Ich hatte Euch ja gestern geschrieben, dass wir heute noch mal mit Martin raus segeln wollen. Mir lässt es keine Ruhe, dass wir auf dem Rückweg von Madeira so langsam unterwegs waren. Martin segelt schon seit vielen Jahren – unter anderem auch Regatten. Er sollte wissen, wie man schnell segelt…
Um die Mittagszeit machen wir uns und „Sabir“ bereit zum Auslaufen. Unseren Stegnachbarn bläuen wir ein, dass sie unseren Liegeplatz verteidigen sollen. Es ist sehr voll geworden. Viele Segler sind aus Richtung Portugal/Spanien und aus dem Mittelmeer nach Porto Santo gekommen, um hier noch einmal einen Zwischenstopp zu machen, bevor es weiter über Madeira in Richtung Kanaren und dann irgendwann über den Atlantik in die Karibik geht. Viele Yachten liegen im Hafen vor Anker, aber auch außerhalb des Hafens vor dem Strand. Alle warten darauf, dass irgendwo ein Liegeplatz frei wird. Wer seinen Liegeplatz verlässt, bekommt ihn eventuell nicht wieder…
Wir machen die Leinen los, fahren aus dem Hafen. Kaum sind wir aus unserer Box raus, fängt es an zu „regnen“. Was soll ich sagen – Regen ist übertrieben. Es fisselt. Die Luft ist irgendwie voll feinem Wasser – richtig nass wird man dabei aber nicht. Wir wissen nicht, ob es dabei bleibt oder ob es mehr wird und ziehen uns zur Sicherheit unsere Ölzeug-Jacken an.
Draußen angekommen setzen wir gleich die Segel. Wir wollen am Wind Richtung Nordosten fahren. Kaum sind die Segel oben, kommt die Sonne wieder heraus und es bleibt den Rest des Tages schön (von anderen Seglern erfahren wir, dass es im Hafen für längere Zeit geregnet haben soll). Der Wind weht mit ca. 15kn – vielleicht ein bisschen mehr – ich kann es nicht genau sagen, da der Windmesser, den ich im Juli oben im Masttop installiert habe, leider nicht zuverlässig funktioniert. Er fällt immer wieder aus und außerdem zeigt er immer nur Winde von Backbord an… Da werde ich wohl noch mal nach schauen müssen.
Wir segeln äußerst entspannt mit ca. 5-6kn Geschwindigkeit am Wind in Richtung Osten in Richtung der Ilheu de Cima. Mal stehe ich am Steuer, mal übernimmt Martin, mal steuert Claudia.
Wir unterhalten uns viel und sehr gut. Wir reden schon auch übers Segeln, aber auch über viele andere Themen (Klimawandel, Gesellschaft, Zukunft der Arbeit, Pflegenotstand). Martin erzählt auch ein bisschen über sich und sein „altes Leben“, bevor er vor ein paar Jahren begonnen hat einhand immer wieder die Atlantikrunde zu segeln.
Wir fahren eine Wende, die uns in der Folge an der Ostküste von Porto Santo entlang führt. Wir sehen die Insel mal aus einem ganz anderen Blickwinkel.
Vor der Abfahrt hatten wir eine Thermoskanne voll Kaffee gekocht. Wir gießen uns eine Tasse Kaffee ein und essen Schokolade dazu. Wir genießen den Tag mit all unseren Sinnen.
Martin schaut sich auch immer wieder einmal prüfend Dinge auf „Sabir“ an. Ich glaube, was er da so sieht gefällt ihm – auch wenn ihm sein eigenes Schiff sicher viel besser gefällt. Er rät mir nach der Spannung der Oberwanten zu schauen, diese seien etwas zu locker und sollten ein bisschen angezogen werden.
Gegen 16:00 Uhr drehen wir um und fahren zurück zu unserem Liegeplatz. Als wir im Hafen ankommen wehen wieder kräftige Fallböen von den Bergen, die das Anlegen äußerst schwierig machen. Nach ein paar Anläufen klappt es irgendwann. Anders als in den Charterrevieren, in denen wir bislang unterwegs waren, stehen hier jedoch sofort andere Segler bereit um zu unterstützen und Leinen entgegenezunehmen.
Wir kochen und laden Martin noch zum Essen auf „Sabir“ ein. Wir lassen den schönen Segeltag gemeinsam ausklingen.
Martin fährt bei Einbruch der Dunkelheit mit seinem Dinghy zurück zu seinem Boot, das im Hafenbecken vor Anker liegt.
Wir haben Martin an diesem Tag als einen äußerst angenehmen Menschen erlebt, mit dem wir gerne mehr Zeit verbringen würden. Leider neigt sich unser Urlaub auf Porto Santo dem Ende zu, übermorgen geht es schon wieder zurück nach Deutschland.