das ist zum einen der Hausberg von Angra do Heroísmo und zum anderen sehen wir ihn, wenn wir in unserem Cockpit sitzen. Außerdem vermuten wir, dass wir von dort oben eine schöne Sicht auf den Hafen, die Stadt und auch auf den Westen der Insel haben werden. Heute sind hier im Hafen Bauarbeiten zu Gange und es hämmert schon den ganzen Vormittag der Presslufthammer, auch davor wollen wir flüchten.
Genügend Gründe also, dass wir den Monte heute mal erklimmen. Unser Reiseführer verrät uns, dass man auch hochfahren könnte, wir haben uns aber für die Variante zu Fuß entschieden.
Der Monte Brasil ist ein erloschener Vulkan, der als vorgelagerte Halbinsel mit der Stadt Angra do Heroísmo verbunden ist.
Über unsere Wander-App haben wir uns eine Route herausgesucht. Diese ist dort mit 8,5 km und ca. 2,5 Stunden veranschlagt. Schon beim genaueren Anschauen der Tour überlegen wir uns, ob wir das wohl schaffen werden. Das liegt jetzt nicht unbedingt an unserer schlechten Kondition, sondern eher daran, dass wir immer wieder stehenbleiben und schauen und uns an der schönen Landschaft erfreuen.
Kurz bevor wir los wollen, fragen uns die Skipper von zwei Ausflugsbooten noch, ob sie sich längsseits bei Sabir festmachen können, sie warten hier am Besuchersteg auf neue Gäste und wollen nicht ständig Kreise drehen. Na klar, Sabir eignet sich gut zum Kuscheln und außerdem finden wir es auch besser, wenn sie hier nicht noch stundenlang im Hafenbecken Kreise drehen und Lärm und Gestank machen.
Zunächst geht der Weg durchs Städtchen mit Blick auf den Hafen vorbei an StreetArt. Es geht stetig bergauf, denn wir müssen an der Festung von S. João Baptista vorbei, welche aus dem 16. Jahrhundert stammt und mit Blick auf Angra hoch über dem Hafen thront. Teile davon sehen wir, wenn wir im Cockpit unserer Sabir sitzen.
Wir kommen am Fort vorbei. Am Eingang steht ein junger Soldat unbeweglich und mit ausdrucksloser Miene. Ich grüße ihn beim Vorbeikommen freundlich, er salutiert und ich erschrecke mich ein wenig ob dieser Reaktion. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Wir schlendern um das Fort. Von hier hat man einen schönen Blick auf Angra und den Hafen. Der Anblick erscheint durch die Bausünde eines Hotels leider etwas getrübt.
Wir gehen weiter und kommen zu einem Aussichtspunkt. Von dort sehen wir, wie die „Santa Maria Manuela“ in Richtung Hafen einläuft. In der Nähe entdecken wir eine Bank und einen Tisch und wir lassen uns dort kurzerhand nieder. Es ist von hier oben schön anzusehen, wie sich der Viermaster langsam der Marina nähert. Wir wollen beobachten, wo er seinen Anker wirft. Währenddessen knabbern wir an unseren Nüsschen und erinnern uns an die Zeit auf der Roald Amundsen. Und plötzlich hören wir von hier oben tatsächlich, wie die Ankerkette zu rasseln beginnt.
Für uns geht es dann weiter, vorbei an einer schönen kleinen Kapelle. Diese ist zwar verschlossen, aber man kann durch die Gitterstäbe einen Blick in das Innere werfen. An der Seite hängt eine kleine Glocke und die Versuchung ist sehr groß, an dieser mal zu bimmeln. Wir hatten vorhin – während unserer „Rast“ – tatsächlich einen Glockenschlag gehört. Kurze Zeit darauf ist ein Auto an uns vorbeigefahren. Nun überlegen wir, ob hier tatsächlich zu jeder vollen Stunde jemand kommt, um das Glöckchen zu betätigen oder ob sich jemand tatsächlich nicht beherrschen konnte… wir werden es nicht erfahren.
