Wenn der Wind bestimmt, wohin die Reise geht

Wir hatten ja schon erwähnt, dass es eigentlich geplant war, mit Oliver an die Algarve zu segeln. Verschiedene Umstände und Überlegungen und vor allem fehlende/unpassende Winde haben uns letztendlich den Entschluss fassen lassen, dass wir von Santa Maria direkt Kurs auf Porto Santo anlegen werden. Danke nochmal an Oliver, dass Du Deinen bereits gebuchten Flug von der Algarve nach Porto Santo umgebucht hast.

Am 27. August gegen 11:30 Uhr geht es schließlich los. Sabir und wir sind gut vorbereitet für die Passage nach Porto Santo. Die Lebensmittelvorräte und das Wasser sind gut gefüllt, das einzige was uns vermutlich fehlen wird, ist genügend Wind. Doch wir sind guter Dinge, dass wir trotzdem nicht nur in der Flaute sitzen müssen: Bei zu wenig Wind wollen wir auch mal wieder den Gennaker aus seinem Sack holen.

Peter hat einen Wachplan vorbereitet:

Nach dem Auslaufen setzen wir dann tatsächlich den Gennaker, was uns dieses Mal doch recht flott gelingt. Wow! Wie schön sieht das aus. Was für ein majestätischer Anblick. Wir segeln gemütlich dahin und lassen die Zeit und das Wasser an uns vorbeiziehen. Wie gewohnt, steuert der Autopilot und wir können uns zu dritt gemütlich hinsetzen und einen kleinen Nachmittagssnack genießen.

Gegen Abend werden die zwei Jungs übermütig und überlegen, wie lange wir den Gennaker noch stehen lassen wollen. Ich mache den Vorschlag, dass wir ihn auf jeden Fall vor Sonnenuntergang wieder herunterholen sollten. Hm… die beiden schmollen und grollen, sie wollen den Wind noch so lange es geht ausnutzen. Nach einigem Hin und Her und überlegen entscheiden wir uns tatsächlich, da wir ja Team Vorsicht sind, dass es besser ist, den Gennaker noch bei Tageslicht einzuholen. Nach einem gemütlichen Abendessen im Cockpit holen wir den Gennacker bei schönem Abendlicht ein und verpacken ihn sicher in seinem Sack auf dem Vorschiff. Was für ein schöner Segeltag.

In meiner Wache setzen wir gegen 20:00 Uhr noch die Genua und segeln so in die erste Nacht. Meine Wache verläuft ereignislos. Der 20-minütige Rundumblick, die stündlichen Einträge in das Logbuch und die „Feuerronde“ durchs Schiff sind inzwischen Routine.

Wir wechseln uns mit wachen und schlafen ab. Dazwischen wird gekocht, geredet, gelesen und gegessen. Ich backe uns einen „Sonntagskuchen“ und so schippern wir unserem Ziel Porto Santo entgegen. Immer wieder bietet sich auch die Gelegenheit mit dem Radar zu spielen und die Funktionsweise zu üben und kennenzulernen. Wir genießen auch immer wieder die Sonnenauf- und -untergänge.

Am 30.08. schließlich – wir sitzen inzwischen in einer Flaute – sieht Peter in einiger Entfernung ein Segelschiff: „Wie? Der segelt? Mit welchem Wind bitte???“ Wir holen das Fernglas und schauen uns das mal näher an. Der Skipper entscheidet: „Wenn der segelt, dann ziehen wir jetzt auch mal unser Tuch hoch!“ Okay, aber irgendwie schlackert alles, da geht nichts, wir machen gerade mal 2kn Fahrt… Dann hören wir, wie wir über Funk gerufen werden.

Oh, ein kleiner Funkplausch in der Weite des blauen Ozeans. Ja, sehr gerne, lasst mal hören wer ihr da drüben seid und wie kommt es, dass ihr segeln könnt…

Es zieht sich einige Zeit bis der Funkkontakt wirklich steht und so hören wir, dass die Yacht „Andlen“, die unter französischer Flagge fährt, ein Problem mit dem Anlasser des Motors hat. Auf „Andlen“ segelt Yann, den wir letztes Jahr auf Gran Canaria am Puerto del Cementero getroffen haben. Er fragt uns, ob wir wohl mal vorbeikommen könnten und uns das Problem anschauen – vielleicht können wir ja helfen. Na klar! Wir nehmen die Segel wieder runter und schippern unter Motor rüber.

