Da noch Material fehlt, um Sabirs Rumpf vollends schön zu machen und wir beim Frühstück bemerken, dass heute wieder eine gute Fernsicht besteht, entscheiden wir kurzentschlossen, heute die benachbarte Bucht im Nordosten der Insel zu erkunden. Wir nehmen den langen Weg über den Berg.
Das erste Stück des Weges bis hoch zum Aussichtspunkt Miradouro da Portela kennen wir schon vom letzten Jahr. Peter zeigt mir bei der Gelegenheit noch den Einstieg zum Tunnel, durch den er letztes Jahr gelaufen ist. Als wir den steilen Weg zum Kirchlein erklimmen, begrüßen uns die Kirchenglocken. Oben angekommen müssen wir leider feststellen, dass uns auch heute die Türe verschlossen bleibt.
Wir gehen nach einer kurzen Rast im Schatten der Bäume weiter zum Aussichtspunkt. Dort werden wir heute mit einer fantastischen Weitsicht belohnt. Obwohl wir den Ausblick vom letzten Jahr schon kennen, sind wir wieder fasziniert. Heute werden wir – Dank der Weitsicht – noch zusätzlich damit belohnt, dass wir bei Calheta Madeira hell und klar liegen sehen. Südwestlich können wir die Ilhas Desertas erkennen, vor denen wir letztes Jahr vor Anker lagen.
Auch heute machen wir ein ausführliches Fotoshooting. Wir schauen runter auf den Hafen und können Sabir auf dem Trockenen stehen sehen.
Anschließend geht’s weiter zu unserem eigentlichen Ziel: Ponta Do Passo.
Unser Weg führt durch eine hügelige, von der Sonne verdorrte Landschaft, wo sich aber die heimische Flora hartnäckig ihren Platz erhält.
Das kleine Örtchen Serra De Fora hat seinen eigenen Reiz. Die Einwohner grüßen uns freundlich und wir bestaunen die schönen Häuser…
…mit ihren Steinmauern, bunten Kaminen und einem Feigenbaum im Vorgarten.
An einem Balkon hängt ein Leintuch mit gemaltem Regenbogen und den Worten VAI FICAR TUDO BEM!
Da hatten wir Corona mal ganz aus unserem Kopf und werden doch auch hier daran erinnert.
Erstaunt sehen wir ein altes Motorrad am Wegrand stehen und stellen dann fest, dass sich auf dem angrenzenden Grundstück offenbar ein Schrottplatz befindet…oder lagert das hier womöglich einfach so?!??
An einem Hügel erkennen wir das Anwesen „Casa Branca“… wer hier wohl wohnt?!?? Wir haben im Internet recherchiert, aber leider nichts gefunden.
Am Praia do Porto Dos Frades angekommen, haben wir den Blick auf die Ilhéu De Cima. Wir denken beide in dem Moment an Martin und den schönen Segeltag mit ihm, als wir letztes Jahr mit ihm um diese Insel gesegelt sind.
Die Ilhéu de Cima ist eine kleine, unbewohnte Insel und liegt etwa ein Kilometer östlich von Porto Santo. Sie ist etwa 1,2km lang, bis zu 500m breit und etwa 111 m hoch. Wie auch die Ilhéu da Cal gehört die Ilhéu de Cima zum Natura-2000 Schutzgebiet. Im Osten der Insel steht der 1900 erbaute und 15 m hohe Leuchtturm Farol do Ilhéu de Cima.
Wir trennen uns von dem Anblick und den Erinnerungen an Martin und gehen weiter entlang der Steilküste auf einem gut begehbaren Weg. Wir kommen an schönen Buchten vorbei, zu denen Wege die steile Küste nach unten führen. Wir entscheiden uns jedoch, erst bis zum Ende zu laufen und dann Rast an einer der Buchten zu machen.
Unser Weg führt durch eine bizarre Landschaft. Alles um uns herum besteht aus Sand. Die hügeligen Formationen, an denen wir entlanglaufen, haben eine weißlich gelbe Farbe. Auf einem Schild lesen wir, dass sie im wesentlichen “aus Schalenfragmenten mariner Mikroorganismen, Mollusken und Kalkalgen bestehen. Die Meersande wurden von starken Winden in Form von riesigen Dünen abgelagert.“ Auch dieser Küstensektor hat Schutzstatus im Rahmen des Natura-2000 Schutzgebiet.
Am Ende kommen wir an den Tunnel, den wir bei unserer Erkundungstour – Work-Life-Balance – schon fast erreicht hätten. Dieses mal von der anderen Seite.
Wir gehen durch den Tunnel und erreichen unser Ziel „Ponta Do Passo“.
Überrascht stellen wir fest, dass wir fast an dem Punkt sind, an dem wir das letzte Mal umgekehrt sind. Wären wir damals nur noch ein paar Meter weiter gelaufen, hätten wir den Tunnel gesehen. Die ausgesetzten Kletterstellen (am linken Rand des Kiesstrands) hätten sich nicht auf dem Weg befunden.
Auf dem Rückweg suchen wir uns eine Bucht aus, an der wir uns im Wasser abkühlen und dann von der Sonne trocknen lassen. Da auflaufendes Wasser ist, haben wir die Wellen gut im Blick – nicht, dass wir auf unseren Handtüchern unabsichtlich nass werden…
Die Bucht liegt geschützt, dadurch wird es uns bald viel zu warm. Da wir den ganzen Tag noch nichts gegessen haben, machen wir uns auf den Weg um im „Restaurante Porto De Frades“ einzukehren. Leider macht die Küche erst in knapp zwei Stunden auf. Wir entscheiden uns nur etwas zu trinken und besprechen dabei, wie unser Rückweg aussehen soll. Da wir beide von Wind und Sonne erschlagen sind und zudem auch der Hunger nagt, lassen wir uns ein Taxi rufen.
Der Taxifahrer bringt uns ins Zentrum von Vila Baleira. Dort genießen wir nach dem schönen Tag einen Bolo Do Caco. Das letzte Stück des Rückwegs gehen wir am Strand entlang.
An Sabir angekommen, befestigt Peter den Gartenschlauch mit der Gartenbrause an dem Gestell, auf dem Sabir steht, und wir erfreuen uns an einer entspannenden Dusche. Den Abend lassen wir im Cockpit ausklingen.