Heute, am 12.Juli, haben wir das Auto am Vormittag. Wie immer gibt es an solchen Ausflugstagen ein Müsli und einen Kaffee im Bett.
Wir kommen zügig los und machen uns auf den Weg zu unseren heutigen Ausflugszielen. Noch keine halbe Stunde unterwegs werden wir jedoch ausgebremst. Milchkühe auf dem Weg zum Melken haben Vorfahrt. Im Schritttempo schleichen wir hinterher. Auch nicht schlecht, so können wir die Natur viel besser wahrnehmen. Ich nutze die Chance, gebe meinem Bewegungsdrang nach, steige aus und laufe nebenher.
Eine knappe halbe Stunde später hat die Herde ihr Ziel erreicht und biegt durch regelmäßige, mehr oder weniger liebevolle Klapse der Jungs, nach links in einen Weg ein. Hier stellen sie sich in Reih‘ und Glied zum Melken auf. Ich steige wieder ein und unsere Fahrt geht weiter.
Wir werden nicht müde, die Aussichtspunkte anzusteuern und so kommen wir wenig später am „Miradouro da Serra da Cume“ an. Der Aussichtspunkt wird auch das größte Milchbecken der Azoren genannt. Ein grünes Meer zieht sich auf der Ebene dahin, welches durch die Berge dahinter begrenzt wird.
Die Wolken hängen heute nicht sehr tief und wir haben auf 542 Metern einen spektakulären Blick auf die sogenannte „Manta de Retalhos“, wie die Aufteilung der landwirtschaftlichen Felder genannt wird. Mosaikartig liegen die Felder zu unseren Füßen, getrennt durch Mauern aus Vulkangestein und Hortensienhecken. Es sieht aus wie eine riesige Patchworkarbeit.
Hier stehen einige Menschen, die sich in Pose bringen und sich fotografieren (lassen). Wir werden auch gefragt, ob wir von einem Paar ein Bild machen können. Wir kommen kurz ins Gespräch. Zum Abschied werden wir gefragt, wann es für uns zurück nach Deutschland geht. Das Paar muss die nächsten Tage schon wieder abreisen. Wir sagen, dass wir noch länger hier sein werden. Beim Weggehen der beiden stellen wir mal wieder fest, wie gut es uns geht und wieviel Zeit wir hier schon verbringen durften. Unser iPhone spielt zufällig die passende Musik:
Wir fahren weiter nach Praia da Vitória. Dort wollen wir mal mit dem Hafenmeister sprechen, ob er einen Platz für Sabir hat, da wir Ende des Monats nach Deutschland reisen wollen. Wir schlendern erst Mal gemütlich an der Hafenmauer entlang und verschaffen uns einen Überblick.
Wir klopfen beim Hafenmeister und sprechen vor. Er nimmt uns freundlich in Empfang und fragt uns, wann wir denn planen zu kommen. Wir können es ihm nicht genau sagen. Tatsache ist, dass wir in Angra in der Marina nicht bleiben können, da dort eine Regatta sein wird und alle Gastlieger die Marina verlassen müssen. Eventuell gibt es noch die Möglichkeit, Sabir in Angra auf den Boat Yard zu stellen, aber auch da bekommen wir erst in ein paar Tagen eine Zu- oder Absage. Schwierig… Er überlegt kurz, nimmt seinen Schlüssel und seinen Sonnenhut und bittet uns mit ihm mitzukommen. Wir laufen über den Steg und kommen schließlich bei der Mooie Nel an. Hey, das Schiff kennen wir doch von Santa Maria und São Miguel. Der Hafenmeister spricht mit dem Eigner und es stellt sich heraus, dass sich Mooie Nel demnächst auf den Weg machen wird. Wenn wir wollen, hält er den Platz für uns frei. Wow, das ist ein super Angebot, das nehmen wir auf jeden Fall an. Wir bedanken uns und machen mit ihm aus, dass wir uns auf jeden Fall bei ihm melden werden, wenn wir näheres vom Hafenmeister in Angra wissen.
Unser nächster Stopp heute ist der „Miradouro do Facho“. Alle „Pico do Facho“ sind „Fackelberge“. Als Madeira und die Azoren noch regelmäßig von Piraten überfallen wurden, wurde auf diesen Bergen ein Ausguck postiert. Bekam dieser eine Piratenflagge oder ein Piratenschiff zu Gesicht, wurde auf dem Berg ein Leuchtfeuer entzündet, das den Bewohnern an der Küste die Gefahr signalisiert hat. Wurde das Feuer auf einem der anderen Fackelberge gesehen (z. B. dem Monte Brasil in Angra), dann wurden zur Warnung auch hier die Signalfeuer entzündet.
Während des portugiesischen Bürgerkriegs, der von 1828 bis 1834 dauerte, wurde sowohl hier, als auch an anderen portugiesischen Orten das System der Signalfeuer durch die Telegrafen-Masten ersetzt, die wir in unserem Artikel des Monte Brasil beschrieben haben. Mit diesem System wurde dann nicht mehr nur vor Piraten gewarnt, sondern es konnten auch militärische Nachrichten übermittelt werden. Hier auf dem Berg stehen auch noch Reste des Telegrafen, leider haben wir das zu spät erkannt und deswegen versäumt, ein Bild davon zu machen.
Außerdem bietet der Miradouro einen außergewöhnlichen Blick über das Meer, die Bucht und den Yachthafen von Praia da Vitória.
Was man von hier oben gut sieht: Praia da Vitoría hätte eigentlich einen sehr langen durchgehenden Sandstrand. Mit dem Bau der Marina, wurde dieser jedoch unterbrochen.
Am Aussichtspunkt Facho steht außerdem noch das Denkmal für das unbefleckte Herz Mariens, eine sechs Meter hohe Bronzestatue, die auf einem 16 Meter hohen Sockel steht. Álvaro Raposo de França aus São Paulo, hat diese gemeißelt. Sie wurde zu Ehren des Schutzpatrons der Stadt errichtet.
Unser kleiner Flitzer bringt uns als Nächstes zum „Miradouro dos Moinhos“, von hier hat man einen schönen Blick auf den Nordosten der Insel und den Ort „Quatro Ribeiras“.
In Biscoitos wird heute unser letzter Stopp sein. Hier soll es ein schönes Naturschwimmbecken geben. Das möchten wir uns auf jeden Fall auch noch anschauen. Wir mögen nämlich die Portugiesen und ihre Liebe zum Meer und ihren Naturfreibädern. Wir stehen eine ganze Weile und schauen dem Naturschauspiel zu. Peter testet auch mal kurz, wie warm das Wasser wäre, hätten wir unsere Badeklamotten dabei. Er ist der Meinung, dass es durchaus angenehm sein könnte.
Als wir zurück zum Parkplatz laufen, riecht es mal wieder sehr lecker nach Gegrilltem. Auch das mögen wir an den Portugiesen. Wirklich überall, an Straßen, Parkplätzen, am Strand oder im Wald, sind Rastplätze mit schönen Grill- und Picknickmöglichkeiten. Hier wird – egal zu welcher Uhrzeit – gegrillt und geschlemmt. Die ganze Familie sitzt um den schön gedeckten Tisch und lässt es sich gut gehen.
Zum Abschluss des schönen Tages bekomme ich von Peter heute noch ein Blümchen geschenkt. Darüber freue ich mich sehr. Danke, mein Schatz.
Zurück in der Marina haben wir heute mal wieder eine schöne Stimmung zum Abend hin.
Unsere Route heute: