Als wir am nächsten Morgen nach draußen schauen, sehen wir, dass Sabir einen „Bart“ hat. Der Fluss hat mit dem ablaufenden Wasser Äste, Schilfrohre und ähnliches gebracht und die haben sich am Bug und in der Ankerkette verfangen.
Als sich die Richtung der Strömung wieder ändert und das Wasser den Fluss hinauf fließt, nimmt er das ganze Gehölz mit und Bug und Kette sind wieder frei.
Auf die Fahrt auf dem Guadiana Fluss habe ich mich schon lange gefreut. Viel Gutes hatte ich im Vorfeld schon darüber gehört und gelesen.
Heute um 11:00 Uhr machen wir uns auf den Weg den Fluss hinauf. Der Fluss unterliegt den Gezeiten des Meeres. Diese sind bis hinter Alcoutim (unserem Ziel von heute) als starke Strömung zu spüren, die entweder den Fluss hinauf oder runter zum Meer geht.
Drum haben wir unsere Abfahrtszeit heute so gewählt, dass wir kurz vor dem „Kentern“ des Stromes los kommen. Da steht nur noch wenig Strömung gegen uns wenn wir losfahren und wir werden mit zunehmendem Strom immer zügiger den Fluss hochgeschoben. Wir haben einen günstigen Wind „von hinten“, von dem wir uns nur mit der Genua den Fluss hochziehen lassen wollen.
Heute machen wir uns relativ früh morgens in Culatra auf den Weg. Der Tag beginnt bewölkt. Claudia hat uns zum Frühstück ein Müsli vorbereitet, das wir essen wollen, wenn wir aus der Lagune raus gefahren sind (blöde Idee – dazu gleich mehr).
Mit ablaufendem Wasser fahren wir zwischen unzähligen Fischerbooten an den Ortschaften Culatra und Farol vorbei in Richtung zum offenen Meer. Da wir auf dem GPS den Track gespeichert haben, auf dem wir vor ein paar Tagen in die Lagune gefahren sind, können wir uns sicher sein, dass wir immer genügend Wasser (mehr als eine Handbreit 😉) unterm Kiel haben.
Da wir morgen von Culatra aus in Richtung zum Rio Guadiana, dem Fluss an der Grenze zwischen Spanien und Portugal aufbrechen wollen, müssen wir noch einmal einkaufen, damit wir möglichst lange autark unterwegs sein können.
Wir fahren zu dritt mit der Fähre von Culatra nach Olhão. Dort wollen wir uns zum einen nochmal ausgiebig das Städtchen anschauen, zum anderen eben Proviant einkaufen.
Heute wollen wir unserem Besuch Culatra zeigen. Peter muss/möchte allerdings ein bisschen arbeiten. Also machen wir uns alle zusammen im Dinghy auf den Weg in den Fischerhafen. Ich gehe mit den Beiden auf der Insel spazieren. Peter setzt sich mit seinem Notebook in ein Café: Beide brauchen Saft: Peter den Kaffee, das Notebook Strom.
Wie schon erwähnt scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein. Culatra liegt im Mündungsgebiet des Ria Formosa, welches ein Naturschutzgebiet mit einer verschachtelten Landschaft aus Lagunen, Kanälen, Salinen und Sandbänken ist.
Wenn man am Anlegesteg von Culatra ankommt, sieht man zunächst unzählige Fischerboote im Hafen und am Ende des Anlegesteges einige sehr alte Traktoren stehen, diese sind die einzigen Transportmittel hier in Culatra.
Durch das Dörfchen führt eine „Hauptstraße“, diese ist gesäumt von kleinen einstöckigen Häuschen, deren Vorgärten mit viel Liebe hergerichtet sind.
Am Ende der Straße kommt man auf Uferwegen durch die Dünen und über Priele weg von den Fischersiedlungen zu einem Sandstrand der unglaublich lang ist…
Während wir spazieren gehen, meldet sich Peter telefonisch: Der Ankeralarm sei los gegangen, er muss auf Sabir nach dem Rechten sehen. Tatsächlich haben ein kräftiger Wind und ablaufendes Wasser Sabir entgegen der Richtung, in die wir den Anker eingefahren hatten gedreht und der Anker ist aus dem Boden ausgebrochen. Sabir bewegt sich zwar sehr langsam aber stetig von ihrem Platz weg. Peter setzt den Anker neu und alles ist wieder gut.
Nach einem ausgiebigen Strandspaziergang kehren wir zurück in das Dörfchen und suchen uns ein Restaurant wo wir einen kleinen Mittagssnack verspeisen. Peter stößt auch zu uns dazu. Martina, Hannes und Peter essen Fisch, von dem wir glauben, dass er von den Fischern von Culatra gefangen wurde.
Anschließend suchen wir noch das „Anwesen von Jan“ auf. Wir gehen durch eine wunderschöne Landschaft in die Richtung, von der wir glauben, dass sich dort die Hütte befindet. Schließlich erreichen wir unser Ziel. Wir sind fasziniert von dem, was wir dort vorfinden. Jan hat dort aus seinem Boot eine Hütte gemacht, er hat es quasi dauerhaft in die Landschaft „eingebaut“ und mit Kunstwerken dekoriert, die er aus Treibholz hergestellt hat. Leider ist der Besitzer zwei Wochen zuvor verstorben. Gerne hätten wir ihn kennengelernt und uns mit ihm unterhalten.
