Bereits letztes Jahr haben wir in verschiedenen Blogbeiträgen und bei „Sehenswürdigkeiten Porto Santo“ immer wieder von Calheta, dem südwestlichen Ende von Porto Santo und seinem beeindruckenden Sandstrand gelesen.
Meinem Bewegungsdrang folgend, bin ich vor zwei Tagen schon mal in diese Richtung gelaufen und habe Peter anschließend begeistert von dem Strand erzählt.
Wenn wir im Cockpit sitzen, habe ich den Blick auf das Ende von Porto Santo. Selbst der Strand ist auf diese Entfernung noch gut zu erkennen. Das lässt die Ausmaße dieses Abschnittes erahnen.
Beim Frühstück gestern haben wir uns entschieden, heute die Arbeit Arbeit sein zu lassen, unsere Rucksäcke mit Badesachen und ausreichend Wasser zu befüllen und uns Richtung Calheta auf den Weg zu machen. Dieser Spaziergang steht schon länger auf unserer ToDo-Liste. Nachdem ab 01.08. die Maskenpflicht wohl auch am Strand gelten soll, haben wir uns entschieden, diesen Haken auf der ToDo-Liste noch heute zu setzen.
Den Weg dahin wählen wir entlang der Strandpromenade und über Straßen abseits der viel befahrenen Hauptstraße. Streckenweise geht parallel ein ca.1,50 m breiter Fahrradweg. Dies nehmen wir positiv zur Kenntnis, da wir demnächst auch mal noch auf den Pico de Ana Ferreira hoch wollen und uns überlegt haben, Teile der Strecke mit dem Rad bewältigen zu können.
Wir haben westlich immer den Pico de Ana Ferreira (283m) im Blick. Peter fragt mich, ob ich die Echse, die sich über dessen Rücken gelegt hat, erkennen kann. Hä? Eigentlich habe doch ich auf die Entfernung die besseren Augen von uns beiden. Aber eine Echse auf die Entfernung? Ist es möglicherweise doch zu warm? Hat er zu wenig getrunken?
Aber nach der Erklärung von Peter: „Entlang des Bergrückens sieht man nackten Fels. Links, hin zum Gipfel, ist diese Felsschicht dicker – das ist der Körper. Rechts wird der Streifen dünner, das ist der lange Schwanz…“ kann auch ich die Echse erkennen. Das ist ein bisschen so wie mit Wolkenbildern.
Kurz darauf fragt er mich augenzwinkernd, ob ich das Pferd am Berg auch sehe. Wie jetzt, Pferd? Aber tatsächlich, es hat sich in der Landschaft gut getarnt. Seht selbst:
Wir kommen unterwegs an dem Hotel vorbei, in dem Peter letztes Jahr, als er mit dem Gutachter hier war, übernachtet hat. Am „Pestana Ilha Dourada“ sind alle Jalousien geschlossen. Die Hotelanlage schaut, in der um diese Jahreszeit sehr trockenen Gegend, trostlos und geisterhaft aus. Beim Weiterlaufen entdecken wir, dass der Pool zwar mit Wasser gefüllt ist, alle Sonnenliegen aber gestapelt in Reih und Glied auf die Touristen warten. Es ist ein seltsamer Anblick. Eigentlich müsste jetzt Hochbetrieb herrschen, aber Corona lässt diese Hotelanlage komplett leer stehen.
Nach etwa 2 Stunden und knapp 9 km sind wir am Ponta da Calheta. Der Parkplatz ist voll, aber in dem Restaurant sind noch einige Plätze auf der Terasse frei. Wir entscheiden uns dort einen Galão zu trinken. Es ist unser erster seit wir hier sind. Letztes Jahr war es ein uns liebgewordenes Ritual, am Nachmittag in die Marinabar zu gehen und einen Galão zu trinken. Dieses Jahr konnten wir uns noch nicht so richtig durchringen, dies zu tun. Die Terasse war meist dicht besetzt und wir wollten uns ob der sozialen Distanz nicht dazu setzen. Es ist auch niemand uns bekanntes da. Letztes Jahr war immer jemand dort, mit dem man einen kleinen Plausch halten konnte. Wenn man aber mit seinem Schiff auf dem Trockenen sitzt, ist man weitab vom sozialen Leben am Steg und lernt niemand kennen… doch ich schweife ab… wir genossen also unseren Galão… und der war wirklich richtig lecker!
Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Strand, breiten unsere Handtücher mit Blick auf die Ilhéu da Cal aus und kühlen uns im Atlantik ab. Wir können Madeira sehen, es liegt zwar etwa 22 sm entfernt, aber die Umrisse sind doch sehr klar zu erkennen.
Nach einer kurzen Siesta im warmen Sand – die Sonne brennt jetzt doch ziemlich – machen wir uns am Strand zurück auf den Weg zu „Sabir“. Nach ein paar Metern scheint der Strand uns alleine zu gehören. Es ist atemberaubend schön. Ich sage im Spaß zu Peter: „Fehlt nur noch die gebogene Palme…“ Aber auch ohne Palme haben wir das Gefühl uns in einem Postkartenmotiv zu bewegen.
Der Rückweg war vom Gefühl her schneller bewältigt als gedacht. Man läuft, beobachtet die Wellen die mit tosender Lautstärke ankommen und brechen, spürt den sanften Wind um die Nase und durch die Haare streichen und irgendwann ist man ohne Gedanken am Ziel angekommen.
Nachdem wir im „Pé na Água“ eingekehrt sind und wir uns ein leckeres Essen zum Abschluß des Tages gegönnt haben, machen wir uns auf den Weg um die letzten knapp zwei Kilometer zurück zu laufen.
Die letzten paar hundert Meter bekomme ich von Peter Physik anschaulich erklärt. Es geht um die Beugung kohärenter Wellen am Einzelspalt. Gespannt höre ich zu, Peter benutzt den Strand als Tafel und ich denke mir, wenn ich Physik zu Schulzeiten so erklärt bekommen hätte… Fragt uns nicht, wie wir da drauf gekommen sind.
Als ich heute im Cockpit sitze und den Beitrag schreibe, schweift mein Blick, wie schon so oft, rüber zur Ponta da Calheta. Irgendwie schaut das heute mal ganz anders aus. Beim genaueren Hinschauen fällt auf, dass Madeira heute zum Greifen nahe ist. Wahnsinn, so eine gute Fernsicht hatten wir hier noch nie.