Wir gehen längsseits an „Andlen“, machen uns fest. Peter steigt über. Oliver bleibt erst mal noch bei mir. Ich stelle es mir etwas seltsam vor, wenn beide auf dem Nachbarschiff sind und ich hier alleine auf Sabir sitze. Mit der Zeit werde ich mutiger und „erlaube“ Oliver, dass er auch rüber gehen kann. Leider können die beiden Yann nicht helfen.

Da Yann schon einige Tage in der Flaute sitzt und wir – laut Wettervorhersage, hier geht mal wieder ein lieber Dank an die Vorbesitzer von Sabir, die uns bei längeren Passagen immer mit dem Wetter versorgen – auch die nächsten Tage wenig bis keinen Wind zu erwarten haben, bieten wir Yann an, dass wir „Andlen“ an die Leine nehmen und sie nach Porto Santo abschleppen. Während wir mit Yann sprechen, sehen wir plötzlich hinter seinem Schiff die dreieckigen Rückenflossen zweier Haie(???), die dort Kreise drehen – haben die mit einer Mahlzeit gerechnet? 😉

Gegen 12:00 Uhr ist die Abschleppleine so präpariert, dass wir unserem gemeinsamen Ziel Porto Santo entgegen fahren können. Yann erscheint sichtlich erleichtert und freut sich, dass wir ihm helfen.

Wir besprechen, dass ab sofort immer jemand im Cockpit sein wird, um die Bewegungen von „Andlen“ zu beobachten. Und ich muss Euch sagen, tagsüber war das ja alles noch ganz interessant zu beobachten. In der Nacht jedoch sah das alles anders aus. Man konnte die Leine nicht mehr sehen, die zwischen uns war. Die Entfernung war schlechter einschätzbar und die unbeleuchtete „Andlen“ erschien uns viel zu nah. Es sah fast so aus, als würde uns ein „Geisterschiff“ verfolgen. Komisch war auch, wenn man nach einem Logbucheintrag wieder nach oben kam und Andlen in der Zeit ihren Platz von Steuerbord auf Backbord gewechselt hatte. Da ist uns ein paar Mal ein Schreck in die Glieder gefahren und wir haben befürchtet, dass sich die Leine gelöst haben könnte.

Doch was soll ich sagen. Wir sind am Abend des 31. August mit den letzten Sonnenstrahlen gegen 20:00 Uhr in unserem „Heimathafen“ auf Porto Santo gut angekommen. Yann konnte die letzten Meter bis Porto Santo segeln und hat unter Segel vor dem Hafen geankert.

Ein bisschen schade war, dass trotz der Vorhersage, dass wir keinen segelbaren Wind zu erwarten hatten, am letzten Tag doch ganz passabler Wind gewesen wäre. Mit „Andlen“ im Schlepptau konnten wir jedoch die Segel nicht setzen. Trotzdem haben wir die Zeit da draußen in der unendlichen Weite mal wieder sehr genossen und sind froh und dankbar, dass uns Sabir gut nach Porto Santo gebracht hat.

Die paar Tage, in denen Oliver noch bei uns ist, nutzen wir zu Spaziergängen auf der Insel. Am Vorabend von Olivers Abreise gehen wir gemeinsam mit Segelfreunden im „Apollo 15“ essen und anschließend in eine Poncha-Bar im Ort.

Oliver lässt uns zum Abschied noch ein paar Mitbringsel da:

Nun sind wir wieder auf längere Zeit mit Samba ausgerüstet. Leider war es jedoch zu spät, als dass wir den Gin 27 noch gemeinsam mit ihm hätten probieren können. Oliver: Das schreit nach einem weiteren Aufenthalt auf Sabir so lange von dem Gin noch etwas da ist.

Am 3.9. bringen wir Oliver kurz nach sieben zum Parkplatz vor der Marina Bar zum Taxi, das ihn an den Flughafen bringen wird. Danke Oliver für die gemeinsame Zeit bei uns an Bord. Schön wars!

Peter und ich verbringen noch ein paar ruhige Tage auf Porto Santo, bevor auch wir Sabir am 8.9. verlassen und für 3 Wochen nach Deutschland fliegen. Wenn wir wieder zurück kommen, werden wir Peters Cousin Joachim mit seiner Frau Monika und Ró dabeihaben.

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