Wir machen uns zusammen auf den Rückweg, schießen unterwegs ein Erinnerungsfoto von uns Vieren und genießen einen ruhigen und lauen Sommerabend auf unserem schwimmenden Zuhause.
Am 04.09. kommen Martina&Hannes zu Besuch. Viele Besuche die für dieses Jahr angemeldet waren, wurden wegen Corona und der geltenden Maßnahmen leider abgesagt. Deshalb freuen wir uns nun besonders, endlich unseren ersten Besuch auf Sabir empfangen zu können.
Die beiden werden um 14:15 Uhr in Faro landen und sich mit dem Taxi nach Olhão bringen lassen. Von dort werden wir gemeinsam mit der Fähre zurück nach Culatra und weiter mit dem Dinghy zu Sabir fahren.
Wir machen uns also früh auf den Weg, laufen noch einmal ausgiebig durch Olhão und erledigen einige Dinge dort.
In einem Café nahe der Markthallen warten wir auf die beiden. Während wir hier so sitzen, wird Peter und mir zum ersten Mal so richtig bewusst, dass wir gerade nicht „im Urlaub“, sondern so etwas wie „Zuhause“ sind. Seit Mitte Juni sind wir nun unterwegs (ich mit einer kurzen Unterbrechung). Für uns ist es irgendwie zur „Normalität“ geworden zu Reisen, bzw. unterwegs zu sein. Jeder Tag ist natürlich auch für uns noch neu und ungewöhnlich. Wir genießen jeden wie ein großes Geschenk. Aber das sommerliche Klima, das Leben auf dem Wasser, der Wind und die Wellen, das Leben in Portugal sind schon ein bisschen zu unserem Alltag geworden.
Martina und Hannes werden vom Taxi an die Markthallen gebracht und es ist für uns etwas ganz besonderes die beiden „in echt“ so fern der Heimat zu sehen und in die Arme schließen zu können. Seit Beginn von Corona haben wir uns im Prinzip nicht mehr getroffen, obwohl sie quasi in der Nachbarschaft wohnen…
Gemeinsam machen wir uns mit der Fähre auf den Rückweg nach Culatra.
Nach dem Erlebnis heute Morgen in der Höhle von Benagil und der kurzen Aufregung beim Lichten des Ankers setzen wir alle unsere Segel und machen uns mit halbem Wind auf den Weg in Richtung Faro zur Insel Culatra. Wir genießen einen sonnigen Segeltag und lassen uns von unserem Autopiloten ans Ziel bringen.
Schon einige Zeit vor der Hafeneinfahrt von Culatra sehen wir, wie sich viele Delphine am Strand tümmeln. Für vernünftige Aufnahmen sind sie jedoch zu weit weg. Wir sehen aus der Ferne die pure Lebensfreude dieser quirligen Tiere und wünschen uns natürlich, dass sie Sabir und uns begrüßen bekommen.
Wir geben die Hoffnung allerdings irgendwann auf und machen uns bereit für die Einfahrt in die Lagune von Culatra.
Dann, ja dann kommen sie doch noch vorbei um „Hallo“ zu uns zu sagen, das freut uns sehr und wir können noch ein paar schöne Aufnahmen machen. So schnell sie gekommen sind, sind sie dann aber auch wieder weg.
Wir fahren zwischen den Wellenbrechern in die Lagune ein und lassen die Ilha do Farol an unserem Steuerbord liegen.
Im betonnten Fahrwasser geht es weiter aufwärts in Richtung der Ilha Da Culatra. Peter hat auf der gesamten Strecke das iPad neben dem Steuerrad liegen, ich stehe vorne am Bug und halte nach Untiefen Ausschau. Allerdings ist die Aufregung umsonst. Wir haben im Fahrwasser die ganze Zeit deutlich über 4m Wassertiefe.
Es geht durch ein großes Ankerfeld, hier liegen unzählige Yachten aus aller Herren Länder. Wir lassen den Anker an einem für uns geeignetem Platz fallen. Den Abend genießen wir auf dem Vorschiff. Auf der einen Seite sehen wir die Insel Culatra. Gegenüber liegt Olhão, das nach Einbruch der Dunkelheit ein unglaubliches Lichtermeer bietet.
Ich werde früh wach. Da wir fast freien Blick nach Osten haben, sehe ich einen schönen Sonnenaufgang.
Mit dem Dinghy machen wir uns auf den Weg zum Fischerhafen von Culatra.
Es fühlt sich an, als seien wir in einer anderen Welt. Hierher kommt man nur mit dem Boot oder der Fähre. Es gibt keine „richtigen“ Straßen, sondern nur schmale Betonwege oder Sandpisten. Deshalb gibt es hier auch keine Autos. Das einzige Transportmittel sind Traktoren oder vereinzelte Ape (die kleinen Vespa Transporter).
Wir laufen durch diese kleine Idylle, an der vor sehr langer Zeit wohl die Zeit stehen geblieben ist.
Am nächsten Tag machen wir uns mit der Fähre auf den Weg nach Olhão.
Besuch aus der Heimat hat sich angekündigt und wir wollen auskundschaften, wie die beiden am besten zu uns nach Culatra kommen können. Wir erkunden Olhão und finden: Auch dieses Städtchen hat seinen eigenen schönen Charme.