Peter hat seit gestern starke Rückenschmerzen. Es geht ihm beim Laufen zwar gut, aber trotzdem nutzt er gerne jede Möglichkeit, um sich mal kurz auf den Rücken zu legen und zu entspannen. Das ist hier auf diesem Weg sehr gut möglich, denn es stehen überall schöne Bänke. Überhaupt fällt uns auf, wie schön gepflegt und schön angelegt dieser Weg ist.
Nach einer kurzen Rast geht es weiter und wir machen noch einen kurzen Schlenker nach Süden, dort ist ein Aussichtspunkt auf der Karte eingezeichnet.
Da ist er wieder… dieser sehnsuchtsvolle Blick über das Meer….
Dann geht es ein Stück des Weges zurück, um dann nach kurzer Strecke steil nach oben weiterzugehen. Plötzlich stehen wir in einem Meer von frischer Minze. Minze soweit das Auge reicht und der Duft so wunderbar. Wir überlegen uns ein Paar Stängel mitzunehmen, entscheiden uns dann aber dagegen, da sie sicher verwelken würden, bis wir wieder auf Sabir sind.
Weiter geht es, auf nach wie vor schönen Wegen, oberhalb der Küste, mit Blick auf die Marina und das offene Meer.
Oben angekommen, haben wir den erwarteten und schönen Blick auf den Westen der Insel.
Kurz danach kommen wir an einer alten Telegrafenstation vorbei. Das schauen wir uns sehr ausgiebig an.
Diese Telegrafenstation war von einem Ausguck besetzt, der die Küste beobachtet hat und der Stadt jedes ankommende und vorbeifahrende Schiff gemeldet hat. Dies geschah mit einer Kombination von Bällen, die an Schnüren an das Kreuz hochgezogen wurden. Die Ankündigung erfolgte in drei Schritten:
- Aus welcher Richtung kommt das Schiff / Welche Richtung hat das Schiff eingeschlagen.
- Um welche Art von Schiff handelt es sich / Welche Absichten hat das Schiff.
- Welche Nationalität hat das Schiff (Freund/Feind) / Weitere Absichten.
Wir haben Spaß daran uns zu überlegen, wie damals wohl die Ankunft von Sabir angekündigt worden wäre…
Wir könnten hier noch ewig stehen, merken aber, dass wir uns schon wieder vertrödeln und wir die Runde heute mit Sicherheit nicht schaffen werden. Aber das macht ja nichts, wir haben ja Zeit…
Gegenüber sehen wir den Wanderweg, der uns außenrum um die Caldera führen würde. Wir entscheiden uns, die Strecke abzukürzen und die Runde an einem anderen Tag einfach andersherum zu Ende zu laufen.
Wir kommen schließlich noch an einem schön angelegten Picknickplatz vorbei. Hier gibt es freilaufende Truthähne, Enten und viele Hühner. Zudem viele Katzen, die wohl im Städtchen entwurmt und kastriet werden und dann hier oben „ausgesetzt“ werden. Sie werden regelmäßig gefüttert und versorgt. Außerdem soll es wohl noch zwei Papageien geben, die hier ein ziemlich trostloses Leben im Käfig haben. Einen davon sehen wir aus der Ferne.
Die Einheimischen nutzen ihren Hausberg anscheinend sehr gerne für ihr Picknick am Wochenende. Wir können uns das sehr gut vorstellen. Es ist alles sehr schön angelegt und die Kinder haben sicher Spaß an den vielen freilaufenden Tieren.
An einem Stück wird gerade der Rasen gemäht und wir riechen mal wieder, wie frisch gemähtes Gras riecht. Seltsam, welche Gerüche einem, ist man länger auf See, plötzlich ganz fremd und doch so vertraut vorkommen.
Wir gehen vollends zurück, kommen nochmal am Fort vorbei und laufen am Strand direkt zurück auf Sabir.
Den Abend lassen wir mit der Crew der Leonie in der Marinabar ausklingen.