Hoch und trocken

Ich habe überraschend gut geschlafen. Aufgeregt bin ich trotzdem. Ich wache früh vor dem Wecker auf und bereite alles für den spannenden Augenblick vor.

Da wir uns bereits um sieben Uhr treffen und bestimmt noch niemand gefrühstückt hat, koche ich eine große Kanne Kaffe und stelle Kaffeetassen, Brot, Butter, Marmelade und Samba (wer kennt Samba nicht?) bereit. 

Außerdem lege ich Werkzeug und eine Behältnis für die Schrauben des Windgenerators bereit.  Das Problem mit dem Windgenerator ist, dass „Sabir“ schon fast ein bisschen zu groß für den Travellift – den Kran der sie aus dem Wasser hebt – ist. So lange sie im Wasser liegt, kann er prima über den Windgenerator hinweg in Position fahren. Sobald sie aber auf dem Land steht, ist sie eben knapp 2m höher und der Querarm des Krans kommt sich mit dem Windgenerator ins Gehege. Also muss er kurzzeitig auf die Seite gekippt werden. Ein Teil der Schrauben wird schon entfernt, statt der Schrauben ziehe ich Kabelbinder ein. Die Kabelbinder funktionieren später wie ein Scharnier.

Kurz nach sieben trudeln dann der Reihe nach meine vier Helfer ein. Wir genehmigen uns erst mal einen Kaffee und wir sprechen durch, wie das Kranen ablaufen soll. Wir werfen die Leinen los und tuckern gemütlich einmal quer über das Hafenbecken rüber zu der Stelle, an welcher der Travellift „Sabir“ nachher aus dem Wasser heben wird.

Es hat kaum Wind und wir haben keinerlei Schwell im Hafen – beste Bedingungen. Ich lege „Sabir“ an das Betonpier und wir machen sie fest. Wir werden sie nachher mit den Leinen rückwärts in das Basin ziehen. 

Wir sind etwas zu früh und haben noch ein bisschen Zeit, bis der Travellift kommt. Ich habe 8:00 Uhr als Krantermin bekommen.

Kurz vor halb neun sind dann auch die Mitarbeiter der Marina mit dem Travellift zur Stelle. Es läuft alles wie am Schnürchen: Der Kran lässt die dicken Gurte, in denen „Sabir“ nachher hängen wird, auf den Grund. Wir ziehen „Sabir“ unter den Kran an die richtige Stelle. Die Fender an ihren Seiten verhindern, dass der Rumpf vom Betonpier beschädigt wird. Es ist echt nicht viel Platz auf beiden Seiten…

Langsam zieht der Kran die Gurte an. Man merkt, dass „Sabir“ nicht mehr schwimmt, sondern in den Seilen hängt. Der Reihe nach gehen alle von Bord, der Käpt’n zu letzt 😉. Während des Kranvorgangs darf niemand auf dem Schiff sein. 

Die alte Dame wird behutsam aus dem Wasser gehoben und der Kran fährt sie langsam vom Ufer über einen großen Platz in Richtung des Boatyard – wo wir uns bislang immer zum Grillen getroffen hatten. Sie wird in drei Metallgestellen abgesenkt, die sie ab jetzt auf dem Land aufrecht halten werden. 

Sobald „Sabir“ auf Land gesichert ist, beginnt die Aktion mit dem Windgenerator. Ich steige mit Per über eine Leiter an Bord. Ich löse die letzten zwei Schrauben, an denen der Generator noch befestigt ist. Wir kippen ihn zur Seite und João unser Kranfahrer fährt den Travellift zurück. Nun kann der Generator wieder aufgestellt und mit allen Schrauben gesichert werden.

Ich bekomme von der Marina einen Hochdruckreiniger ausgeliehen, mit dem ich das Unterwasserschiff von dem Bewuchs befreien muss, der sich in der Zeit sei Anfang Mai am Rumpf festgesetzt hat. Die alte Dame hat sich einen Damenbart wachsen lassen. Auch wenn es eine riesige Sauerei war – die wegspritzenden Reste der Algen und Krebse, etc. legen sich auf meine Haut und Haare – ist es doch auch eine „befriedigende“ Arbeit. Mit jeder Bewegung des Hochdruckreinigers sieht man wie schön sauber der Rumpf wird. Ich muss mich beeilen und den Rumpf immer wieder befeuchten, da das Zeug, wenn es trocken ist, hart wie Beton wird… Nach knapp zwei Stunden ist es geschafft. Der Rumpf ist sauber, ich bin dreckig. Ab unter die Dusche.

Auf dem Weg zur Dusche überrascht mich ein Regenschauer – davon gibt es ja echt nicht so viele auf Porto Santo – und ich komme mit einer „Vorwäsche“ an den Sanitäranlagen an. Aber beide Duschen tun gut. 

Heute Abend bin ich noch zu einem Umtrunk auf der „Altimate“ bei Sabine und Norbert eingeladen. Andrea und Gerhard von der „Monte“ sind so lieb und holen mich mit dem Dinghi ab – ich bin ja jetzt Landbewohner. Ricarda und Stefan von der „Lady Charlyette“ und Karin und Eric von der „Catherine“ aus den Niederlanden sind schon da. Wir haben einen äußerst „gezelligen“ Nachmittag und Abend. Wobei das niederländische „gezellig“ deutlich mehr umfasst als unser deutsches „gesellig“: Es war ein in jeder Hinsicht äußerst gemütlich und angenehm.

Relativ spät lasse ich mich von Andrea und Gerhard wieder übersetzen und mache mich auf den Weg ins Bett – im Obergeschoss…

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