Wir sind nun fast eine Woche auf Porto Santo. So langsam macht sich in mir das Gefühl von Urlaub breit (so lange hat es gedauert).
Ich habe auf „Sabir“ viele Baustellen aufgemacht, aber keine abgeschlossen. Zu viele Arbeiten sind mir fremd. Ich fange an und mache so lange, wie es geht. Irgendwann komme ich dann an einem Punkt an, an dem es nicht mehr weitergeht. Dann fehlt es entweder an Informationen/Wissen, an Material oder an Werkzeug.
Heute schreibe ich mal über die Baustelle der Seeventile. Ich hatte ja schon geschrieben, dass zumindest drei Seeventile defekt sind. Im Oktober hatte ich schon damit begonnen einzelne auszubauen (vor allem um sie als Muster mit nach Hause zu nehmen). Jetzt geht es darum sie wieder zu erneuern. In einem der Pakete kamen die benötigten Borddurchbrüche, Kugelhähne und Schlauchtüllen.
Ich beginne damit einen der Borddurchbrüche zu entfernen. Es gelingt mir mit viel Anstrengung den Borddurchbruch so weit aufzuschrauben, dass ich mit einer kleinen Trennscheibe am Dremel die Mutter aufschneiden kann, die den Borddurchbruch gegen den Rumpf drückt. Der Borddurchbruch wird dann nach Außen aus dem Schiff gedrückt, gedreht, geschlagen. Nachdem er draußen ist, kann ich ihn bei Licht betrachten – so schlecht sieht der gar nicht aus… (lasst Euch nicht von der Farbe und den Resten der Dichtungsmasse täuschen!)
Ich beschließe, die anderen nur dann auszubauen, wenn sie deutlich schlechter aussehen. Die Stelle, wo der alte Durchbruch saß, wird gut gereinigt und wieder bis aufs Laminat abgeschliffen. Der neue Durchbruch wird mit Dichtmasse bestrichen und wieder eingedreht. Ob ich alles richtig gemacht habe? Wird sich zeigen, wenn wir „Sabir“ zu Wasser lassen. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es dicht ist.
Ebenfalls auf der Baustelle Seeventile geht es darum, das Eindichten von Gewinden mit Hanf und Dichtpaste auszuprobieren. Ich schaue mir unzählige Videos an, die einem erklären wollen, wie es grundsätzlich funktioniert. Dann probiere ich es selbst. Es funktioniert – leidlich – gut. Irgendwann gelingt es mir, den Hanf korrekt aufzubringen, so dass er sich beim Eindrehen nicht mit dreht. Aber irgendwie muss ich meine ganze Kraft aufbringen um die beiden Teile zusammenzuschrauben – das kann so nicht richtig sein. Ich glaube ich scheitere an der richtigen Menge, der richtigen Dicke des Hanfes. Aber wie viel/wenig ist hier ok?
Ich rufe einen befreundeten Handwerksmeister an, für den das Eindichten von Rohren gelerntes Handwerk ist. Wir sprechen die ganze Sache durch und er schickt mir auch noch mal ein kleines Video, auf dem er mir zeigt, wie er es macht. Wir einigen uns darauf, dass ich weniger Hanf nehmen muss.
Gesagt, getan, nächster Versuch. Mit weniger Hanf klappt es einigermaßen gut und auch die notwendige Kraft zum zusammenschrauben hält sich in Grenzen. So kann ich mir vorstellen den Kugelhahn und die Schlauchtülle dicht zu verbinden.
Als ich aber versuche, mein Gelerntes an den Borddurchbrüchen auszuprobieren, gerate ich wieder an meine Grenzen. Da ist einfach zu wenig Platz. Ich komme nicht mit zwei Händen an die Stelle, wo ich gerne den Hanf aufwickeln würde… Mist!
Wieder unterbreche ich meine Arbeit und konsultiere das Internet. Ich lande bei einem Dichtfaden, den es von ein und dem selben Hersteller unter zwei verschiedenen Marken zu kaufen gibt. Dieser ist leichter anzuwenden, als der Hanf und hat im Vergleich zu einem Teflonband den Vorteil, dass man bis zu 45 Grad zurück drehen darf ohne die Dichtigkeit zu verlieren.
Ich setze mich aufs Fahrrad und radle zu einem „Baumarkt“ (15 Minuten, permanent steil bergauf) und kaufe mir eine Packung von dem Dichtfaden. Zurück auf „Sabir“ wird gleich ausprobiert. Siehe da das funktioniert und das Zuschrauben geht auch einfacher…
Und wo bleibt nun die „Work-Life-Balance“?
Wir sind täglich mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. Gehen Einkaufen oder einfach nur am Strand spazieren. Heute hat es uns vom Hafen aus in Richtung Osten gezogen.
Anfangs führt da noch eine asphaltierte Straße an der Küste entlang, dann wird die Straße zu einem staubigen Fahrweg, dann endet auch dieser und wir laufen auf einem Fußpfad immer an der Kante entlang. Links von uns geht es steil den Berg hoch, rechts von uns geht es mal mehr, mal weniger steil runter ans Meer.
Wir laufen ca. 1 Stunde auf dem Pfad, kommen dann aber an eine Stelle, an der geklettert werden müsste. Wir beschließen umzudrehen. Der Weg würde weiter über ausgesetzte Stellen an der Steilküste entlang gehen, teilweise durch in die Felsen gehauene Tunnels. Das klingt spannend, ist aber heute nichts für uns.