Wanderung um Santa Barbara

Wir wollten unbedingt noch ein wenig von der Landschaft auf Santa Maria erlaufen und haben uns den heutigen Tag für eine Wanderung beim Örtchen Santa Barbara ausgesucht. In der Nähe wohnen auch Aideen und Peter von der Petima, so dass wir unsere Wanderroute so legen, dass wir überraschend bei den beiden vorbeischneien können.

Leider ist es heute etwas regnerisch, das soll uns aber nicht abhalten. Wir rufen uns ein Taxi, das uns für unter 15€ in der Nähe der Kirche von Santa Barbara am Beginn unserer Wanderung absetzt.

Bevor wir uns auf den Weg machen, werfen wir zuerst noch einen Blick in die Kirche des Ortes. Am Hauptaltar sehen wir eine Heiligenfigur, die mit einer nonchalanten Geste den Wehrturm einer Burg umschubst. Nach ein bisschen googeln wird es klar: Bei der Heiligen handelt es sich natürlich um Barbara von Nikomedien. Aus einer der Barbara-Legenden geht hervor, dass „die schöne und kluge junge Frau“ von ihrem Vater in einen Turm gesperrt wurde, um sie von der Außenwelt abzuschirmen. Später nimmt Barbara den christlichen Glauben an und wird dafür von ihrem Vater enthauptet, den daraufhin sogleich der Blitz trifft. Darum wird heute die heilige Barbara bei der Gefahr eines plötzlichen Todes angerufen.

Jetzt ist uns klar, warum sie den Turm umwirft…

Bei Nieselregen folgen wir dem Wanderweg PRC 03 SMA „Entre a Serra e o Mar“ (zwischen den Bergen und dem Meer). Viel von der Landschaft haben wir nicht, der Nebel macht es unmöglich, mehr als 50m zu sehen. Aber wir genießen das was wir sehen. Das trübe Wetter macht die Landschaft sehr mystisch. Zunächst folgt der Weg noch mehr oder weniger befestigten Straßen

Wir freuen uns auch heute wieder über die Blumen, die am Wegesrand stehen. Auf den Kuhweiden finden wir wieder viele Callas:

Aber auch außer den Callas gibt es eine wahre Blütenpracht zu sehen:

Irgendwann verlassen wir die Straßen und Wege, es geht über eine schmale Brücke über einen Bachlauf, dann sind wir nur noch auf Trampelpfaden unterwegs. Wir stellen fest, dass es nicht sonderlich ratsam ist, den Weg bei Regen zu gehen: Der Boden wird immer weicher und die Kühe, die offenbar auch auf diesem Weg laufen, haben tiefe, mit Wasser gefüllte Löcher getreten. Da wir nur unsere leichten Trecking-Schuhe anhaben, müssen wir gut aufpassen, damit wir keine nassen Füße bekommen. Wir balancieren auf den Steinen und versuchen auf Stellen mit Bewuchs zu treten. Irgendwie gelingt es uns.

Das Dickicht lichtet sich und wir treten auf eine Hochfläche hinaus, von der man bei besserem Wetter bestimmt eine wunderbare Aussicht auf die Küste, den Atlantik und die Berge im Zentrum Santa Marias hat. Uns bleibt nur eine vage Ahnung.

Langsam kommen wir wieder in bewohntes Gebiet. Von Weitem schon hören wir Kühe muhen. Eine fällt uns durch besonders lautes Gebrüll auf. Sie steht direkt hinter einer Mauer und wir laufen direkt an ihr vorbei. Sie beäugt uns lange, dann schaut sie ein wenig drollig, streckt den Kopf und lässt ein lautes „Muuuuuh“ hören (den Ton müsst Ihr Euch denken):

