Unsere zwei Wochen Urlaub gehen zu Ende. Heute ist schon wieder unser letzter Tag auf „Sabir“, morgen müssen wir relativ früh zum Flughafen, unser Flug startet um 11:20 Uhr von Porto Santo nach Lissabon.
Wir stehen relativ früh auf und sitzen schon bald beim Frühstück. Das Wetter ist durchwachsen, der Himmel in Richtung Osten stark bewölkt. Die Sonne schiebt sich langsam hinter den Wolken hervor und taucht den Hafen in ein goldenes Licht.
Nach dem Frühstück wartet noch einiges an Arbeit auf uns beide. Wir müssen „Sabir“ wieder derart aufräumen und vorbereiten, dass sie in der Zeit alleine sein kann, bis ich gegen Ende Oktober wiederkomme, um sie aus dem Wasser zu holen und aufs Trockene zu stellen.
Der Windpilot, den wir für unseren Törn nach Madeira und zurück angebaut haben, muss wieder abmontiert werden. In der Zwischenzeit gehen die Arbeitsschritte flüssig von der Hand, es ist spannend, wie schnell man doch Dinge lernt, die einem vor ein paar Monaten noch unbekannt waren. Beim ersten Aufbau, damals mit dem Vorbesitzer, war mir der Windpilot und seine Funktionsweise nur in der Theorie bekannt, beim zweiten Aufbauen wusste ich zwar, was ich tue – aber noch nicht, ob ich alles richtig mache. Nach dem Segeln nach Madeira ist plötzlich auch völlig klar, wie das Ding arbeitet. Das Abbauen ist nun das normalste der Welt. Lediglich die Furcht, Werkzeug, Schrauben oder gar Teile des Windpiloten im Hafenbecken versenken zu können, macht die Sache noch ein bisschen aufregend. Zum Glück hatte ich zu meinen beiden zwei zusätzliche Hände: Claudia hat mir Werkzeug angereicht und die Einzelteile des Windpiloten abgenommen und sicher an Deck gelegt. Während wir diesen Text schreiben, sagt Claudia, dass sie nicht minder Sorge hatte, die Teile im Hafen zu verlieren…
Danach teilen wir uns auf: Claudia geht unter Deck und kümmert sich um den Wohnraum im Schiff. Sie saugt die Böden, wischt alle Oberflächen und räumt alle Dinge auf, die auf dem Schiff bleiben. Alle die Sachen, die wir nachher in unsere Taschen packen müssen werden offensichtlich hingelegt, damit wir bloß nichts vergessen.
Ich bin derweilen an Deck, schrubbe den Sand und Dreck der letzten Tage mit Wasser herunter und spüle Reste von Meersalz von „Sabirs“ Rumpf. Ich sichere unsere neuen Festmacherleinen mit Stücken alten Wasserschlauchs gegen durchscheuern. Alle Leinen an Deck werden aufgeschossen und das Steuerrad abgedeckt.
Da heute unser letzter Abend ist, haben wir dieses Mal ein großes Grillen mit allen Seglern, die hier am Steg, im Hafen oder mit ihrem Boot im Boatyard auf dem Trockenen liegen, organisiert.
Claudia und Andrea fahren mit Juans Auto in den Supermarkt und kaufen dort zwei große Säcke Holzkohle, sowie Fleisch und Gemüse. Ich bin währenddessen damit beschäftigt ein paar Teile auszumessen, die ich bei meinem nächsten Besuch auf „Sabir“ ersetzen möchte: Zwei defekte Seeventile, die manuelle Bilgenpumpe und die Halterung eines der Solarpanele.
Wie auch bei dem Grillabend zu Beginn unseres Urlaubs bringt jeder etwas zu essen mit: Fleisch, Brot, Salat, Bier, Wein – was auch immer. Das Ganze nennt sich „Potluck“ (pot = Topf, luck = Glück). So kommt ein reichhaltiges Buffet zu Stande. Am Ende weiß sogar niemand mehr, welches Fleisch er ursprünglich mitgebracht hat, alles wird unter allen aufgeteilt. Sehr schön!
Wir bereiten einen Salat vor und machen uns mit dem Fleisch, Gemüse und ein paar Flaschen kaltem Bier aus unserem Kühlschrank auf den Weg zum Boatyard. Dort bauen wir ein paar Tische und den Grill auf: Ein halbes Ölfass auf einem Stahlgestell. Der Grill wird mit der Holzkohle gefüllt und innerhalb von kürzester Zeit entsteht eine sehr heiße Glut über der das Fleisch sehr lecker wird.
Heute Abend sind im Gegensatz zum letzten Mal sehr viele Deutsche anwesend, so dass wir nicht permanent englisch oder französisch sprechen müssen. Wir genießen den letzten Abend sehr. Für Claudia wird es vermutlich das letzte Mal sein, dass sie lieb gewonnene Menschen, die wir zum Teil im Juli schon kennengelernt haben, sieht.
Gegen 23:00 Uhr geht für Claudia und mich ein sehr geselliger Abend zu Ende. Wir gehen noch einmal an den Strand von Porto Santo. Auch dies ist möglicherweise für Claudia ein letztes Mal – ist doch noch nicht sicher, ob sie im kommenden Frühjahr bei der Überführung von Porto Santo in Richtung Mittelmeer dabei sein möchte oder ob sie erst in Gibraltar dazu stoßen wird.
Entsprechend sentimental schauen wir auf den nächtlichen Atlantik und gehen dann traurig in Richtung „Sabir“.