns wachsen Disteln, Agaven, Kakteen und andere Pflanzen, die wenig Wasser zum Wachsen benötigen. Auch wenn es heute nass und kalt ist, scheint die Gegend an sich nicht allzu feucht zu sein.
Mit der Zeit lässt die Vegetation um uns herum nach und es kommt immer mehr rote Erde zum Vorschein, bis wir fast nur noch rote sandige Hügel sehen, auf denen vereinzelt Sträucher stehen.
Am Ende des Pfades erreichen wir den Aussichtspunkt „Mirador de Abrante“. Leider ist er heute geschlossen, ansonsten hätten wir dort von einem „Skywalk“ – einer gläsernen Plattform, die 7m über den Hang hinaus ragt – einen tollen Ausblick über die roten Felsen und das Örtchen Agulo, durch das wir vorhin gefahren sind. Das sagt uns zumindest das Internet. So müssen wir uns mit dem durchaus imposanten Ausblick von der Kante des Berges „begnügen“. Trotz des trüben und kalten Wetters sind wir begeistert – aber wir werden ganz schön durchgeblasen.
Nach einiger Zeit machen wir uns auf dem selben Weg, auf dem wir gekommen sind, wieder auf den Rückweg zum Auto. Tatsächlich kommt nun noch die Sonne heraus.
Mit dem Auto geht es wieder hinunter nach Las Rosas und weiter in Richtung Vallehermoso. Auch hier lassen wir den Ort (wie gestern schon Hermigua) links liegen und fahren direkt hinunter an den Strand. Der kräftige Nordwestwind treibt heute hohe Wellen auf die Küste La Gomeras.
Zuerst bleiben wir noch ein wenig im Auto sitzen, da es kurz regnet. Wir essen unser mitgebrachtes Vesper und sind froh, dass wir vor Wind und Kälte geschützt sind. Als wir aufgegessen haben und der Regen aufgehört hat, laufen wir runter an den Strand, der von großen schwarzen Steinen bedeckt ist. Sand gibt es hier keinen.
Der Wind aus Nordwest hat Müll und mehrere Portugiesische Galeeren (so genannte „staatenbildende Quallen“) an den Strand getrieben. Wenn man versehentlich auf die Schwimmblasen tritt, zerplatzen diese mit einem lauten Knall. Wir haben leider keinen Müllbeutel dabei, sonst hätten wir den Strand ein bisschen sauber gemacht. Keine Ahnung, ob wir uns da ohne Handschuhe eventuell an den Tentakeln der Galeeren die Finger „verbrannt“ hätten…
Am Strand angekommen werden kräftig durchgepustet und müssen sehr laut sprechen, um das Tosen der Brandung zu übertönen. Dennoch verbringen wir hier einiges an Zeit und versuchen mit unseren Kameras die perfekte Welle zu fotografieren.
Am linken Rand des Strandes steht das Castillo del Mar. Wie auch im benachbarten Tal von Hermigua wurden hier früher Bananen auf Frachter verladen. Nach dem der Komplex für mehrere Jahre nicht mehr verwendet wurde, sollte es 2001 restauriert und als Kulturzentrum wiedereröffnet werden. Leider dauerte die Zeit, in der hier wieder Betrieb herrschte, nicht lange an.
Als wir uns satt gesehen haben, fahren wir mit dem Auto über den Rücken der Insel durch den Nebelwald wieder zurück nach San Sebastian.