Inzwischen hat der Regen aufgehört und wir können die letzten Meter zu Aideen und Peter im Trockenen laufen. Wir finden das kleine, schnuckelige Häuschen auf Anhieb und klopfen an der Türe. Wir haben Glück und die beiden sind Zuhause. Obwohl wir einigermaßen nass sind und dreckige Schuhe haben, werden wir herzlich empfangen. Wir dürfen uns vor den Ofen setzen, in dem ein Holzfeuer prasselt und bekommen Tee und Kekse gereicht. Stolz führen uns die beiden durch das Haus und sie zeigen uns, wie sie es hergerichtet haben. Viele Dinge hat Peter selbst aus Holz gezimmert – es ist wunderschön! Leider haben wir keine Bilder gemacht, die wir Euch zeigen könnten. Die beiden vermieten das Häuschen übrigens an Feriengäste – falls Ihr mal Interesse habt auf Santa Maria Urlaub zu machen, meldet Euch bei uns, wir stellen gerne Kontakt her.

Irgendwann müssen wir uns leider wieder auf den Weg machen. Aideen begleitet uns ein Stück des Weges, bis wir sicher nicht falsch laufen können. Sie rät uns im Laden in Santa Barbara nachzufragen, ob eventuell noch ein Bus nach Vila do Porto fährt, die Ladenbesitzerin kennt den Busfahrplan.

Wir erreichen Santa Barbara wieder gegen 17:00 Uhr und gehen direkt in den kleinen Supermarkt. Tatsächlich soll in einer Viertelstunde ein Bus kommen. Wir sollen an der Bushaltestelle warten – jedoch darauf achten, dass der Bus auf der anderen Straßenseite, also aus der anderen Richtung kommt. Wir sollen uns bemerkbar machen, damit der Busfahrer uns sieht und anhält.

Wir warten und die Zeit vergeht. Viertel nach fünf ist schon lange vorbei und wir fragen uns, ob der Bus wohl noch kommen wird. Wir entschließen uns maximal bis 17:45 Uhr zu warten und dann ein Taxi zu rufen.

Gut, dass wir gewartet haben: Tatsächlich biegt irgendwann im Dorf ein Bus um die enge Kurve und fährt auf unsere Haltestelle zu. Wir freuen uns, dass wir nicht länger warten müssen und springen lachend und winkend auf die Straße. Wir kriegen uns fast nicht mehr ein, als wir sehen, dass sich offenbar der Busfahrer auch über uns freut und lachend und winkend neben uns anhält.

Tatsächlich sind wir auf der ganzen Fahrt seine einzigen Fahrgäste und wir haben das Gefühl, dass wir seiner Arbeit heute einen Sinn gegeben haben. Das ist aber noch nicht alles: Wir fragen ihn, ob er denn bis zum Hafen von Vila do Porto fährt. Er verneint und sagt, er halte nur in Vila do Porto. Da wir uns nicht sicher sind, wo wir im Ort am besten aussteigen, fragen wir noch einmal nach. Kurzerhand meint der Fahrer: „Wisst Ihr was – ich fahre Euch runter bis zur Marina.“ So etwas haben wir jetzt auch noch nicht erlebt. Für weniger als fünf Euro (den Preis haben wir uns nicht gemerkt) haben wir nun also einen Privat-Bus mit Taxi-Service.

Aber wir sind nicht die Einzigen, die Gutes von diesem hilfsbereiten Busfahrer erfahren: Einmal hält er auf der Strecke, um an einem Haus ein Paket abzugeben. Ein weiteres Mal hält er an einem anderen Haus und wir haben das Gefühl er entschuldigt sich, dass er nicht zum Kaffee bleiben kann, da er Fahrgäste hat… Bei einer alten Frau, die am Straßenrand steht bleibt er kurz stehen und hält ein Schwätzchen. Wir sind sehr begeistert.

Tatsächlich bringt uns der Bus direkt bis hinunter in den Hafen. Mühsam dreht er sein großes Gefährt wieder um und fährt noch einmal winkend zurück zu seiner Endhaltestelle nach Vila do Porto.

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