Dass Santa Maria eine sehr grüne Insel ist, konnten wir ja schon von Weitem erkennen, als wir sie von Teneriffa aus kommend gesehen haben. Was es allerdings mit roten Fischen und blauen Schulen auf sich hat, haben wir erst hier vor Ort erfahren.
Rote Fische
Jutta und Willi von der „Leonie“ haben uns erzählt, dass sie gerne (wortwörtlich) „einen Fisch zum Essen einladen wollen“ – sprich angeln. Im Hafen von Vila do Porto wird von den Einheimischen der/die „Veja“ geangelt. Veja ist der portugiesische Name für den Europäischen Papageifisch, der unter anderem auch hier auf den Azoren vorkommt. Die Weibchen des Papageifisch haben eine markante dunkelrote Farbe, die Männchen sind unauffällig gräulich (nicht greulich 😉) gefärbt.
Jutta und Willi haben mit ein paar Männern gesprochen, die am Rande des Hafenbeckens erfolgreich Veja geangelt hatten. Diese haben empfohlen, wir sollten im Anglerbedarf am Hafen die passenden Angelhaken und Gewichte kaufen. Als Köder sollten wir uns Krabben fangen: Einfach bei ablaufendem Wasser am Strand Steine umdrehen und die Krabben einsammeln…
Am Dienstagmorgen machen wir uns gegen 10:00 Uhr bei ablaufendem Wasser auf den Weg an den benachbarten Strand. Wir sind fest entschlossen, zuerst ein paar Krabben und danach mindestens einen Papageifisch zu fangen, den wir uns dann zum Abendessen zubereiten wollen.
Während Jutta, Willi und ich zuerst am Strand und danach zwischen den Steinen nach Krabben suchen, schlägt sich Claudia insgeheim auf die Seite der Krabben und Fische und hofft, dass wir weder Krabben, noch Fische fangen werden. Sie macht dafür ein paar schöne Fotos von uns und von dem Strand.
Wir können uns anstrengen, so viel wir wollen, wir bekommen keine Krabben zu Gesicht. Von wegen „einfach Steine umdrehen“… Wir beschließen, dass wir es stattdessen mit Schnecken und Muscheln als Köder versuchen wollen. Davon finden wir nämlich tatsächlich einige an den Steinen.
Wir setzen uns an die Stelle, an der gestern die Angler erfolgreich mehrere Veja an Land gezogen haben. Für mich ist es das erste mal überhaupt, dass ich angle. Letztes Jahr im Ende September, als wir zusammen mit Christoph von der Algarve nach Porto Santo gesegelt sind, hatte Christoph sich um das Angeln gekümmert. Für mich ist alles neu: Wie knotet man den Haken an die Schnur, wie wird das Gewicht befestigt – Willi erklärt mir alles geduldig. Ziemlich eklig finde ich es, eine Schnecke als Köder auf den Angelhaken zu spießen – aber ich kann mich überwinden und dann kann es losgehen.
Wir werfen unsere Angeln aus und dann sitzen wir da und warten. Und warten. Und warten. Es passiert nix. Ich hole die Leine immer wieder mal ein und schaue, ob der Köder abgefressen wurde – wurde er nicht. Also werfe ich die Angel wieder aus und warte. Die Sonne hat sich zwischenzeitlich hinter Wolken verzogen und ohne Sonne wird es kühl. Auch bei Willi merke ich, dass sich Unzufriedenheit breit macht. Die Angler gestern hatten anscheinend einen Fisch nach dem anderen herausgezogen.
Ich finde mich irgendwann einfach damit ab, dass nix passiert und stelle dann fest, wie angenehm es ist, wenn ich all meine Erwartungen zurückschraube und einfach nur „sein“ kann. Wann hat man das schon, dass man nur sitzen darf.
Irgendwann beginnt es zu regnen. Wir packen alles zusammen und geben auf. Die Papageifische haben heute Glück gehabt. Irgendwie freut mich das auch für die Fische…
Claudia hatte zuvor schon aufgegeben und ist bereits zurück zu Sabir gegangen. Ich freue mich darauf auch wieder im Trockenen und Warmen zu sein. Ich male Kaffe, schäume Milch auf und mache uns einen Galão. Wir machen es uns gemütlich und schreiben ein paar Blogbeiträge (irgendwie hinken wir schon wieder ganz schön hinterher 😉).
Da die Fische nicht zu uns zum Essen kommen wollten, gab es heute Abend Pizzadilla Flora (eine Tortilla mit Pizzabelag – Viele Grüße an Ralf und Wibke von der SY Flora).
Blaue Schulen
Am Donnerstag hören wir nach dem Frühstück lautes Trommeln: In der Nähe des Boat Yard beim Büro des Hafens stehen eine große Menschenmenge und eine Trommlergruppe. Die Menge johlt und beklatscht die Trommler, die wiederum den Zuschauern mit ihren Trommeln einheizt.
Neugierig machen wir uns auf den Weg zum Geschehen und schauen, was da passiert.
Die Menschenmenge besteht aus Schulkindern und ihren Lehrern. Sie tragen T-Shirts mit der Aufschrift „nós somos escola azul“ – wir sind eine blaue Schule. Blau ist ja das neue Grün 😉. Nein: Es gibt hier blaue Häfen oder blaue Schulen; und das „blau“ bezieht sich auf den Ozean und seinen Schutz. Die Schule hat sich also dem Schutz des Ozeans verschrieben und deswegen gibt es hier in den nächsten Tagen Aktivitäten bei uns unten im Hafen.
Eingeleitet wird alles mit einer Gruppe von Trommlern, die mit Basstrommeln und Snare-Drums heiße Rhythmen schlagen.
Die Offiziellen des Hafens sind in Gala-Uniform angetreten. Für die Kinder ist dies ein großes Ereignis und die Männer in Uniform lassen sich von den Kleinen abklatschen.
An einer Mauer des Hafens wird ein Bild gemalt. Wie so oft soll es so aussehen, als hätten es die Kinder gemalt – jedoch machen es die Kinder den Lehrer:innen nicht gut genug, so dass sie nur einzelne Striche machen dürfen oder sogar die Hand geführt bekommen… Das Endergebnis kann sich aber sehen lassen.
Einen Tag später, am Freitag, sind dann die älteren Schüler in der Marina: Die Marina wird gesäubert. Taucher sind unter Wasser unterwegs und sammeln den Müll vom Meeresboden, der sich dort vermutlich in den letzten Jahren angesammelt hat: Verlorene Anker, Autoreifen, etc.
Da ich in den Tagen arbeiten muss, nutzt Claudia die Zeit zum Bummeln in Vila do Porto…
…und kocht uns Marmelade:
Am Samstag machen sich Jutta und Willi mit der „Leonie“ auf den Weg nach São Miguel, wir bleiben noch ein paar Tage, da wir noch eine Wanderung auf Santa Maria machen wollen. Wir lassen die beiden die Lage checken und kommen Anfang nächster Woche – Montag oder Dienstag – nach (viel Wind ist eh nicht…).